Mercedes-AMG

Formel 1 Technologie auf der Straße: Mercedes-AMG Project One

Einmal selbst einen Formel 1 Boliden zu steuern ist der Traum vieler Autofans rund um die Welt. Kein Wunder, gibt es doch mit Sportlern wie Michael Schumacher, Ayrton Senna oder zuletzt Sebastian Vettel und Lewis Hamilton genug Inspiration im Rennsport. Nun haben 275 Menschen die Möglichkeit, Formel 1 Feeling auch auf der Straße zu genießen. Wie das möglich sein soll? Des Rätsels Lösung heißt Mercedes-AMG Project One.

Mit Einschränkungen von der Rennstrecke auf die Straße

Der Mercedes-AMG Project One ist ein wahr gewordener Traum. Jedoch ist das preislich nicht unbedingt der Fall. Gerade einmal 275 Interessierte dürfen das streng limitierte Modell käuflich erwerben, bezahlen dafür einen stolzen Preis von 2,275 Millionen € plus Steuern. Damit werden sie am Ende meist einen Gesamtpreis von 2,7 Millionen € zahlen. Somit wird schnell ersichtlich, dass das Prestigeprojekt seinen Preis besser wert sein sollte, um dem Kunden etwas zu bieten. So ist es dann auch, denn die Technik kommt jener der Formel 1 Boliden schon erstaunlich nahe.

Das Auto mit dem Stern baut auf einem Karbon-Monocoque auf und bietet einen 1,6 Liter V6-Turbo in Mittelmotorbauweise. Genau dieser ist auch in Monaco, Spa und Monza im Wagen von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas zu finden. Wie die letzten Jahre in der Königsklasse des Motorsports zeigten, ist diese Technologie vor allem im Mercedes den anderen überlegen. In den vergangenen vier Jahren gewannen die Silberpfeile jeweils die Fahrer- und Konstrukteursweltmeisterschaft. Da auch die Quoten für die kommende Saison mit 2,25 für Hamilton und damit den amtierenden Weltmeister sprechen (Stand 12. Dezember), bekommt auch der Straßenfahrer einen echten Siegerboliden vor die Garage geliefert.

Als Maximaldrehzahl kommt der Mercedes-AMG Project One auf 11.000 Umdrehungen pro Minuten. Somit wird in der Spitze nicht ganz das Niveau der Formel 1 erreicht, was sich allerdings letztlich positiv auf die Haltbarkeit auswirkt. AMG legt den Motor auf rund 50.000 Kilometer aus, statt den nur 4.000 Kilometern, die in der Formel 1 die Norm sind. Mit dem Hochdrehzahlkonzept lässt sich so viel Super plus verbrennen, wie es denn sein soll – sprich bis der Tank leer ist. Gestützt wird das Gesamtprojekt von vier Elektromotoren. Die Hauptelemente sind dabei die MGU-H und die MGU-K. Detailinteressierten Formel 1 Fans sind diese Kürzel für Motor Generator Unit Heat und Motor Generator Unit Kinetic bereits ein Begriff, alle anderen kennen sie nun auch. Erstere sorgt dafür, dass die Turbolöcher gestopft werden und die Batterien zu füllen. Dafür werden die heißen Auspuffgase genutzt. Letzterer wandelt die kinetische Energie während des Bremsens in Strom um. Die direkte Verbindung mit der Kurbelwelle sorgt für 163 PS durch die MGU-K. Zwei zusätzliche E-Motoren befinden sich an der Vorderachse. Sie werden über ein Untersetzungsgetriebe an die Räder gekoppelt und existieren nur in der Straßenversion.

Kaum genaue Leistungsdaten – Mehr Hypercars?

Von AMG gibt es nicht besonders viele Leistungsdaten geliefert. Allgemein wäre das Hypercar in der Lage, über 1.000 PS zu leisten, was in einer Höchstgeschwindigkeit von „über 350 km/h“ resultiert. Konkurrenten wie der Lamborghini Aventador und der Pagani Huayra bewegen sich demnach etwa in einer Leistungsklasse. Optisch bleibt Project One ein Modell für sich. Große Luftschlitze ziehen sich über die gesamte Front und sind damit das markanteste Element, welches sogleich ins Auge springt. Dazu gesellen sich weitere interessante Design-Elemente: ein vorgerücktes Cockpit, Dachluke mit Haifischflosse, schmale LED-Leuchten sowie ein relativ großer Diffusor. Durch eine Airbox auf dem Dach des Autos wird der Motor mit ausreichend Luft versorgt.

Ein weiteres an die Formel 1 erinnerndes Element am Auto sind die zwei kleinen Röhrchen, die sich neben dem Auspuffendrohr wiederfinden. AMG bringt so die sogenannten Wastegate-Röhrchen auch auf die Straße, in welche der Überschuss an Druck geleitet wird, um den Sound der V6-Motoren noch markanter auffallen zu lassen. Im Gegensatz zur Rennstrecke muss der Lärm jedoch etwas heruntergefahren und die Abgase nachbehandelt werden, um den jeweiligen Umweltauflagen Rechnung zu tragen. All diese Features unterstreichen, dass es allemal möglich ist, die Technologie aus der Formel 1 auf die Straße zu bringen. Jedoch ist nicht nur die Entwicklung, sondern eben auch das Endprodukt sehr teuer und damit extrem exklusiv, erkennbar an der geringen Auflage. Trotzdem bieten andere Marken bereits ähnliche Hypercar-Projekte, etwa Ferrari mit dem LaFerrari, McLaren und ihr P1 oder Porsche mit dem 918 Spyder. Noch in der Planungsphase befindet sich ein gemeinsames Projekt von Red Bull und Aston Martin. Wir können gespannt sein.