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Ford Ranger Raptor 2.0 EcoBlue im Test: Der mit der SUV tanzt

In Zeiten von Klimadiskussion und Elektroauto-Boom wirkt unser aktueller 360°-Tester ein wenig aus dem Rahmen gefallen. Kaum ein Fahrzeug hat vor der Redaktion für so viele Reaktionen gesorgt wie der Ford Ranger Raptor. Zugegeben, man konnte ihn auch kaum übersehen.

Diejenigen, die sich nicht kopfschüttelnd abgewendet haben, hatten vor allem eine Frage: Was hat er für einen Motor? Die Antwort hat die meisten allerdings kaum zufriedengestellt. Denn entgegen der Optik arbeitet kein großer V8-Motor unter der Haube. Stattdessen kommt der Ford Ranger Raptor mit einem zwei Liter großen Dieselmotor aus.

Doch das ist kein Nachteil, ganz im Gegenteil. Es ist vielleicht der größte Vorteil des großen Offroad-Spezialisten hierzulande. Denn mit seinem modernen Antrieb wirkt der Raptor plötzlich gar nicht mehr so archaisch.

Design, Platz & Komfort

Mächtig aufgeplusterte Radhäuser in denen grobstollige 285er BF Goodrich All-Terrain-Reifen stecken. Dazu robuste Schürzen rundum und massive Aluminium-Schweller. Der Offroad-Rennen-taugliche Doppelkabinen-Pickup unterscheidet sich optisch deutlich von seinen zivilen Brüdern.

Auch innen geht es deutlich feudaler zu. Was vor allem an den mächtigen Sportsesseln liegt, die allerdings nicht nur für Halt bei weiten Gelände-Sprüngen sorgen. Tapeziert mit feinem Leder und roten Kontrastnähten verströmt das Interieur überraschenden Edel-Flar.

Überhaupt scheint der Ford Ranger Raptor der Komfort besonders am Herzen zu liegen. So ist die Ausstattung absolut komplett, außer Standheizung lässt sich praktisch nichts weiter optionieren. Entsprechend fein wird man beheizt, klimatisiert, navigiert und unterhalten. Einzig vielleicht in Reihe zwei würde man sich über etwas mehr Bewegungsfreiheit freuen.

Technische Highlights

Technische Highlight ist natürlich die Hochrüstung zum echten Rennwagen. Denn nichts anderes ist der Ford Ranger Raptor, wenn auch nicht für den Asphalt. Seine Stunde schlängt abseits der Straße, wenn es wirklich grob wird. Dazu ließ das australischen Entwicklungsteam von Ford Performance kaum einen Stein auf dem anderen.

So mussten die hinteren Blattfedern ausziehen und stattdessen werden Schraubenfedern mit feinsten Fox-Dämpfer rundum montiert. Dazu kommen Verstärkungen am gesamten Rahmen, sowie Stahl-Schutzplatten zur Panzerung der Aggregate. Die mächtige Bereifung haben wir bereits angesprochen.

Mit diesen Änderungen mutiert der Ford Ranger Raptor aber nicht nur zum echten Offroad-Viech. Er fährt auch überraschend gut im Alltag. Natürlich setzt seine schiere Größe dem Umtrieb in engen Innenstädten Grenzen, aber sonst gibt es wenig zu meckern.

Wie fährt der Ford Ranger Raptor 2,0 EcoBlue?

Ruhig, entspannt und erstaunlich sparsam. Zugegeben, vor letzterer Eigenschaft hatten wir zu Testbeginn einigen Respekt. Denn ein Zweitonner mit dieser Aerodynamik und solch grobstolligen Reifen kann kaum sorgsam mit dem Treibstoff umgehen. Umso erstaunlicher geht der Zweiliter-EcoBlue-Motor dann zu Werke.

Dank zweier Turbolader bringt er es auf satte 500 Nm und das schon im Drehzahlkeller. Dazu hat das 10-Gang-Getriebe stets die passende Übersetzung parat und sorgt zu jederzeit für die ideale Drehzahl. Im Ergebnis ist man somit nicht nur durchaus spurtstark, sondern eben auch sehr effizient unterwegs. Auf der Langstrecke sind Werte deutlich unter zehn Litern möglich, eine 600 km-Etappe sind wir sogar mit 8,7 Litern gefahren.

In Summe macht er seine Sache nicht nur antriebsseitig gut. Besonders das feine Fox-Fahrwerk zeigt beeindruckende Fähigkeiten. Ob schnell auf der Autobahn, ruhig im Alltag, oder beherzt im Wald: den Raptor bringt nichts aus der Fassung.

Fazit:

Man darf sich kein vorschnelles Urteil über den Ford Ranger Raptor erlauben. Denn im Gegensatz zu den kaum weniger selbstbewusst auftretenden SUV hat seine Optik Substanz. Er ist nicht nur Show, er ist vor allem auch Go. Wer hoch auf dem Berg wohnt, viel im Wald unterwegs ist, oder sonst in extremem Gebiet unterwegs sollte Raptor fahren.

Denn im Vergleich zu seinen echten Offroad-Konkurrenten trumpft der Ford mit einem alltagstauglichen Komfort auf. Und nicht zuletzt sein cleverer wie sparsamer Antrieb machen aus ihm ein echtes Multitalent. Man sollte man ihn halt wirklich brauchen. Denn als Showfahrzeug wäre sein Talent verschenkt.

Technische Daten*:

Modell: Ford Ranger Raptor 2,0 EcoBlue
Motor: Vierzylinder-Reihe, 1.996 ccm
Leistung: 213 PS (156 kW) bei 3.750 U/min
Drehmoment: 500 Nm bei 1.750-5.200 U/min
Antrieb: Heckantrieb, zuschaltb. Allradantrieb, Zehngang-Automatikgetriebe
Verbrauch (WLTP): 8,9 Liter Diesel/100 km
Testverbrauch: 9,7 Liter Diesel/100 km
Beschleunigung (0 – 100 km/h): 10,6 sek.
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Abmessungen (L/B/H): 5,36 m/2,02 m/1,87 m
Gewicht: 2.585 kg
Grundpreis: 67.931 Euro

*Herstellerangaben