Kia

Der neue Kia Picanto 1.0 im Test: wie viel Allrounder steckt im Koreaner?

Wer sich wie wir nicht tagein tagaus mit Klein- und Kleinstwagen beschäftigt, kann in der Masse des Angebots schon einmal schnell den Überblick verlieren, wenn er sich denn dann für einen entscheiden muss. Umso froher waren wir, dass Kia selbst auf uns zukam, um uns ihre neueste Kleinwagenkreation vorzustellen. Gestatten: Picanto, Kia Picanto Einskommanull, um genau zu sein und um noch genauer zu sein: Picanto in der dritten Generation. Damit können wir doch schonmal etwas anfangen.

Um es gleich vorwegzunehmen: wie es um die Mitbewerber bestellt ist, können wir mangels eingehender Fahrerfahrung nicht so recht sagen, da verweisen wir gern auf die Kollegen, die das schon hinter sich gebracht haben. Die Volkswagen AG beispielsweise hat einige gleich und gleicher aussehende Fahrzeuge auf dem Markt, die alle unter verschiedenen Marken und Bezeichnungen firmieren, aber letzten Endes kleine Klapperbüchsen ohne echte Kofferraumklappe sind. Smart bietet den Forfour, Hyundai den i10, Renault den Twingo an. Bei Kia heißt das Picanto und das, was wir beim ersten Einsteigen vorfinden, macht nicht den schlechtesten Eindruck. Die Koreaner haben – um bei dem Beispiel zu bleiben – eine echte Heckklappe verbaut, bringen auf 3,60 Meter vier Türen und ein angriffslustiges Frontdesign mit ansprechendem LED-Tagfahrlicht unter. Drei Zylinder mit 67 PS, die an ein Fünfgang-Schaltgetriebe gekoppelt sind, sollen für Vortrieb sorgen.

Im Inneren setzt sich Positives fort, die Sitze sind ausreichend gepolstert, wenngleich Seitenhalt vielleicht nicht an oberster Stelle im Lastenheft stand. Aber, um das deutlich zu machen: der Picanto startet bei 9.990 Euro – so viel und noch viel mehr kann auch schon eine Außenfarbe beim Lamborghini Huracán Performante kosten. Unser Proband kam in der Ausstattungslinie Spirit, die bei 13.890 Euro beginnt und im Vergleich zur Einstiegsvariante mit Funkfernbedienung für die Zentralverriegelung, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, elektrischen Fensterhebern, Klimaautomatik, Lederlenkrad sowie 15-Zöllern aufwartet. Ferner gibt’s optional ein fest eingebautes 7-Zoll-Navi samt Rückfahrkamera und allerhand Optionen, die den kleinen Picanto zum Großen machen und die es bei der Konkurrenz nicht einmal für Geld oder gute Worte gibt.

Und hat man sodann die erste (deutliche) Anfahrschwäche des Colaflaschengroßen Dreizylinders überwunden, fühlt sich der kleine Kia gar nicht mehr so klein an. Fröhlich sprintet er mit seinen unter 100 Newtonmeterchen durch das Drehzahlband, bleibt auch auf der Autobahn tapfer dran und schafft, wenn es denn sein muss und die Gegebenheiten günstig sind, auch seine 180 nach Tacho. Bergab. Und mit viel Hilfe von hinten. Dabei unterstützt das gut abgestimmte Fahrwerk, mit dem der Picanto mehr als ordentlich liegt und man nicht allzu überhastet nach rechts hechtet, um den schwarzen A6, der von hinten naht, vorbeizulassen. Auf der Landstraße und in der Stadt überzeugt er mit Wendigkeit und schönem Handling, die Lenkung arbeitet direkt, jedoch für sportlich ambitionierte etwas zu leichtgängig, doch er soll ja auch noch beim Einparken gefallen, der Picanto.

Wenig Freude hingegen macht der Verbrauch des Dreizylinders, es scheint, dass er das Hubraumminus durch umso größeren Spritkonsum wieder wettzumachen versucht. So verbrauchten wir während der vermeintlichen Paradedisziplin eines Kleinwagens – dem Stadt- und Kurzstreckenverkehr mit häufigem Einsatz der Sitz- und Lenkradheizung – durchschnittlich 6,5 Liter pro 100 Kilometer. Die überwiegend (mit kurzen Ausschlägen, siehe oben) zurückhaltend gefahrene Langstrecke konnte ihn auf sechs Liter drücken, möglicherweise schafft man 5,5, doch dort dürfte dann auch das Ende der Verbrauchsanzeige erreicht sein. Zumindest die Erfahrungen der Internet-User zeigen, dass erwähnte Fahrzeuge des Wolfsburger-Riesen das ein bisschen besser können.

Die bieten dafür allerdings weder erwähnte Heckklappe noch die Komfortmerkmale des Kia, dessen serienmäßige Sieben-Jahre-Herstellergarantie hier abermals hervorgehoben werden muss. Wer einen günstigen, sehr gut verarbeiteten und gut aussehenden Kleinwagen sucht, dürfte mit dem Koreaner mehr als gut bedient sein. Und wer auf etwas Sport setzt, kann jetzt bereits einen Blick in die Bestellbücher werfen: mittlerweile gibt es einen turboaufgeladenen Dreizylinder mit 100 PS und über 170 Newtonmetern. Damit dürfte dann auch das leidige Verbrauchsthema zu einem Ende finden.

Technische Daten*

Modell: Kia Picanto 1.0
Motor: Dreizylinder-Reihe, 998 ccm
Leistung: 67 PS (49 kW) bei 5.500 U/min
Drehmoment: 96 Nm bei 3.500 U/min
Antrieb: Vorderradantrieb, Fünfgang-Schaltgetriebe
Verbrauch (ECE): 4,2 l S 100/100 Km
Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 14,3 s
Höchstgeschwindigkeit: 161 Km/h
Abmessungen (L/B/H): 3,60 m/1,60 m/1,49 m
Gewicht: 935 Kg
Grundpreis: 9.990 Euro (Attract)
Typklassen (HP/VK/TK): 15/17/19

*Herstellerangaben