Driven – Subaru BRZ

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Wenn ein neuer Testwagen mit gerade einmal 200 PS innerhalb kürzester Zeit einen Kosenamen in der evocars-Redaktion verpasst bekommt, dann ist das in der Regel ein Gutes Zeichen. So auch beim Subaru BRZ, den uns die Japaner für einen Zweiwochen-Test zur Verfügung gestellt hat. Schon nach den ersten Tagen sprach die ganze Redaktion nur noch vom „BRrritZzzz“. Warum das kleine schwarze Coupé mit Heckantrieb so schnell unsere Herzen eroberte, soll dieser Bericht zu erklären versuchen.

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Er ist nicht blau, wie die ehemaligen Rallye-WM-Fahrzeuge, er hat auch keinen Turbolader oder den für Subaru so typischen Allradantrieb. Goldene Felgen sind ab Werk nicht einmal für Geld und gute Worte zu bekommen und auch der serienmäßige Heckspoiler ist maximal ein Spoilerchen und weit entfernt von den prägnanten WRX-STI-Leitwerken. Wenn man dem BRZ das erste Mal begegnet, wirkt er eher schmächtig schüchtern, als aggressiv sportlich. Und dieser etwas über 1,2 Tonnen leichte Flachmann soll eine Offenbarung für alle Fahrdynamik-Junkies sein?

Ja! Aber man muss dafür auch bereit sein, auf heute gängigen Luxus zu verzichten. Komfortblinken? Überflüssig. Assistenzsysteme? ABS, ESP und Traktionskontrolle müssen ausreichen. Üppige Bereifung? Wozu? Die 7×17-Alufelgen mit Reifen im Format 215/45 reichen vollkommen aus. Navigationssystem? Am besten verzichtet man auf die 860 Euro teure Sonderausstattung und erwirbt ein aktuelles portables Navigationssystem, was nicht nur günstiger ist, sondern auch besser funktioniert. Auf was man aber auf keinen Fall verzichten sollte, ist die BRZ-Version „Sport“, denn diese exakt 31.000 Euro teure Modellversion besitzt den entscheidenden Spaßfaktor: Das Torsen-Sperrdifferenzial.

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Doch kommen wir zum Fahrerlebnis. Leicht rumpelnd erwacht der Boxer zum Leben und scheint sich im Kaltlauf nicht sofort für die richtige Leerlaufdrehzahl entscheiden zu können. Doch nicht nur der Zweiliter-Vierzylinder sehnt sich bei winterlichen Temperaturen nach Wärme für einen geschmeidigen Lauf, sondern auch das Getriebe. Die erste Fahrstufe des kurz gestuften Sechsgang Getriebes will bei Kälte mit Nachdruck eingelegt werden. Und auch im warmen Betriebszustand kämpften wir immer wieder mit dem Getriebe und wünschten uns ein ums andere Mal beim Runterschalten in den vierten Gang einen Vorschlaghammer. Aber in Summe tat dies dem Fahrspaß keinen Abbruch, so lange es nicht ausschließlich geradeaus ging. Denn trotz 226 km/h Topspeed ist die Autobahn nicht das Wohlfühlgebiet des Japaners. Der Grund: Immer wieder muss man im Durchzug mit Turbodiesel befeuerten Verkehrsteilnehmern nervenaufreibende Kämpfe am Rande des bei 7.800 U/min rot im Cockpit blinkenden Drehzahlbegrenzers ausfechten.

Das natürliche Refugium des BRZ ist also eindeutig die verwinkelte Landstrasse. Doch man sollte vor Antritt der Kurvenhatz in der Mittelkonsole die VSC-Sport-Taste drücken, um zu spüren, wie man aus einem braven Subaru eine BRrritZzzz machen kann. Dieser Tastendruck lockert nämlich die elektronische Spaßbremse und der Subaru darf ein wenig mit dem Heck auskeilen. Nicht zu viel, aber so, dass man genau spürt, wohin die Reise quer gehen könnte. Hat man sich mit der niedrigen Haftgrenze der Reifen, sowie der präzisen elektrischen Lenkung vertraut gemacht und will mehr, muss man nur noch so lange auf den ESP-Off-Schalter drücken, bis zwei gelbe Kontrollanzeigen im Armaturenbrett die dauerhafte Deaktivierung von Stabilitäts- und Traktionskontrolle bestätigen, dann kann der Spaß beginnen.

Und dann hatte wir auch noch Glück mit dem Wetter: Schnee! Auf einer unserer Teststrecken, ein Höhenzug im Süden Deutschlands, wollten wir auf den menschenleeren und ungeräumten Kreisstraßen überhaupt nicht mehr aufhören zu spielen. So wunderbar geschmeidig ließ sich der kleine Hecktriebler über das enge Kurvengeläuf treiben. Immer quer, immer kontrollierbar, immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Kein plötzlich einsetzender Turbobums ließ dieses Grinsen vor Schreck erstarren, nur eine Regel muss stets berücksichtigt werden: Der drehwillige Boxer will mit gezielten Gasstößen oberhalb von 5.000 U/min gehalten werden, um genügend Leistung zu generieren. Nur so kann man leicht angestellt genüsslich den Kurvenradius auch durch die Seitenscheiben genießen.

Und das sogar ohne Reue. Über 13 Liter Verbrauch auf 100 km schafft man nur, wenn man das kleine Sportcoupé unnötig über die Autobahn prügelt. Ansonsten kann man den, mit dem Toyota GT86 baugleichen, Subaru auch problemlos und keineswegs langsam mit weniger als 10 Litern Super Plus bewegen. Und genau das ist es, was aus dem BRZ einen BRrritZzzz macht. Er ist ein Auto ohne Lifestyle, ohne Firlefanz, ohne Kompromisse und ohne Attitüden. Er ist ein klassischer Hecktriebler mit Saugmotor mit dem keiner so in der heutigen Zeit gerechnet hat. Nur zum Fahren und Spaß haben. Und das zum überschaubaren Preis.

Technische Daten*
Modell: Subaru BRZ „Sport“
Motor: Vierzylinder-Boxer, Benziner, 1998 ccm
Leistung: 200 PS bei 7000 U/min
Drehmoment: 250 Nm bei 6400 U/min
Antrieb: Heck, Sechsgang manuell
Verbrauch: 6,9 Liter /100 Km Super+
0-100 km/h: 7,2 sek.
Vmax: 230 km/h
Preis: ab 31.000 Euro (Sport)
* Herstellerangaben

Bilder: Andy Wiezorek

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