Driven: Porsche Panamera 4S

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In Anbetracht des Drucks, immer mehr Stückzahlen in den Markt zu bringen, musste er einfach kommen – der Panamera. Für viele ist er schlicht zu unproportioniert, zu groß und zu unsportlich um ein echter Porsche zu sein.

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Ein Erfolgsmodell ist es dennoch. Und was für eins. Denn nun kann man den Porsche auch als Firmenwagen fahren, als Familienauto, jeden Tag, mit viel Gepäck und einer Handvoll Mitfahrern. Und doch ist er, solange man beim Kauf an der richtigen Position die entsprechenden Kreuzchen gesetzt hat, ein richtig sportliches Auto. Und ja, wir meinen sportlich. Schnell ist mittlerweile ja beinahe jeder.

Die Spreu trennt sich das erste Mal bei der Auswahl des Motors vom Weizen. Auch wenn wir nun einem Großteil der Panamera-Fahrer auf die Füße treten und bei unserem Alpenglühen selbst vom Auftritt des Sechszylinders überrascht waren: die Welt beginnt im großen Stuttgarter erst beim V8. Denn nichts ist peinlicher, als auf der Autobahn die linke Spur geräumt zu bekommen und dann wie ein fußkranker Asthmatiker nicht am zu Überholenden vorbeizukommen. Womit wir bei Panamera S und 4S wären. Aus seinen 4,8 Litern Hubraum zaubert er frei saugende 400 PS. Diese Zahl nötigt heute zwar niemandem mehr großen Respekt ab, der optimistische TT RS-Fahrer wähnt sich im Zwischensprint gar siegessicher – doch das sei an dieser Stelle gesagt: 400-Porsche-PS sind genug. Immer. Da braucht es weder den Turbo-Hammer, noch den beinahe absurden Turbo-S-Aufpreis und auch den GTS vermissen wir an dieser Stelle nicht.

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Denn ein Panamera sollte ein diskretes Auto sein. Kein kriegsbemalter Kraftmeier, kein rüpelhaft lauter Pubertär. Sonst könnte man gleich 911 GT3 fahren. Nein, die schwere Limousine muss eine schwere Limousine sein. In edlem Braun lackiert, mit hellem Interieur, am Besten sogar Holzfurnier als Interieurdekor. Was sonst in keinen Porsche passt, steht dem Panamera wirklich gut. Außen dann die zeitlosen RS-Spyder-Kreuzspeichen in 20 Zoll und Ende. Keine Sportabgasanlage, keine lackierte Aerodynamikteile, keine getönten Scheiben, keine Keramikbremsanlage – allein schon, weil die gelben Bremssättel zu keiner Außenfarbe passen. Derart ausgestattet ist der 4S ein eleganter Underdog. Wer dann aber das Sport Chrono plus-Paket in Kombination mit dem adaptiven Fahrwerk bestellt, der hat alles richtig gemacht. Warum? Weil einem dieser von außen so unscheinbare Panamera auf Knopfdruck den Kopf abreißt.

Wenn der Finger einmal den Sport Plus-Taster drückt, meinst Du plötzlich in einem anderen Auto zu sitzen. Die Dämpfer verhärten sofort, das Getriebe schaltet gleich drei Gänge herunter und die Lenkung fährt ihre Unterstützung vom 2000 km-am-Stück-Modus auf ich-zeige-Dir-jeden-Einlenkpunkt-exakt-Modus zurück. Und wenn Du nun beherzt ans Gas gehst, dann weißt Du, warum 400 PS mehr als genug sind. Herrlich steigt der V8 durch die Drehzahlleiter. Kräftig in der Mitte – aber nicht mit diesem unnützen Turbo-Schlag, der sowieso nur das Profil vom Reifen reißt – und furios oben heraus. Das klingt selbst mit der serienmäßigen Abgasanlage fein. Natürlich dringt der Soundtrack nur sehr gedämmt ans Fahrerohr, aber wenn Du im Tiefflug unterwegs bist, dann sowieso mit voller Konzentration und da hörst Du den Achtzylinder mehr als ausreichend. Auch das Ansauggeräusch gefällt. In Zeiten, in denen nur mehr der Klang der Abgasanlage synthetisiert wird, ja sogar mit Lautsprechern aufgeplustert, freut es umso mehr, dass man den Motor auch mal einatmen hört.

Der Umstand, dass es sich um einen Saugmotor handelt, freut aber nicht nur in Sachen Klang und Ansprechverhalten, sondern auch an der Tankstelle. Zwar ist dieses Kriterium für einen Panamera-Kunden nicht unbedingt ausschlaggebend, es ist aber doch ein gutes Gefühl, wenn nach 100 Kilometern nur 12,1 Liter Kraftstoff nachgetankt werden müssen. Denn wo kein Lader, da kein Säufer. Unter Volllast gehen natürlich auch Werte um 20 Liter, dann aber auch nur knapp – und wer schon einmal einen Panamera turbo mit Bleifuß über die Autobahn getrieben hat, der wird verstehen, warum das ein beachtlicher Wert ist… (selbst Fahrer eines Astra OPC würden sich die 20er-Volllast-Marke wahrscheinlich wünschen!)

Großer Komfort, hinreichende Eleganz, ordentlicher Sportsgeist und vertretbarer Konsum – der Panamera 4S ist wirklich ein feines Auto. Da gibt es nicht viel auszusetzen, eigentlich sogar gar nichts. Höchstens die fehlenden Assistenzsysteme, die man bei der Konkurrenz seit einiger Zeit bereits bekommt. Und auch das etwas altbacken gestaltete Infotainmentsystem könnte kritisiert werden. Aber wir reden hier immer noch von einem Porsche und nicht von einer S-Klasse.

Denn die schafft es nicht den Gegenverkehr beinahe vor Schreck in den Straßengraben abbiegen zu lassen. Denn ein richtig ausgelassener Panamera macht Eindruck. Natürlich, es ist ein großes Auto, braucht also entsprechend Platz. Und er bewegt sich, wenn er scharf gefahren wird, schließlich hat er Masse und komfortable Federwege. Diese beiden Eigenschaften scheinen den Entgegenkommenden Respekt einzuflößen. Vielleicht haben sie aber auch einfach nicht damit gerechnet, dass Ihnen ein solch „unsportliches“ Auto derart sportlich entgegenkommen kann.

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