Driven: Renault Clio RS/GT

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Mit 201 PS soll der Renault Clio RS für frischen Wind in der Liga der kompakten Sportler sorgen. Erstmals mit dabei ist der RS Cup – eine abgespeckte Version des RS. Für unter 22.000 Euro gibt’s Leichtbau, Sportsitze und ein Sportfahrwerk. Wir haben den Cup für Sie getestet.

Alles neu macht der Mai. Bei Renault steht diese Redensart in diesem Jahr für eine geliftete Cliomodellpalette. Drei- und Fünftürer sowie der Grandtour genannte Kombi kommen mit neuen Schürzen, neuem Grill, und jeder Menge weiterer kleiner Retuschen zu den Händlern. Als besonderes Schmankerl bekommen Kunden in der Zeit vom 1. Mai bis zum 31. August 2009 ein fest eingebautes Navigationssystem von TomTom im Wert von 499 Euro kostenlos dazu. Über die Qualität des schlauen Weggefährten lässt sich zwar trefflich streiten, einem geschenkten Gaul schaut man trotzdem nicht ins Maul. Ebenfalls dankbar zur Kenntnis genommen haben wir, dass sich zum bereits angebotenen Clio RS (Renault Sport) zwei weitere Varianten für die sportlichere Gangart gesellt haben. Mit Clio GT und Clio RS Cup stehen somit nun drei dynamische Kompakte zur Wahl.

Den Einstieg ins sportliche Clio-Fahren markiert zukünftig der GT. Angetrieben vom 1,6-Liter-Sauger aus dem Twingo RS darf sich der Pilot über 128 PS und 215 Newtonmeter Drehmoment freuen. Dazu gibt’s fabelhafte Sportsitze, einige GT-Applikationen innen und außen sowie die fast linke-Spur-taugliche Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h. Viel mehr hat uns allerdings das spitzenmäßige Fahrwerk überzeugt, das sowohl auf schnell gefahrenen Landstraßen wie auch auf zügigen Autobahnetappen glänzte. Ganz im Gegensatz zum erstmals im Clio erhältlichen 1,6er unter der Haube. Um sportlich unterwegs zu sein, muss der Motor ständig oberhalb von 5000 Umdrehungen gehalten werden, wird dann etwas brummig und kann trotzdem nicht überzeugen. Der 103 PS starke 1,5-Liter-Diesel im Clio 1.5 dCi macht da einen gefühlt kräftigeren Eindruck. Für den Selbstzünder sind allerdings die GT-Sportsitze nicht erhältlich. Dafür wirken die verwendeten Dekorleisten im Diesel hochwertiger als beim GT.

Für 16.300 Euro steht der Clio GT in der Preisliste. Zusammen mit einer Sprintzeit von 9,3 Sekunden ordnet sich der Neue in der Clio-Familie damit recht deutlich hinter Konkurrenten wie Alfa MiTo 1.4 TB(120 PS, 8.8 sek., 16.600 Euro) und Citroën C2 1.6 16V (122 PS, 8.3 sek., 16.790 Euro) ein, demütigt den Peugeot 207 120VTi (120 PS, 9.6 sek., 17.50 Euro) aber als Verfolger. Wer zügig unterwegs sein möchte, auf die GT-Erkennungsmerkmale verzichten kann und nichts gegen einen Selbstzünder einzuwenden hat, ist mit dem 1.5 dCi aber vielleicht besser bedient. Viel schlechter sind seine 11,3 Sekunden auf 100 und 186 km/h Topspeed jedenfalls nicht.

Deutlich oberhalb des Clio GT rangiert der Clio RS. Schon vor dem Facelift durfte der deutlich aggressiver gezeichnete Rabauke die Speerspitze in der Baureihe markieren. Zum 2010er Modelljahr bekommt auch der RS einige Optikretuschen. Außerdem erfährt der Zweiliter-Sauger eine dezente Kraftkur um vier PS von 197 auf jetzt 201 PS (215 Nm). Viel entscheidender ist allerdings die neu eingeführte Aufsplittung des Clio RS in zwei „Unterkategorien“. Als Clio Renault Sport gibt sich der 224 km/h schnelle Kompakte als luxuriöser Gran Turismo, der spartanischer ausgerüstet Clio RS Cup predigt den Verzicht. Elektrische Fensterheber, ein längsverstellbares Lenkrad, Klimaanlage, Radio sowie eine hochwertige Rücksitzbank sucht man beim Cup vergeblich. Stattdessen finden ein sieben Millimeter tiefergelegtes Cup-Sportfahrwerk und ein Kilo pro Felge leichtere Alus ihren Weg in den sportlichen Kompaktwagen. In Addition mit dem durch erwähnte Maßnahem erreichten Gewichtsverlust von 36 Kilo, soll sich der Clio RS Cup besser auf der Rennstrecke behaupten können. Von der eher bescheidenen Sprintzeit von 6,9 Sekunden auf Tempo 100 kommt aber auch der Cup nicht runter. Doch auch so sieht Renault das Haupteinsatzgebiet des abgespeckten 201-PS-Clio auf besagten Rennstrecken. In der Woche mit dem Wagen zur Arbeit fahren, am Wochenende Nürburgring, Oscherslebenring und Co. unsicher machen – so verkauft sich der Neuling dem Betrachter.

