Mercedes-Benz EQC400 4matic im Test

Sie haben das Rad nicht neu erfunden. Aber das Automobil. Das war 1886, seitdem ist viel passiert. Mit dem Mercedes-Benz EQC400 4matic haben sich die Schwaben Zeit gelassen in Sachen Elektromobilität. Zwar gab es vorher schon ein paar Leuchtturm-Projekte, wir denken da an die B-Klasse mit Tesla-Technik, oder gar den SLS E-Cell. Ja sogar der smart versucht seit ein paar Jahren auch elektrisch sein Glück. Mit dem kompakten SUV und der neuen EQ-Dachmarke soll nun alles anders werden. Wir haben es ausprobiert.

Wenn sie schon einmal in einem modernen Mercedes gesessen haben, dann ist ihnen der Mercedes-Benz EQC400 bekannt. Er sieht identisch aus, er fühlt sich identisch an – aber er fährt nicht identisch. Denn auch wenn das erste Massen-Elektroauto der Stuttgarter auf dem kompakten GLC aufbaut, ist es doch etwas Besonderes.

Überraschend normal: der Mercedes-Benz EQC400

Die Hülle ist eine andere, sie ist feiner, weicher und vielleicht eine der besten Formen der aktuellen Designlinie. Besonders mit den großen und filigranen Felgen wirkt der EQC mehr wie eine Skulptur auf Rädern. Vor allem aber ist er nicht auf den ersten Blick als Elektroauto zu erkennen. Denn seine technische Basis verbietet große Freiheiten im Karosseriedesign.

Design, Platz & Komfort

Er hat weder ein weit nach vorne gezogenes Dach, noch einen überlangen Radstand. Der Mercedes-Benz EQC400 geht optisch als ganz normales SUV durch. Gleiches gilt entsprechend für das Platzangebot. Während etwa die Innenbreite noch relativ großzügig ist, zeigen sich die Grenzen spätestens beim Knieraum hinten.

Dass sie bei Mercedes etwas vom Autobau verstehen zeigt sich aber in der Tatsache, dass der EQC nie eng ist. Aussparungen in den Vordersitzen, eine Wölbung im Dachhimmel: schon passt der Fondpassagier wie angegossen ins Auto. Sie haben den vorhandenen Platz also maximal genutzt.

In der vorderen Reihe ist sowieso alles bestens. Die Sitzposition ist angenehm hoch, trotzdem schmiegt das Design den Fahrer perfekt ins Fahrzeug ein. Auch die verwendeten Materialien sind bemerkenswert. Etwa der Bezugsstoff des Armaturenbretts, der aus Recycling-Material besteht und dennoch sehr hochwertig wirkt.

Überhaupt ist das Materialmix und das Design mit kupferfarbenen Luftdüsen und anderen Akzenten herrlich modern. Man hat doch ein bisschen Mut gehabt bei Mercedes den EQC anders zu positionieren.

Technische Highlights

Die Antriebstechnologie des Mercedes-Benz EQC400 kommt weitgehend aus den eigenen Reihen. Beide 204 PS-Motoren an Front und Heck, sowie das 80 kWh-Batteriepack stammen aus der Mercedes-Fertigung. Darüber hinaus ist vor allem der typische Schwerpunkt auf Sicherheit und Fahrerassistenz lobenswert.

Gerade mit Blick auf vorausschauendes und damit effizientes Fahren schafft der EQC400 hier ein gutes Ergebnis. Kamera- und Radarsensoren sowie die Navigationsdaten des Autos werden verknüpft, damit der Elektro-Benz erkennt, wie er am besten fahren soll. Die aktuell geltende und kommende Geschwindigkeitslimits, sowie Steigungen und Gefälle, Kurven und Kreuzungen rechnet er ebenfalls ein. Dabei unterstützt eine Anzeige im Digital-Cockpit, die alle Leistungs- und Fahrwerte übersichtlich darstellt.

Einzig gewöhnungsbedürftig bei diesem technisch unterstützten Effizienzgleiten: die Aktionen des Autos haben nicht mehr zwingend etwas mit der Gaspedalstellung gemein. Denn der Mercedes-Benz EQC400 fährt dann durchaus mal so wie er es für richtig hält. Natürlich kann man seine Aktivitäten aber mit einem beherzten Tritt auf das Pedal jederzeit überstimmen.

Wie fährt der Mercedes-Benz EQC400?

Sehr herrschaftlich. Das liegt nicht nur an der Lautlosigkeit des Antriebs, sondern auch am Fahrzeuggewicht. Mit 2500kg Leergewicht ist der EQC400 eines der schwersten Elektroautos am Markt. Und das obwohl er gar nicht einmal zu den größten gehört.

Wo sich nun einerseits der Verzicht auf eine EV-spezifische Plattform rächt, gewinnt der Komfort auf der anderen Seite. Denn der EQC verfügt über alle im GLC integrierten Massnahmen zur Abkopplung des Verbrenners. Entsprechend ist die Geräuschdämmung bemerkenswert. Spezielle Dinge wie ein Akustikschaum im Reifen zur Dämpfung der Abrollgeräusche zeigen, dass es ihnen wirklich ernst war in Stuttgart.

Auch Feinheiten wie die Geräuschentwicklung der Motoren haben sie bedacht. Und so flüstert der Mercedes-Benz EQC400 wirklich nur unmerklich und bietet ein sehr erhabenes Reiseerlebnis. Zumal wir hier auch nur von einem EQC sprechen – schwer vorstellbar wie ein EQE oder gar EQS hier noch drauflegen sollen.

Zu wünschen wäre etwas mehr Zurückhaltung beim Verbrauch. Mit vollem Eco-Programm und sehr defensivem Rollen im Verkehr haben wir 17kWh/100km geschafft. Doch bei normaler Fahrt im Comfort-Modus sind es dann doch 28 oder gar 30kWh/100km. Hier rächt sich dann die relativ kleine Batterie mit nur 80kWh-Speichervermögen.

Damit schafft der Mercedes-Benz EQC400 selten eine echte Reichweite von 300km. Und das ist für ein SUV dieser Größe, vor allem aber in dieser Preisklasse dann doch wenig. Zumal er sich abseits der Gleichstrom-Schnelllader nur mit maximal 7,4kW aufladen lässt. Daheim, wo man meist nicht auf 32A pro Phase zurückgreifen kann, sind es dann sogar nur 3,7kW.

Fazit:

Der grosse Elektro-Benz ist ein guter Wurf. Man merkt, dass sich Mercedes mancherorts ein bisschen weiter herausgewagt hat als sonst üblich. Dennoch bleibt der EQC400 ein eher konservatives Auto. Gerade bei Verbrauch und Ladetempo lässt er deshalb allerdings ein paar Federn.

In Sachen Komfort und Sicherheit gibt es aber wohl kaum eine besser Alternative am Markt bisher.

Technische Daten:

Modell: Mercedes-Benz EQC400 4matic
Motor: 2x Asynchron-Elektromotoren
Spitzenleistung: 408 PS (300 kW)
Dauerleistung: 197 PS (148 kW)
Drehmoment: 760 Nm
Antrieb: Allradantrieb, Eingang-Getriebe
Batterie: 405 V-Lithium-Ionen-Batterie, 80 kWh Kapazität (netto)
Verbrauch (NEFZ): 20,8 kWh/100km
Testverbraucht: 28,8 kWh/100km
Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 5,1 sek
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h (abgeregelt)
Abmessungen (L/B/H): 4,76 m/1,88 m/1,62 m
Gewicht: 2.495 Kg
Grundpreis: 71.281 Euro
Testwagenpreis: 94.605 Euro

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