Driven: Jaguar XF Sportbrake 2012

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Ein Jaguar ist ein begehrenswertes Auto. Schon immer gewesen.  Selbst wenn die Briten zwischendurch Modelle auf den Markt brachten, die eigentlich niemand gern haben konnte. Der X-Type ist so Beispiel – wer will schon einen Jaguar fahren, ihn aber mit einem Ford-Zündschlüssel starten?

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Unter der neuen indische Mutter gehören diese Zeiten nun zum Glück der Vergangenheit an und Jaguar wagt nun einen erneuten Anlauf, in der umkämpften Klasse der Oberklasse-Kombis Fuß zu fassen. Und eins vorweg: Der XF Sportbrake ist ein ganz anderes Kaliber als der hübsch verpackte Ford Mondeo Turnier von damals. Allein sein Styling überzeugt uns auf ganzer Linie. Ist schon die XF Limousine ein wirklich hübsches Automobil, so legt der Sportbrake noch einmal eine Schippe drauf. In der Seitenlinie sehr elegant und ohne Lifestylige-Allüren, die den Innenraummaßen entgegenstehen würden. Was auch daran liegt, dass Jaguar den Kombi von innen nach außen entwickelt hat – also erst einmal die Abmessungen für die Passagiere definiert und nach diesen Vorgaben die Karosserie gestaltet hat. So dürfen sich die Passagiere im Fond über einen deutlich vergrößerten Freiraum für die Köpfe freuen und auch im Gepäckabteil gibt es nur gute Nachrichten: 1675 Liter maximales Volumen können es mit der Konkurrenz locker aufnehmen.

Das Ganze ist dank flachem Laderaumboden sehr gut nutzbar, die Rücklehnen lassen sich überdies komfortabel vom Kofferraum aus umlegen. Der Sportbrake ist also wirklich ein praktisches Auto, doch der Luxus kommt natürlich nicht zu kurz. In bester Manier ist der XF mit feinem Leder, viel Holz, Aluminium und Klavierlack ausgeschlagen. Auch die Bedienelemente sind geschmackvoll arrangiert und der Drehknopf zur Getriebebedienung ist auch Jahre nach der Markteinführung noch ein netter Gag. Leider kann das Touchscreen-Infotainment nicht auf Augenhöhe mit dem Rest spielen. Natürlich ist es für einen kleinen Hersteller wie Jaguar schwierig, bei der kostenintensiven Elektronikentwicklung mit den Großen Schritt zu halten, langsam aber sicher hat man den Anschluss aber wirklich verpasst. So verfügt das System zwar über alle nötigen Funktionen, die grafische Darstellung, vor allem aber die Geschwindigkeit des Systems lassen aber deutlich erkennen, dass die Rechenleistung nicht mehr dem Stand der Technik entspricht.

Zwar tröstet das neue Meridian-Soundsystem mit seiner Vielzahl an Lautsprechern, reichlichen 800Watt Verstärkerleistung und reibungsloser iPod-Anbindung ein wenig darüber hinweg, spätestens bei der nächsten Modellpflege ist ein großes Update aber dringend nötig. Keinen Nachholbedarf gibt es dafür beim Fahrwerk des Briten. Die serienmäßige Luftfederung der Hinterachse und die recht sportliche Grundabstimmung der Federung machen den Jaguar XF Sportbrake fahraktiv und kaschieren das mit 1850 kg nicht gerade federleichte Leergewicht ordentlich.

Denn trotz aller Dynamik ist der Brite nicht unkomfortabel. Selbst mit der optionalen 19-Zoll-Bereifung rollt der Kombi noch ausreichend geschmeidig ab und filtert Unebenheiten angenehm aus. Das ist durchaus wichtig, denn niemand erwartet einen ultimativen Kurvenräuber, wenn er sich für einen Oberklasse-Kombi entscheidet. Und gerade zu den angebotenen Motoren passt der Kompromiss aus Sportlichkeit und Komfort sehr gut. Zum Marktstart gibt es nämlich ausnahmslos Selbstzünder-Triebwerke.

Die Basis bildet der 2,2-Liter-Vierzylinder mit 200 PS und 450 Nm. Für den täglichen Gebrauch ist der Einstiegsmotor durchaus brauchbar, zumal er seine Kraft – wie auch die großen V6-Diesel – über die famose Achtgangautomatik von ZF darreicht. Die schaltet schnell, hat immer den richtigen Gang parat und lässt auf der Autobahn dank der großen Gangspreizung sehr gute Verbräuche durch niedrige Drehzahlen zu. Souverän motorisiert ist man allerdings erst, wenn man sich für die großen Motoren entscheidet und hier verdient der 275 PS starke Diesel S besondere Beachtung.

Vor allem dank seiner früh und lange anliegenden 600 Newtonmeter Drehmoment, schüttelt der Dreiliter-V6 die Kraft nur so aus dem Ärmel. Im Grunde bräuchte er nur drei der acht Gänge, so gelassen zieht er im Alltag seine Bahn. Bei forscher Gaspedalbedienung geht es dank des famosen Getriebes dann aber auch furios zur Sache. Auf den nassen Straßen, die wir bei unserer Testfahrt vorfanden, war der heckgetriebene Kombi durchaus zu freudigen Heckschwenks zu überreden. Überhaupt hat uns der Brite nicht nur einmal ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.

Antritt, Geräuschisolation und nicht zuletzt der gemäßigte Verbrauch, der im realen Leben fast immer unter der Zehn-Liter-Marke bleiben dürfte, sind wirklich fein. Der Jaguar XF Sportbrake spielt hier locker mit, im Konzert von 5er BMW, Audi A6 und Mercedes E-Klasse. Auch die Preise sind in Ordnung. So steht der Vierzylinder mit 48.550 Euro in der Preisliste, für den 240 PS-V6 sind 52.550 Euro notiert und den Diesel S gibt es ab 56.550 Euro. Und das mit dem Infotainment klappt in naher Zukunft sicher auch. Wir drücken die Daumen.

Jaguar XF Diesel im Angebot: