Evocars

Mit Evocars durch Florida – Teil 2: Southernmost Audi A5

Ford hat den F-150 Raptor bereits abgeholt, doch unser zweites Reisemobil wartet bereits. Das neue Audi A5 Cabriolet mit 2,0-Liter-TFSI und Quattroantrieb. Welch eine Umstellung: vom hochbeinigen Raptor in das niedere Cabriolet. Fast hätten wir nicht alle Reiseutensilien verstauen können – machte uns der sensorgesteuerte Verdeckkasten doch einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Und in Florida mit einem Cabrio geschlossen fahren? Das geht unserer Meinung nach gar nicht! Also musste es die Rücksitzbank richten. Nach dem alles sicher verstaut war, peilten wir unser erstes Zwischenziel an.

Fort Lauderdale – Miami – Key West

Ein Stück weit fahren wir von Miami wieder Richtung Norden. Ein Abstecher in das ewige Rentnerparadies Fort Lauderdale ist angeraten, will man wirklich die Schönen und Reichen Floridas zu Gesicht bekommen. Große Yachten, schicke Boutiquen und standesgemäße Automobile warten schon auf uns. In dieser Umgebung fühlt sich das florettsilberne Audi Cabriolet sichtlich wohl. Günstiger als ein nebenan parkender McLaren ist er allemal, doch wirkt die Kombination aus der hellen Außenfarbe und dem nougartbraunen Leder im Innenraum stets stilsicher und edel. Wir zumindest kommen uns auf den Flaniermeilen von Fort Lauderdale nicht unbedingt underdressed vor.

Mit einem beherzten Tritt aufs Gaspedal stellen wir zudem fest, dass wir auch nicht zu den Langsamsten auf der Straße gehören. 252 PS und ein maximales Drehmoment von 370 Newtonmeter drücken uns tief in die Sitze – auf Tempo 100 vergehen lediglich 6,3 Sekunden. Mehr als die Sprintgewalt des Audi A5 haben wir dessen Abstandsradar genutzt. In den Staaten definitiv ein nützliches Feature, wenn man sowieso nur im Schneckentempo auf den Highways unterwegs ist. Das ACC regelt dabei feinfühlig und vorausschauend. Schaltet man noch den Spurhalteassistenten hinzu, gelingt das Sightseeing direkt um einiges entspannter. Am Strand von Fort Lauderdale fahren wir an allerhand pompösen Wohnhaustürmen vorbei, bis uns die Straße einmal mehr nach Miami führt.

Genauer gesagt nach Miami Beach mit seinem weltbekannten Ocean Drive. Nun, tagsüber gibt es über diese Straße und seine Restaurants nicht viel zu berichten. Für einen Nachtausflug reichte leider unsere Zeit nicht. Der fade Beigeschmack einer Touristenkulisse überkam uns aber dennoch. Wie so oft in den USA sehen solche Orte in Kinofilmen einfach besser aus. Auf der anderen Seite gibt es aber auch in Miami Viertel, die durchaus begeistern können. Der Wynwood Art District zählt zu einem dieser Stadtteile. Zahlreiche Graffitis und Gemälde an Häusern, Garagen und Industriebauten laden dazu ein auch die kleinste Gasse zu erkunden.

Am Ende verlassen wir Miami mit gemischten Gefühlen. Bis zuletzt wissen wir nicht genau, was wir über das gehypte Image der Florida-Metropole denken sollen. Viel Zeit zum grübeln bleibt uns allerdings nicht, steuern wir doch mittlerweile die Inselgruppe der Keys an. Dabei kommt uns zugute, dass unser Audi A5 Cabriolet mit einem regelbaren Fahrwerk ausgerüstet ist. Im Comfort-Modus bügelt es die teils schlechten amerikanischen Straßen weitestgehend glatt. Generell haben wir viel Gefallen an den Fahreigenschaften des neuen Audi A5 gefunden. Zackig lässt er sich in enge Kurven legen, der Antriebsstrang arbeitet harmonisch und auf langen Strecken mimt der A5 auch gerne den leisen Gran Tourer. Empfehlenswert ist es, sich im MMI sein ganz persönliches Fahrzeugsetup einzustellen. So sind die Verstellungsmöglichkeiten zwar eher einfach gehalten, verändern allerdings das Fahrverhalten spürbar.

Über den Overseas Highway in Richtung Süden fahrend, holt uns schließlich Hurrikan Irma erneut mit ganzer Wucht ein. Meterhohe Müllberge, umgestürzte Bäume und Palmen, kaputte Häuser und Trailer säumen unseren Weg. Immer wieder kommen uns mit Schutt beladene LKWs und Militärfahrzeuge entgegen. Viele Abschnitte der Keys gleichen einem Trümmerfeld. Es ist erschreckend was Ende September, gut vier Wochen nach dem Tropensturm, noch an Verwüstung zu sehen ist und auch zukünftig noch zu sehen sein wird. Schnell ist klar: auch bei aller Unterstützung wird es Jahre dauern, bis das Inselparadies der Keys wieder in alter Blüte erstrahlt. Zur Stimmung passend fängt es etappenweise an heftigst zu Regnen. Das Dach des Audi A5 schließt sich während der Fahrt binnen Sekunden – purer Luxus im Vergleich zu den Behelfsherbergen und Versorgungszelten die wir teilweise am Straßenrand sehen und aus denen Menschen mit dem Nötigsten versorgt werden. Hier an Urlaub zu denken ist kaum möglich.

