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Japanisches Multitalent: der Mazda CX-5 im Test

Normalerweise – und da halten wir nicht mit hinterm Baum – finden wir Sport Utility Vehicles, kurz SUV oder auch auf deutsch: Höhergelegte Kombis mit Plastikverkleidungen ziemlich unnötig auf deutschen Straßen, zumal sie in der Regel von einer Klientel bewegt werden, die weder die höhergelegte Karosserie noch die teilweise vorhandenen Allradfunktionen kennen oder gar zu schätzen wissen. Als Totschlagsargument kommt dann immer: “ Ja aber dieser hohe Einstieg, das ist ja so komfortabel!“. Das zählt aber nur, wenn Sie Ü-75 sind oder zwei misslungene Hüft-Operationen hinter sich haben – oder beides.

Auch Mazda macht notgedrungen bei diesem seit einigen Jahren anhaltenden Trend mit und bietet mit dem 2011 erstmalig vorgestellten CX-5 ein, so sind die Japaner halt, preiswertes (es gibt ihn ab 25.190 Euro UVP) SUV-Paket an, bei dem selbst eingefleischte Kombifahrer schlucken müssen. Das hat sich mit dem 2017 auf den Markt gebrachten Facelift nicht geändert, im Gegenteil. Richtig schick ist der CX-5 geworden, bereits äußerlich gar nicht so klein und er punktet auch und vor allem mit inneren Werten, wie wir auf einer ausgiebigen Tour an den Genfer See herausfinden durften.

Dies lässt uns zunächst einen Blick unter die Magmarot Metallic (900 Euro Aufpreis) lackierte Motorhaube werfen: der 2,5-Liter große Vierzylinder-Saugbenziner ist mit seinen 194 PS und 258 Newtonmetern Drehmoment im Prinzip ein alter Bekannter, verfügt jedoch seit der CX-5-Neuauflage über eine Zylinderabschaltung. Mittels eines variablen Ventilspiels können die Ein- und Auslassventile des ersten und vierten Zylinders im Teillastbetrieb deaktiviert werden, sodass lediglich die beiden verbleibenden Zylinder arbeiten müssen. Dies geschieht für den Fahrer fast unmerklich, lediglich ein minimales Vibrieren des Gaspedals können sehr feinfühlige Naturen vermerken, der Zweizylinderbetrieb wird jedoch für die Meisten im Verborgenen bleiben, da sie darüber nicht mittels einer Anzeige wie beispielsweise im Cadillac XT5 informiert werden. Für die Spritsparfanatiker wäre diese noch eine willkommene Spielerei, denn das Potential ist groß: auf Schweizer Autobahnen mit hohem Tempomatanteil und im zähfließenden Verkehr rund um den Lac Léman genehmigte sich der Vierzylinder lediglich 7,4 Liter Super. Und selbst forscher gefahrene Autobahnabschnitte quittierte der Japaner mit beeindruckenden 8,7 Litern Durchschnittsverbrauch pro 100 Kilometer. Im Langzeitschnitt benötigten wir 8,4 Liter Superbenzin, was ein hervorragender Wert für ein 1,6-Tonnen schweres Allrad-SUV mit knapp 200 PS ist. Mazda zeigt: es muss nicht immer Downsizing sein. Intelligente Ingenieursleistung genügt in der Regel schon.

Ein Muster an Agilität wird aus dem SUV mit seinem etwas spärlichen Drehmoment, das gegen die allmächtigen Biturbo-TDI keinen Stich macht, allerdings nicht mehr, auch wenn wir die Werksangabe der Höchstgeschwindigkeit von lediglich 195 Stundenkilometern locker überflügeln konnten. Aus niedrigen Drehzahlen kommt der Mazda mehr schlecht als recht aus dem Quark, die Automatik muss einmal mehr herunterschalten, damit eine gewisse Dynamik aufkommt. Dafür dreht die großvolumige Maschine freudig und vibrationsfrei hoch bis über 6.000 Umdrehungen, tönt dabei sogar etwas sportlich und treibt den CX-5 bei Bedarf in unter 10 Sekunden auf Tempo 100. Doch das lässige Cruisen liegt ihm näher. Genau wie uns übrigens, die wir das „Sport“ in „SUV“ ohnehin noch nie richtig verstanden haben.

