Evocars/ Jaguar

Englische Kombielite: Der Jaguar XF Sportbrake 30d im Test!

Braucht man einen Jaguar Kombi mit 300 Diesel-PS, der im Grundpreis rund 73.000 und im Falle unseres Testwagens gar heftige 85.000 Euro kostet? Das liegt wohl im Auge des Betrachters; aber was braucht man schon wirklich im Leben? Wir meinen, der neue Jaguar XF Sportbrake 300 Sport 30d ist gerade ordentlich motorisiert und weckt selbst im bodenständigsten Familienvater ein gewisses „Haben-Will-Gefühl“. Es ist einfach beeindruckend, wie die 300 PS in Verbindung mit den 700 Nm Drehmoment nach vorne schießen, beinahe keine Grenzen kennen und am Ende dennoch mit einem annehmbaren Verbrauch zwischen 8-10 Liter Diesel überzeugen.

Fahrdynamisch ziehen wir den Hut vor den Engländern, die es schaffen, ein fast zwei Tonnen schweres Kombis so leichtfüßig wirken zu lassen. Nein, an der neuen Sportlichkeit von Jaguar hegen wir keine Zweifel und so gibt es an Antrieb, Fahrwerk und Lenkung auch nichts zu bekritteln! Ein bisschen Feingefühl hinter dem Steuerrad gehört derweil schon dazu, möchte man den Nobel-Kombi flott durch allzu feuchte Kurven tragen. Den großen V6-Diesel gibt es nämlich nur mit Heckantrieb – was wir zu einhundert Prozent unterstützten! Wer braucht schon einen Allrad, wenn ein Auto so herrlich direkt einlenkt, vom Antrieb geschoben wird und auf geschlängelten Landstraßen derart viel Spaß vermittelt.

Selbst im bayerischen Wintergetöse bleibt der XF Sportbrake stets in der Spur, was maßgeblich an den fein abgestimmten Helferlein liegt. Wer auf Eis- und Schnee hingegen gerne den Kombi-Rucksack raushängen lassen will, der lockert die Fangleinen des Stabilitätsprogramms in zwei Stufen bzw. nach persönlichem Können. Fahrwerk, Lenkung und Gaspedalkennlinie lassen sich zwischen den Fahrmodi Dynamik, Normal, Eco und Regen/Schnee durchaus spürbar verstellen, wobei der Normalmodus selbst auf verwinkelten Bergpassagen meist die beste Abstimmung lieferte. Interessant: Trotz der sehr sportlichen Gesamtabstimmung des Jaguar XF Sportbrake hatten wir nie das Gefühl, der Wagen könnte unkomfortabel sein. Ein Fakt, den das wunderbar abgestimmte 8-Gang-ZF-Getriebe nur noch weiter verstärkt.

Betrachtet man den Sportbrake von außen so könnte man meinen, innen sei in Sachen Ladevolumen nicht viel zu holen. Doch täuscht der erste Eindruck, schluckt der Jaguar XF Kombi bei aufgestellten Rücksitzen beachtliche 565 Liter und bei umgelegter Rückbank mehr als heftige 1.700 Liter! Der Stauraum ist zudem bestens zu nutzen, da die Ladefläche ohne störende Stufen auskommt. Was man sich allerdings dabei dachte, den Einfüllstutzen des AdBlue-Behälters in den Kofferraum zu verlegen, das weiß wohl nur Jaguar selbst. So sollte der Harnstoff beim Einfüllen auf keinen Fall daneben gehen, birgt der Kontakt mit Metall oder elektrischen Bauteilen ein erhebliches Schadensrisiko!

Doch ist der AdBlue-Tank nicht die einzige Kuriosität des Jaguar XF Sportbrake. Unser Testwagen glänzte bei Minustemperaturen immerwährend durch ein nicht funktionierendes Radio, die Spracheingabe arbeitete dann ebenso wenig wie auch die Warntöne der PDC-Sensoren. Erst nach einem gut temperierten Neustart liefen alle Systeme wieder im Normalbetrieb. Komisch fanden wir zudem, dass bei einem Fahrzeug für 85.000 Euro die Türdichtung der Fahrerseite lose war und die Kanten der Sitzverkleidungen unter den Vordersitzen nicht abgegratet sind. Sorry Jaguar, hier erwarten wir mehr Hingebung, mehr Detailverliebtheit oder unterm Strich schlichtweg: mehr Qualität!

Wie auch bei den aktuellen Land Rover Modellen, befinden sich die Lenkstockhebel nicht in idealer Greifposition und die Bedienung des virtuellen Cockpits ist nicht immer logisch. Blickt man jedoch über solche Dinge hinweg, glänzt der Innenraum des Jaguar XF Sportbrake mit hervorragend konturierten Sitzen, einer ordentlichen Geräuschdämmung und einem stilvollen Design. Das Navigationssystem arbeitet angenehm flott im Hintergrund, ist überwiegend gut zu bedienen und ziemlich lässig finden wir auch den Stealth-Modus, der den Navi-Bildschirm deaktiviert und die Kombiinstrumente gleichzeitig auf ein Minium herunterdimmt.

Fazit

Der neue Jaguar XF Sportbrake ist ohne Zweifel einer der schönsten Kombinationskraftwagen unserer Zeit. Die langgestreckte und beinahe coupéhafte Seitenlinie verkörpert wie kaum ein anderer Jaguar das jagende Raubkatzenlogo und wer an dem tollen Heckdesign mit den F-Type-Leuchten keinen Gefallen findet ist selber Schuld. Doch sieht der XF Sportbrake 300 Sport nicht nur erstklassig aus – er fährt sich auch so! Trotz seiner Größe und dem deutlichen Gewicht meint man einen viel kompakteren Wagen zu befehligen. Abzüge gibt es dagegen klar in Sachen Verarbeitungsqualität, die uns bei manchen Details nicht überzeugen konnte.

Technische Daten*

Modell: Jaguar XF Sportbrake 300 Sport 30d
Motor: Sechszylinder-V-Motor, Biturbo, 2.993 ccm
Leistung: 300 PS (221 kW) bei 4.000 U/min
Drehmoment: 700 Nm bei 2.000 U/min
Antrieb: Heckantrieb, Achtgang-Automatikgetriebe
Verbrauch: 6,2 – 6,1 l S /100 Km
Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 6,6 s
Höchstgeschwindigkeit: 250 Km/h
Abmessungen (L/B/H): 4,95 m/1,88 m/1,45 m
Gewicht: ca. 1.855 Kg
Abgasnorm: Euro 6 d-TEMP
Grundpreis: 73.030 Euro

*Herstellerangaben

Bilder: Thomas Vogelhuber