Und dennoch: in Key West angekommen merkt man kaum etwas von den Entbehrlichkeiten, die die Insulaner derzeit verkraften müssen. Die Bars und Restaurants sind gut gefüllt, unser Hotel hat ein reichhaltiges Frühstücksbuffet und auch sonst scheint es, als wenn der Alltag in Key West schneller zurückkehrt als in anderen Teilen der Inselgruppe. Früh machten wir uns auf um eines der Wahrzeichen von Key West zu besuchen, bevor es gänzlich von Touristen umringt ist. Den Southernmost Point. Ob dieser nun wirklich der südlichste Punkt der USA ist lassen wir einmal dahingestellt. Wir wissen auf jeden Fall, dass unser Audi A5 Cabriolet in diesem Moment der Southernmost-Audi A5 der USA war.

Key West – Sanibel Island – Tampa

Unser Abstecher auf die Keys blieb denkbar kurz. Parks waren geschlossen, Strände nicht zugänglich und so mancher Shop-Betreiber hatte noch vernagelte Fenster. Wieder auf dem Overseas Highway fahren wir zurück Richtung Norden – zuminest das Wetter belohnt uns mit einer gehörigen Portion Sonne und angenehmen Temperaturen. Das Meer schimmert Türkis und fast scheint es so, als wenn nichts gewesen wäre. Passend zur sonnigen Laune kühlt unser Audi A5 nicht nur per Klimaanlage, sondern auch durch belüftete Sitze. Bei rund 30 Grad Außentemperatur nicht gerade die schlechteste Erfindung.

Erneut steuern wir Miami an. Diesmal allerdings nur um auf den Everglades Parkway zu gelangen. Die Schnellstraße, die auf dem direktesten Wege die Ost- mit der Westküste Floridas verbindet. Unser Audi A5 Cabrio ist nun unser Reiseleiter. Zeigt uns im Virtual Cockpit, auf dem Head-Up-Display und im MMI-Bildschirm alle Informationen an die wir benötigen. Ab und zu könnten es auch ein paar Daten weniger sein, die auf den Fahrer einprasseln. Wem der Sinn nach Ruhe steht, kann so manche Anzeige natürlich auch deaktivieren und lässt sich durch die Bang & Olufsen Soundanlage mit milden Klängen beschallen. Zwar macht die Anlage optisch einiges her, doch sind wir mittlerweile der Meinung, dass man sich den deftigen Aufpreis sparen kann. Denn klangtechnisch haut sie uns auch dieses Mal nicht vom Hocker. Die weitaus günstigere Audi Soundanlage erfüllt hier den gleichen Zweck.

Ruhe und Entspannung vermittelt auch das Akustikverdeck des Audi A5 Cabriolets. Ähnlich ruhig wie im Coupé gibt die Dachbespannung keinen Grund zur Kritik. Die Everglades hinter uns gelassen wird es mittlerweile dunkel und langsam aber sicher steuern wir unser Nachtquartier auf Sanibel Island an. Nun offenbaren die Audi Matrix-LED-Scheinwerfer wozu sie im Stande sind – taghell sind die Straßen und so manche Straßenlaterne wirkt auf einmal wie eine glimmende Kerze. Der Fernlichtassistent arbeitet ebenfalls ohne Auffälligkeiten. Was uns hingegen auffällt sind die Unterschiede zwischen der West- und Ostküste Floridas. Zurück im Westen erlebt man ein anderes Florida. Aufgeräumter, strukturierter und meist sauberer geht es hier im Alltag zu. Die Straßen sind mitunter besser und irgendwie sieht es hier mehr nach Urlaub aus als im Rest des Sunshine State. Doch bleibt dies nur eine persönliche Meinung.

Zurück am Ausgangspunkt unserer Reise, am Flughafen Tampa, haben wir uns allerdings eine Meinung über das neue Audi A5 Cabriolet bilden können. Und diese Meinung darf gerne geteilt werden: Audi scheint derzeit in einer Selbstfindungsphase zu stecken. Der Dieselskandal, das Ende der Quattro GmbH und vor kurzem die Ankündigung einer weltweit einheitlichen Nomenklatur für alle Audi-Modelle hat bei Freunden des süddeutschen Autobauers oft zu Unverständnis geführt. Unterm Strich jedoch kann Audi weiterhin verdammt gute Autos bauen, die den Vergleich zur Konkurrenz – weder im In- noch im Ausland – auch zukünftig nicht zu scheuen braucht. Die Verarbeitungsqualität im neuen Audi A5 ist beispielhaft, der Antriebsstrang arbeitet ausgewogen und die (optionale) Ausstattung ist umfangreich und lässt kaum Wünsche übrig. Eine Sache finden wir allerdings schade: dass der normale Audi A5 benzinseitig nur mit einem 2,0-Liter-TFSI ausgerüstet wird. Wir hätten uns einen sahnigen Audi-V6 gewünscht – eben ohne die derbe Krawalloptik der S und RS Modelle.

Technische Daten*

Modell: Audi A5 Cabriolet 2.0 TFSI Quattro
Motor: Vierzylinder-Motor, 1.984 ccm
Leistung: 252 PS (185 kW)
Drehmoment: 370 Nm
Antrieb: Allradantrieb, 7-Gang-S-tronic
Verbrauch (ECE): 6,7 l Super/100 Km
Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 6,3 s
Höchstgeschwindigkeit: 250 Km/h (abgeregelt)
Abmessungen (L/B/H): 4,67 m/1,84 m/1,36 m
Gewicht: ca. 1.800 Kg
Grundpreis: ca. 56.250 Euro

*Herstellerangaben

Fotos: Lydia Sölva und Thomas Vogelhuber für Evocars