Was uns am Mazda SUV sonst gefallen hat? Fast alles, außer eben, dass es ein SUV ist (sic!). Doch dafür kann der CX-5 nichts, er muss vielmehr die Nachfrage bedienen. Und die ist in der Schweiz offensichtlich noch höher als bei uns in Good Old Germany, wobei dies bei den teilweise kruden Straßenverhältnissen in den Hanglagen sogar mindestens ebenso nachvollziehbar ist, wie der Wunsch nach Allradantrieb. Die etwas altbackene (andererseits: mehr Gänge braucht keiner) Sechsgangautomatik (Serie) verrichtete jedenfalls unauffällig ihren Dienst, leise rollte der Japaner über sämtliche Straßen, wobei der Federungskomfort für unseren Geschmack sogar noch etwas besser oder sagen wir: weicher hätte sein können. Dafür überzeugte der CX-5 mit einer guten und sicheren Kurvenlage sowie einem spontanen Einlenkverhalten, dessen Leichtigkeit an ein oder zwei Fahrzeugklassen drunter erinnerte.

Auch auf der Langstrecke fanden wir Gefallen am Japaner, was unter anderem an den eingebauten technischen Helferlein lag – mit Ausnahme der in der Variante Sports-Line (ab 38.190 Euro) serienmäßig verbauten Müdigkeitserkennung DAA. Diese meint an den unmöglichsten Parametern zu erkennen, dass der Fahrer eine Pause benötigt und macht sodann mit einem erschreckend durchdringenden Piepton auf sich aufmerksam, sodass man – wach wie man ist – beinahe in die Leitplanke donnert. Hier wäre noch etwas Feinarbeit nötig. Doch abgesehen davon, dass der Totwinkelwarner (ebenfalls Serie) samt Anzeige im detailreichen Head-Up-Display (990 Euro im Technik-Paket) besagte Leitplanke desöfteren für ein „sich bewegendes Objekt“ hielt, blieben sämtliche Assistenten angenehm im Hintergrund. Auch der radargestützte Abstands-Tempomat verhielt sich feinfühlig und war angenehm in der Regelung. Gleiches gilt für die (ebenfalls serienmäßigen) Voll-LED-Scheinwerfer mit Fernlichtautomatik, die nur noch vom famosen System der Mercedes-S-Klasse übertroffen werden. Das Multimediasystem ist zwar optisch etwas in die Jahre gekommen und verlor manchmal die Lust am DAB-Empfang (ebenfalls: Serie), die Navi-Einheit rechnete jedoch schnell und fehlerfrei. Nicht vergessen: wir reden hier über ein Mazda-SUV zum Preis von weniger als 40.000 Euro.

Fazit

Wer also die Lust am hohen Einstieg noch nicht verloren hat, ein vollwertiges SUV mit ausreichend Bodenfreiheit, Allradantrieb, genügend Leistung samt geringem Verbrauch und viel Platz braucht oder einfach haben will, ist mit dem Mazda CX-5 mehr als nur gut bedient. Der Japaner erledigt sämtliche Anforderungen mit Bravour. Einzig emotional hat der Mazda Nachholbedarf. Dafür ist er zu gut, zu fehlerlos. Aber Streber wurden ja auch meistens nur von denjenigen nicht gemocht, die selbst wenig konnten.

Technische Daten*

Modell: Mazda CX-5 Skyactiv-G 194 AWD i-ELOOP Sports-Line
Motor: Vierzylinder-Reihenmotor, 2.488 ccm
Leistung: 194 PS (143 kW) bei 6.000 U/min
Drehmoment: 258 Nm bei 4.000 U/min
Antrieb: Allradantrieb, Sechsgang-Automatikgetriebe
Verbrauch (ECE): 7,1 l S 100/100 Km
Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 9,2 s
Höchstgeschwindigkeit: 195 Km/h
Abmessungen (L/B/H): 4,55 m/1,84 m/1,68 m
Gewicht: 1.560 Kg
Grundpreis: 38.190 Euro
Typklassen (HP/VK/TK): 18/26/28

*Herstellerangaben