Mazda

Polo Alternative: Der Mazda 2 im Test

Der kleinste Mazda, aber oho. So werben die Japaner auf ihrer Webseite für den Mazda 2. Und in der Tat: wer die Nähe zum Keinwagentum nicht kennt, der wird überrascht sein wie üppig ein Kompaktwagen heute ausgestattet sein kann. Freilich nur, wenn man dafür bereit ist ordentlich Geld in die Hand zu nehmen. Zwar startet die Basisversion des Mazda 2 bereits bei 12.890 Euro, wer aber aufs Ganze geht und die von uns gefahrene Kizoko Intense Ausstattung wählt ist schnell mehr als 20.000 Euro los. Wir haben, eher untypisch für die angedachte Zielgruppe, allerdings auch die größte Motorisierung mit an Bord. Der Skyactive-G mit 115 PS sorgt für annehmbare Fahrleistungen und versetzt uns gar ein wenig zurück in die Vergangenheit.

Denn damals, 1976, war es der erste Golf GTI der mit 110 PS das Zeitalter der schnellen Kompaktklasse eingeläutet hatte. Heute, gut 41 Jahre später, erinnern wir uns an diese Zeiten in einem Mazda 2. Eine gute Tonne Lebendgewicht bringt der Japaner auf die Waage, ähnlich leicht wie ein Golf GTI der ersten Stunde. Die Leistung des Mazda 2 rührt aus einem freiatmenden und 1,5 Liter großen Motor heraus, ähnlich wie der 1,6 Liter 4-Zylinder der den GTI antrieb. Nur bei der Endgeschwindigkeit überholt der Mazda dann schlussendlich den alten GTI mehr als deutlich. So ist der kleinste Zoom-Zoom-Ableger gut für eine Spitzengeschwindigkeit von 200 km/h – mit Rückenwind und bergab auch etwas darüber. Der aufwändig konstruierte Skyactive-Motor schlägt dabei eine eher raue Gangart an und kommt erst ab ca. 4.000 Umdrehungen so richtig in Schwung.

So sehr sich die herbei ersehnte Verwandtschaft zum alten GTI, anhand der bloßen Papierwerte, auch aufdrängen mag: ein übermäßiger Kompaktsportler wird aus dem Japaner nicht. Zwar ist der Mazda 2 für den städtischen Alltag mehr als ausreichend motorisiert, die alternativ angebotene 90 PS Maschine würde es wahrscheinlich auch tun, doch missen wir ein wenig den Fahrspaß abseits urbaner Gefilde. Nein, nicht jedes Auto muss auf Teufel komm raus bretthart und übermäßig sportlich sein. Allerdings sind es Kleinigkeiten, wie ordentliche Sitze und eine knackige Gangschaltung, die wir durchaus zu schätzen gewusst hätten. Auf der anderen Seite könnten wir auf Spielereien, wie dem akustischen Spurhalteassistenten oder das Head-Up-Display, welches nach wie vor auf eine ausfahrbare Scheibe projiziert wird, gerne verzichten.

Ein großer Pluspunkt beim Mazda 2, insbesondere mit der höchsten Kizoko Intense Ausstattung, ist die Auswahl und die Verarbeitung der eingesetzten Materialien. Teilbelederte Sitze, mit Textilleder bezogene Interieurleisten und das freistehende Navigationsdisplay sind alles andere als schnöder Kleinwagenchic. Hier hat sich jemand Gedanken gemacht und bedient die Individualisten unter den Kompaktfahrern, die eben nicht in einen beliebigen Ford oder Volkswagen steigen wollen. Dazu passend: das preisgekrönte Kodo Außendesign, welches den Mazda 2 pfiffig und jung wirken lässt. Allerdings – und das nur als kleine Randbemerkung – würde uns der Mazda 2 mit zwei Türen wohl besser gefallen. Praktischer sind vier Türen allemal, wobei auf den hinteren Bänken, zumindest in Mitteleuropa, nur Kinder bis zum Grundschulalter ausreichend Platz finden werden.

Die Mazda Navigationseinheit ist bekannt aus den größeren Modellen der Japaner und gibt keine Rätsel auf. Aufgrund der kompakten Bauweise des Mazda 2 rückt die Bedieneinheit allerdings an eine etwas ungünstige Position neben den Handbremshebel. Eine Mittelarmlehne gibt es ohnehin nicht zu bestellen. Die Rundinstrumente im Cockpit sind klar abzulesen, die Kombination aus digitalen und analogen Anzeigen gefällt. Die Klimaanlage, die in dieser Fahrzeugklasse (auch bei den Mitbewerbern) nach wie vor nicht serienmäßig ist, könnte ein wenig dynamischer die Luft verteilen. Ungewohnt häufig ist man damit beschäftigt das Gebläse oder die Temperatur zu justieren.

Fazit

Der Mazda 2 ist ein cooler Stadtflitzer mit vergleichsweise viel Platz für Fahrer- und Beifahrer, einer ordentlichen Motorenpalette (die auch einen Diesel sowie eine Automatikversion beinhaltet) und kann durch eine umfangreiche, wenn auch optionale, Ausstattungsliste punkten. Fahrdynamisch hätten wir uns ein wenig mehr erwartet. Gerade das unpräzise Schaltwerk und die emotionslose Lenkung enttäuschen und passen nicht so recht zum dynamischen Grundcharakter des Mazda 2. Doch schaffen die Japaner das, was den Autobauern hierzulande, zumindest in dieser Fahrzeugklasse, oftmals abhanden gekommen ist: Ein originelles Auto zu bauen, welches innen und außen nicht nach einem beliebigen Großserienprodukt aussieht, sehr gut verarbeitet ist und mit seinen Detaillösungen zu begeistern weiß.

Technische Daten*

Modell: Mazda 2 Kizoko Intense
Motor: Vierzylinder-Motor, 1.496 ccm
Leistung: 115 PS (85 kW)
Drehmoment: 148 Nm
Antrieb: Frontantrieb, 6-Gang-Schaltgetriebe
Verbrauch: 4,9 l Super/100 Kilometer
Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 8,7 s
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Abmessungen (L/B/H): 4,06 m/1,70 m/1,50 m
Gewicht: ca. 1.040 Kg
Grundpreis: ca. 12.980 Euro (Basisausstattung)

*Herstellerangaben