Driven: Land Rover Freelander 2 SD4 HSE

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Schicke Schale, harter Kern: der neue Freelander 2 von Land Rover soll nicht nur gegen die deutsche SUV-Konkurrenz im Aussehen punkten, sondern auch Offroad ein gutes Bild abgeben. Wir haben ihn getestet!

Zugegeben, wir sind keine großen Fans von Sport Utility Vehicles. Die verbesserte Sicht durch die erhöhte Sitzposition kann uns als Argument nicht überzeugen, denn damit allein kommt man im innerdeutschen Stop&Go auch nicht schneller voran. Mit der schlechten Aerodynamik, dem hohen Gewicht und dem daraus resultierenden Verbrauch hingegen muss man in einem SUV allerdings leben – und genau aus diesem Grund fehlt uns die Sympathie zu dieser Fahrzeuggattung. Wann haben Sie den letzten Q5, X3, Tiguan oder GLK bis zur Türeinstiegskante voll mit Schlamm und Matsch an der Straße stehen sehen? Schon etwas länger her? Vermutlich. Und genau da liegt das Problem. Die Hersteller suggerieren grenzenlose Freiheit und uneingeschränkte Mobilität und dann scheitert das teure Schmuckstück schon auf einer nassen Wiese mit zarter Steigung – weil es natürlich statt der griffig grobstolligen All-Terrain-Bereifung ein flacher 19-Zöller für die 200km/h+ Autobahnjagd sein musste.

Erfahrungsgemäß machen die Briten hier Einiges besser. Ob es an der Erfahrung mit wetterbdingt schlechten Umgebungsbedingungen liegt, oder an ein wenig mehr technischer Konsequenz können wir nicht genau sagen, am Ergebnis ändert das aber nichts. Und so ist ein Land Rover weniger Spielzeug und mehr Werkzeug. Nun präsentieren die Engländer die neueste Ausbaustufe ihres Einsteiger-SUV, den Freelander 2. Unserer Kritik mit unzeitgemäßem Kraftstoffkonsum sind die Techniker mit einem neuen EU5-sauberen Dieselaggregat begegnet, der Allradantrieb ist intelligent und verteilt die Antriebskraft nur bei Bedarf auf alle vier Räder. Das kommt den Verlusten im Antriebsstrang zu Gute. Mit dem weiterentwickelten Terrain Response System soll der kleine Landy auch Offroad ein gutes Bild abgeben.

Doch zuerst muss der neue Freelander auf der Straße zeigen, was er kann. Das 2.2 Liter große Selbstzünder-Triebwerk leistet in der von uns getesteten SD4 Variante 190PS und ist serienmäßig mit einer neuen sechsstufigen Automatikschaltung kombiniert. Zwar grummelt das Common-Rail-Triebwerk im Leerlauf deutlich hörbar, doch das saftige Drehmoment aus dem Drehzahlkeller tröstet darüber hinweg. Exakt 420Nm sind es, die den kleinen Allradler ab 2000 Touren kraftvoll beschleunigen und das Aufhalten in höheren Drehzahlregionen fast überflüssig macht.  Das überarbeitete Getriebe, das nun über eine optimierte Abkoppelsteuerung im Stand verfügt, trägt ebenfalls zum hohen Antriebskomfort bei, denn es kann nicht nur auf passend abgestufte Übersetzungen zurückgreifen, es wählt die Schaltpunkte auch zu einem erfreulich frühen Zeitpunkt. So kamen wir auf unserer Testrunde, die neben einer kurzen Autobahnsektion auch ein wenig unbefestigte und tief verschneite Waldwege beinhaltete, auf einen Durchschnittsverbrauch von 8.6 Litern. Der Papierwert von 6.2 Litern ist damit zwar deutlich verfehlt, der von uns gefahrene Schnitt ist aber dennoch für ein 1.8t Fahrzeug mit knapp 200PS ein durchaus akzeptabler Wert.

Das durchaus noch geringere Verbräuche zu schaffen sind liegt am Charakter des Chassis. Sanft rollt es ab, nicht zuletzt dank des großzügigen Reifenquerschnittes und verleitet den Fahrer so zu einer gemütlichen Fahrweise. Die komfortable Abstimmung mit den langen Federwegen fängt nicht nur Fahrbahnschäden gekonnt ab, sondern verleiht dem Freelander auch ordentlich Bodenfreiheit, ohne dabei zum Aufschaukeln zu neigen. Sicher, ein Land Rover ist kein Sportwagen und so gewinnt man auch mit dem neuen Freelander 2 keine Lorbeeren im Slalom-Pokal, dafür schlägt sich das kleine britische SUV im Gelände mehr als wacker.

Hat man das Terrain Response System, das neben dem Allradantrieb vor allem die Gaspedalkennlinie und die Drehmomentcharakteristik des Motors beeinflusst, richtig eingestellt, gibt es für den Allrad des SD4 kaum eine Situation, in der er nicht weiterkommt. Steckenbleiben kann man natürlich immer, das liegt dann aber in den meisten Fällen am Fahrer selbst. Entweder hat er die Bedingungen unterschätzt, oder sich schlicht durch einen Fahrfehler festgefahren. Denn Traktion und Fahrbarkeit im Gelände sind beim neuen Freelander 2 spürbar besser als bei dem Großteil seiner schicken SUV-Konkurrenz.

Dass Land Rover aber auch in den kleinen Klassen britische Noblesse zeigen möchte und gegen die deutsche Premium-Konkurrenz bestehen will, spürt man nicht nur im Innenraum des neuen Modelljahres. Feines Leder mit edlem Nahtbild, hochwertige und dennoch handschuhtaugliche Bedienelemente, sowie bequeme Sitze geben kaum Anlass zu Kritik. Außen gibt es ebenfalls nicht viel zu bemängeln, wurde der Freelander doch zur Modellpflege etwas „ge-Range-d“. Kühlergrill und Stoßstange erinnern jetzt deutlich an die Topmodelle der Marke und verleihen dem kleinen SUV eine deutlich wertigere Erscheinung.

Wer also ein schickes SUV sucht, das nicht nur am Bordstein gut aussieht, sondern auch am Gipfelkreuz, der ist mit dem neuen Freelander 2 SD4 gut bedient. Geländekompetenz und Antriebskomfort zählen mit zum Besten, was man in der Klasse der kleinen Allradler kaufen kann und eine extra Portion Exklusivität bekommt man gratis dazu – wenn auch Land Rover stolz auf seine stark gestiegenen Verkaufszahlen im vergangenen Jahr hinweist.

Technische Daten
Modell: Land Rover Freelander 2 SD4 HSE
Motor: Vierzylinder-Turbodiesel
Hubraum: 2.179 ccm
Leistung: 190 PS / 3500 Umin
Drehmoment: 420 Newtonmeter / 2000 Umin
Antrieb: Allrad, Terrain-Response-System
Gewicht: 1805 kg
Verbrauch: 8,6 Liter / 100 km
0-100 km/h: 9,5 sek.
Vmax: 190 km/h
Preis: 44.600 Euro