Driven: Im Golf GTD hurtig von Hannover nach München und weiter

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734 km von Hannover über Frankfurt nach München stehen an. Dieser Strecke steht ein Zeitfenster von 5,5 Stunden gegenüber. Was nach keinem so großen Problem klingt, ist es dann aber doch. Denn wirklich schnelle Schnitte bringt man tagsüber selbst auf der Autobahn nicht mehr so leicht zu Stande.

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Baustelle an Baustelle, notorische Linksfahrer und andere überblicklosen Angsthasen zwingen einem ihren Rhythmus auf: beschleunigen, bremsen, noch mehr bremsen, ein bisschen beschleunigen, links blinken, vierter Gang, voll vorbei, voll bremsen, ins Lenkrad beißen, durchatmen, und so weiter. Bei dieser Art Fahrstil ist man heilfroh, keinen GTI zu fahren. Denn der Zweiliter-TSI ist zwar bei konstanter Fahrweise relativ sparsam, wenn man ihn aber ständig auswindet, um ihn kurz darauf wieder zusammenzustauchen, dann gönnt sich der 230 PS-Golf gerne auch zwölf Liter und mehr auf 100 Kilometer.

GolF-GTD-TestDeshalb sitzen wir im GTD – anders wären die 734 km bei dieser Fahrweise mit einer Tankfüllung nämlich nicht zu schaffen. Zwar flippert der Bordcomputer auch Zahlen weit jenseits der guten vier Liter Werksangabe durchs FIS-Display, trotz der aber immer bescheidenen 7,5 Litern ist man auf der Autobahn aber schon weit vorne dabei. 248 km/h sind es um genau zu sein, die der schnelle Selbstzünder bei Bedarf auf dem Tacho ausweist. Dass dabei die Windgeräusche überraschend laut sind und der Radartempomat seinen Dienst verweigert, zeugt indes davon, wie verwöhnt wir mittlerweile von einem Golf sind.

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Eigentlich müssten wir uneingeschränkt begeistert sein. Begeistert davon, dass der rote Wolfsburger überhaupt so schnell läuft und gegen geringen Aufpreis sogar bis 160 km/h den Abstand zum Vordermann akkurat einhält. Aber nein, wir meckern.  Wir sind regelrecht ein wenig enttäuscht, dass er all das nicht bis zur Höchstgeschwindigkeit in totaler Ruhe schafft. Doch das Problem ist hausgemacht. Volkswagen hat den Golf in der siebten Generation zu solch einer Perfektion erzogen, dass man ihm alles zutraut – ja, vielleicht sogar alles von ihm erwartet.

GTD-Test-neu-(6)Dabei ist der GTD ein mehr als gutes Auto. Schön diskret oder diskret schön, ganz wie man es sehen möchte. Kleine aber feine Details adeln ihn zum Topmodell unter den TDIs und auch sonst ist alles auf hohem Niveau: 18-Zöller, großes Schiebedach, Dynaudio-Soundsystem, volle Assistenzarmada (Lenkassistent, Radartempomat, Einparkautomatik), DCC-Fahrwerk mit Fahrprofilauswahl, Infotainment mit Google-Earth Kartendarstellung und so weiter und so weiter.

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Unser Tipp deshalb: Nicht immer alles von den 184 PS und 380 Nm verlangen, stattdessen ein wenig zurückstecken, den Radartempomaten auf die maximalen 160 km/h einregeln und den GTD ziehen lassen. Dann stören die Windgeräusche nicht so stark, das Fahrwerk kann auf der Comfort-Stufe bleiben und die Insassen tatsächlich mit angenehm kommoder Dämpfung verwöhnen und das iPhonestreamt die Lieblingsmusik ins Auto. So kann man es gut aushalten.

GTD-Test-neu-(4)Der Verbrauch fällt im Minutentakt, die Durchschnittsgeschwindigkeit leidet kaum – schließlich kann man eh zu selten wirklich konstant schneller als 160 fahren – und über die Bummler regt man sich auch nicht mehr so stark auf. Das es am Ende dann doch ein wenig mehr als die fünfeinhalb Stunden waren lag daran, dass wir kurz vor München von der Autobahn abgefahren sind und noch ein bisserl über die Landstraße gewedelt sind. Warum? Weil der GTD es kann.

Das Fahrwerk sportlich geklickt – Lenkung und Gasannahme auch: Schon macht der Golf richtig Laune. Saftig drückt der große TDI ihn aus den Ecken, versprüht in der neuen MQB-Generation sogar erstmals so etwas wie Drehfreude, und auch die elektrische Servolenkung ist so schlecht nicht – wenn auch vielleicht ein wenig zu sportiv-schwergängig in der Dynamik-Einstellung. Aber irgendwie muss man die unterschiedlichen Modi ja abgrenzen und wem die voreingestellten Setups nicht gefallen, der kann sich im Individual-Menü seinen ganz eigenen GTD zusammenstellen.

Bleibt der Preis: die 29.750 Euro sind ein faires Angebot für den Gegenwert, den der schnelle Diesel bietet. Allerdings kann man gerne auch 40.000 Euro investieren, wenn man sich in der langen Aufpreisliste ein wenig austobt. Und wer behauptet, dass das vor kurzem noch Oberklasse-Geld war dem sei versichert: Derart hochgerüstet ist der GTD da auch verdammt nah dran!

Technische Daten*
Modell: VW Golf VII GTD
Motor: Vierzylinder-Turbo, 1968 ccm
Leistung: 135 kW / 184 PS bei 3500 U/min
Drehmoment: 380 Nm bei 1750 U/min
Antrieb: Front, Sechsgang-Doppelkupplung (DSG)
Gewicht: 1377 Kg
Abmessungen (LxBxH): 4,26 x 1,80 x 1,45
Verbrauch: 4,2 Liter/100 Km Diesel
0-100km/h: 7,5 Sek.
Vmax: 230 km/h
Preis: ab 29.700 Euro
* Herstellerangaben