Optional kann der Clio RS Cup außerdem mit äußerst schicken, weißen Alus sowie einem großzügig dimensionierten Heckflügel geordert werden. Die Alus liegen bei 286,77 Euro (pro Stück), der Flügel steht mit 113 Euro in der Preisliste (unlackiert). Einen positiven Einfluss auf die Aerodynamik hat dieser Zierrat zwar nicht, er rückt den Clio RS Cup aber optisch noch weiter in Richtung des „echten“ Clio-Renners aus dem Clio Cup. Wesentlich nützlicher, von außen aber nur auf den zweiten Blick zu sehen, sind die optionalen Recaro-Sportsitze. Für eher bescheidene 1300 Euro bekommt der Kunde das Renngestühl für Fahrer und Beifahrer. Perfekt ausgeformt geben sie vortrefflichen Seitenhalt auf der Rennstrecke, der aberwitzig hohen Sitzposition im neuen Clio können aber auch sie keine Abhilfe verschaffen. Wer im Clio RS Cup sportlich tief sitzen möchte, der muss nicht nur die komplette Sitzkonsole herausreißen, er muss auch die Verankerungspunkte der Dreipunktgurte neu setzten lassen oder einen Sechspunktgurt verbauen. Egal für welchen Weg man sich entscheidet: Es wird teuer. Vielleicht sollte man es bei einer Probefahrt einfach mit der hohen Sitzposition mal versuchen.

Um die Qualitäten des neuen Renners testen zu können, sind wir auf Bitten Renaults zu einer Rennstrecke in der Nähe Portos (Portugal) gekommen. Nach einer Einführungsrunde wurde im Abstand von 30 Sekunden gestartet, auf Verschleißteile, Sprit und die intensive Nutzung der Curves musste keine Rücksicht genommen werden. Schon in der ersten Kurve überrascht das neutrale Fahrverhalten des Fronttrieblers. Dank der neuen Vorderradaufhängung mit entkoppelter Lenkachse und der Untersteuerkontrolle USC schiebt der Wagen fast überhaupt nicht über die Vorderräder, lässt sich sehr früh aus der Kurve heraus beschleunigen und im Zusammenspiel mit dem sehr gut abgestimmten ESP (Serie), sowie der verbreiterten Spur und dem längeren Radstand präsentiert sich ein echtes Spaßmobil. Das Vertrauen in den RS Cup wird Runde für Runde größer und die Rundenzeiten schnell besser. Auch die 312 Millimeter großen Brembo-Bremsen an der Vorderachse (hinten: 300) haben daran großen Anteil. Zwar wird der Hinterwagen beim Anbremsen am Ende der langen Geraden etwas leicht, die Negativbeschleunigung von 190 auf 50 klappt aber jedes Mal zur vollsten Zufriedenheit.

Nach absolvierter Rundenhatz und einer Abkühlungsrunde stellen wir den Wagen ab und vertiefen uns in die Preisliste. 19.900 Euro steht da für den Clio RS Cup. Der mit Klimaautomatik, Licht- und Regensensor sowie Radio und großem Display ausgestattete Clio RS ist mit 22.500 Euro auch nicht viel teurer. Aber eben nicht nur 35 Kilogramm schwerer, sondern für einen ambitionierten Fahrer inkonsequent. Denn was bringen die 201 PS, wenn ein zu weiches Fahrwerk und jede Menge Schnickschnack die gefühlte Power auf 170 PS schrumpfen lassen.

Fazit: Mit dem Clio GT präsentiert Renault einen neuen Einstieg ins sportliche Clio-Fahren, der nicht gänzlich gelungen ist. Mit dem Zweigestirn Clio RS und Clio RS Cup haben die Franzosen aus unserer Sicht dafür alles richtig gemacht. Endlich bedient ein Hersteller den Wunsch nach mehr sportlichem Purismus und verlangt darüber hinaus nicht MEHR sonder WENIGER Geld für dieses Angebot. EVOCARS jedenfalls hat sich sofort den RS Cup als Testwagen für die Redaktion bestellt.