Fahrbericht: BMW M235i RS von tuningwerk

Er sieht aus, als käme er gerade frisch von der Rennstrecke (kam er auch) und hätte dabei der Konkurrenz die Schweißperlen auf die Stirn getrieben (hatte er auch). Der M235i vom Tuningwerk aus Puchheim bei München fällt bereits im Stand aus vielen Rahmen, denn Worte wie „unauffällig“ oder „dezent“ haben die Jungs für diesen Wagen aus ihrem Wortschatz bereitwillig gestrichen. „Radikal“ und „kompromisslos“ beschreiben die Optik des 2er Coupés, das mit über 440 PS aufwarten kann, deutlich besser.

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Besonders klar wird das am prominenten Heckflügel, der zum Renn-Outfit passt, aber für etwas zurückhaltender veranlagte Naturen vielleicht doch zu martialisch wirkt. Alternativ kann die Heckklappe jedoch auch gegen eine Leichtbau-Klappe mit eingearbeiteter Abrisskante nach Vorbild des BMW M3 CSL der Baureihe E46 getauscht werden. Der Aufklebersatz in den klassischen M-Farben, die Kotflügelverbreiterungen sowie Diffusor und individuelle Frontschürze runden das Paket nach außen hin wieder stimmig ab. Schwarze Schmiedefelgen in 18 Zoll mit 265er Gummis hinten fügen sich ein und stehen dem 2er sprichwörtlich wie angegossen.

So sitzt man auch im M235i RS. Die Sitzkonsolen der Recaro Pole Position wurden zugunsten einer niedrigeren Sitzposition angepasst, die hinteren Sitze flogen für einen weißen Feuerlöscher und den (optionalen) Überrollkäfig gleich ganz raus. Die Bedienelemente des M Performance Interieurs mit knackig kurzem Schalthebel und dem mit Alcantara bezogenen Dreispeichenlenkrad, das auch die Öltemperatur des Sechsenders anzeigt, machen sowohl beim Anschauen als auch beim Anpacken richtig Laune. Die Türtafeln wurden nachträglich mit hellgrauem Leder bezogen.

BMW M235i RS tuningwerk 17

Nach kurzem Druck auf den Startknopf fällt der Dreilitermotor in einen ruhigen Leerlauf, vom Sound der Klappenanlage kommt im Innenraum zunächst nur recht wenig an. Doch wir erinnern uns: Fahrbarkeit und Alltagstauglichkeit lautete das Credo der Jungs vom tuningwerk. Und dazu gehört nunmal ein guter, aber nicht aufdringlicher Sound. Nach kurzer Eingewöhnung an die Sportkupplung (die Donuts überlassen wir heute jemand anders, alternativ gäbe es den Achtgang-Automaten von ZF) geht es raus auf die Landstraße. Die ersten zahm gefahrenen Kilometer offenbaren eines: Der 2er sieht aus wie ein Rennwagen, fährt sich aber völlig normal. Der rundum überarbeitete Sechszylinder-Turbo macht vom niedertourigen Stadtverkehr bis zum Anfahren im zweiten Gang alles unbeeindruckt mit. Und auch bei schnellen Autobahnetappen fühlen sich die Passagiere richtig wohl. So wird bereits die Reise zur Rennstrecke zum Genuss.

Nutzt man dabei mal das Drehzahlband aus, offenbart sich seine andere, nach außen getragene Persönlichkeit: Mit 444 PS und 600 Newtonmeter Drehmoment (Serie: 326 PS und 450 Newtonmeter) packt er kräftig an und entfacht ab 3.500 U/min ein wahres Feuerwerk an Sound, Leistungsentfaltung und Emotionen. Die Beschleunigung ist in Verbindung mit dem gesenkten Gewicht von 1.490 Kilogramm (Serie: 1.550 Kilogramm) über alle Zweifel erhaben und Kurven werden dank verstellbarem KW ClubSport Fahrwerk zur Spielwiese der Sportreifen, die sich unerbittlich mit dem Asphalt verzahnen. Die Differentialsperre von Drexler erlaubt in diesem Zusammenspiel eine Traktion, die man normalerweise nur von Sportwagen anderer (Preis-) Kategorien kennt. Und wer dann doch etwas zu schnell unterwegs war, kann auf Brembo-Stopper mit 350er Scheiben vertrauen. Das macht Spaß und so süchtig, dass jede Probefahrt zwangsweise zu kurz ist. Doch mehr als nur eine Probefahrt hat natürlich seinen Preis: Los geht’s bei 65.000 Euro.