Förster für alle Fälle: Subaru Forester 2.0XT im Test

Was den fahrbaren Untersatz angeht, denken Förster in aller Regel pragmatisch: Häufig sieht man sie in allradgetriebenen Ladas, Suzukis oder Mitsubishis, seltener in einem Touareg oder Land Rover Discovery und wenn einem ein Förster in einem Porsche Cayenne begegnet, muss was mit dem Wild nicht ganz richtig sein. Häufig sieht man sie aber auch in einem Subaru. Zumal die in Deutschland ansonsten eher unterrepräsentierten Japaner schon seit gut zwanzig Jahren ein Modell im Angebot haben, das schon vom Namen her passt wie angegossen.

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Mittlerweile gibt’s den Forester in der vierten Generation, die seit 2013 weltweit erhältlich ist. Stets mit Allradantrieb und Boxermotor, Subaru eben. Und weil wir evocars sind, durfte es der Zweiliter-Turbo mit 240 PS sein. Eine Kombination, die hierzulande eine eher seltenere sein dürfte – die meisten vernünftigen Deutschen werden den Zweiliter Common-Rail-Diesel mit 147 PS bevorzugen.

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Und das ist nachvollziehbar: mit äußerster Mühe – sprich: ohne Tempomat und maximal Tempo 120 – schafften wir es, den Verbrauch auf knapp unter neun Liter Super zu drücken. Im Durchschnitt brauchten wir 11,2 Liter, wobei wir häufig auf deutschen Autobahnen und dann ebenso häufig oberhalb der Richtgeschwindigkeit unterwegs waren. Wer versucht, die Höchstgeschwindigkeit von 221 Km/h oft auszunutzen, schafft auch Durchschnittswerte von knapp 17 Litern. Turbo läuft, Turbo säuft passt noch auf den Subaru.

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Doch wer will es ihm verdenken? Schließlich muss der Motor einen ausgewachsenen höhergelegten Kombi antreiben, der mitsamt Insassen mindestens 1,7 Tonnen wiegt. Und das tut er, gibt man ihm die Sporen, mehr als ordentlich. Die Elastizitätswerte bis 170 Km/h können sich sehen lassen und so mancher vermeintlich höher motorisierte Fahrer eines Konkurrenz-Lifestyle-Produkts schaute etwas blöd aus der Wäsche, als der undefinierbare Kombi mit den beiden dezenten Endrohren ihm auf der linken Spur plötzlich davonzog.

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Lifestyle ist dann auch gleich der passende – oder sollte man besser ein „un-„ voranstellen? – Begriff. Den verkörpert der Förster unter den Autos nunmal nicht, er will es auch gar nicht. Ja, Annehmlichkeiten wie Lederausstattung, Navi samt Bluetooth, Klimaautomatik (die das Prädikat „zugfrei“ leider gar nicht verdient) oder Rückfahrkamera bietet er für einen Gesamtpreis von gut 43.400 Euro, doch er macht keinen Hehl daraus. Die sind eben da, könnten auch fehlen, wenn er günstiger wäre, es macht keinen Unterschied. Sein Interieur passt zu seinem robusten Äußeren, man könnte es auch abkärchern und es würde keinen Schaden nehmen – meint man zumindest. Abgesehen vom Harman-Kardon-Soundsystem, das vor allem mit einem derbe krächzenden Lautsprecher auf sich aufmerksam machte – ist das nun das neue BOSE?

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Jenes fiel auch deswegen so negativ auf, weil es im Forester selbst bei höheren Geschwindigkeiten überraschend ruhig war. Und nicht nur das prädesteniert ihn nicht nur für den Ausflug in den Wald, sondern für lange Autobahnetappen: Die Platzverhältnisse sind vergleichsweise sehr üppig, sogar die Hinterbänkler können über beinahe fürstlichen Beinraum verfügen. Und auf dem Beifahrersitz hilft die schlanke Mittelkonsole dabei, dass selbst Großgewachsene ihre langen Beine übereinander schlagen können. Dennoch bietet auch der Kofferraum ausreichend Platz, lediglich die fummelige Laderaumabdeckung nervte ein wenig. Und selbst in der höchsten Stufe konnte man unter der elektrisch betätigten Heckklappe mit 1,90 Metern nicht gerade stehen. Es ist halt doch nur ein etwas höherer Kombi.

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Mindestens so überrascht wie über die Platzverhältnisse waren wir über den Fahrkomfort des konventionell gefederten Forester. Ein Kollege vermerkte sogar: „er federt besser als der neue Siebener.“ Wir lassen dies nun unkommentiert, doch können tatsächlich konstatieren: Der große Subaru zeigt sich von jeglichen Verwerfungen unbeeindruckt, nur kurze und schnell aufeinander folgende Bodenwellen bringen etwas Unruhe in die Hinterachse. Trotz der hohen Bodenfreiheit liegt er stets ruhig auf der Straße, auch hohe Tempi auf kurvigen Autobahnabschnitten lassen keine schwitzenden Hände aufkommen. Hier zeigt sich der Vorteil des symmetrischen Allradantriebs, bei dem Motor, Getriebe, Achsantrieb und Hinterachsdifferential in einer Linie nach hinten angeordnet sind. Zusammen mit dem Boxermotor ergibt diese Bauweise einen verhältnismäßig niedrigen Schwerpunkt, der naturgemäß für eine höhere Fahrdynamik sorgt.

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Lediglich in engen und schneller gefahrenen Landstraßenabschnitten zeigen sich die Nachteile des komfortabel abgestimmten Fahrwerks: hier neigt sich der Forester recht stark zur Seite, die Sitze geben wenig Seitenhalt und erziehen so den Fahrer automatisch zu einer ruhigeren Fahrweise. Geradeaus schnell, auf der Landstraße aber eher gemütlich unterwegs. „Basst scho!“, scheint der innere Förster zu schreien. Und fährt unbeeindruckt den nächsten Feldweg entlang, denn auch das kann der Subaru. Auf rutschigem losen Untergrund hilft dem Fahrer außerdem der X-Driving-Mode, der unter anderem eine Bergabfahrhilfe beinhaltet. Dann wird der ausschließlich mit einem stufenlosen CVT-Getriebe erhältliche Turbo-Forester am Hang automatisch eingebremst.

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Selbiges Getriebe hielt abermals eine Überraschung vor: dass es perfekt funktionierte. Wer Vorbehalte gegenüber stufenlosen Getrieben hatte, sollte die Subaru-Version ausprobieren. Vollkommen souverän und unaufgeregt wandelte es durch seine virtuellen neun Fahrstufen, hielt die Drehzahl nur so lange hoch wie unbedingt nötig und verhielt sich ansonsten wie ein modernes Automatikgetriebe – ohne nervende Schaltpausen oder ruppige Gangwechsel. Die beiden Sportmodi, die Gasannahme und Schaltverhalten beeinflussen, bräuchte es für uns dabei nicht einmal.

 

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Was bleibt: eine Gesamtheit der positiven Überraschungen. Nicht nur für den Förster, sondern auch für alle anderen, die nicht zwingend Propeller, Stern oder Ringe auf der Haube haben wollen, ist der Forester eine ernstzunehmende Alternative, die vieles genauso und manches sogar besser kann.

Technische Daten*

Modell: Subaru Forester 2.0XT Sport CVT
Motor: Vierzylinder-Boxer, Turbo, 1.998 ccm
Leistung: 240 PS (177 kW) bei 5.600 U/min
Drehmoment: 350 Nm zwischen 2.400 und 3.600 U/min
Antrieb: Allradantrieb, CVT-Automatikgetriebe
Verbrauch (ECE): 8,5 l Super E5/100 Km
Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 7,5 s
Höchstgeschwindigkeit: 221 Km/h
Abmessungen (L/B/H): 4,59 m/1,79 m/1,73 m
Gewicht: 1.636 Kg
Grundpreis: 43.400 Euro
Typklassen (HP/VK/TK): 18/21/23

*Herstellerangaben