Ford Focus RS MKIII offiziell vorgestellt

Die Spekulationen haben ein Ende. Fast, denn Ford hat heute zwar endlich offiziell das Tuch vom neuen Focus RS gezogen, allerdings bleiben einige Details noch verborgen.

Das Wichtigste jedoch vorab: ja, er hat Allradantrieb. Und ja, es gibt ihn mit manuellem Schaltgetriebe. Vorerst sogar ausschließlich. Auch beim Motor haben sich die Gerüchte bewahrheitet, denn im neuen RS tritt der 2,3-Liter EcoBoost-Vierzylinder aus dem Mustang GT an. Bloß will man uns in Köln heute noch nicht die genauen Leistungsdaten verraten. „Deutlich über“ 320PS heißt es, wenn man nach der Power fragt. Man will sich wohl noch ein bisschen Spannung für die große Bühne auf dem Genfer Salon in vier Wochen aufheben.

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Aber, ob nun 330 PS oder 350 PS – das ist schon fast egal, der Reiz des neuen Hot Hatch von Ford liegt klar im Antriebssystem. Was haben seine Vorgänger zur Legendenbildung des RS-Labels beigetragen – der Focus RS Mk1 mit seiner mechanischen Sperre an der Vorderachse, der hoch verehrte RS Mk2 mit seiner RevoKnuckle-Aufhängung und tüchtigen 305 PS. Doch RS bedeutet bei Ford eben nicht nur drei Türen und Frontantrieb, sondern eben auch Allrad. Man denke an die Spoilertiere Sierra Cosworth RS und Escort Cosworth RS. Beide im Übrigen auch Vierzylindermodelle.

Und der Antrieb ist nicht etwa eine günstige Lösung, mit der man mehr Leistung mit weniger Aufwand auf die Straße bringen kann. Nein. „Ford Performance Allradantrieb“ nennt man die Entwicklung in Köln. Im Gegensatz zu den Haldex-Konstruktionen der Konkurrenz sorgt im neuen Focus RS nicht nur eine Kupplung zwischen Vorder- und Hinterachse für die Drehmomentverteilung, sondern gleich drei. Nummer eins kümmert sich um die Momentenverschiebung zwischen Front und Heck. 70% können hier allein an die Hinterachse verteilt werden und überhaupt soll der RS mehr hecklastig ausgelegt sein.

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Für gesteigerte Agilität und Dynamik in Kurven sorgen dann die beiden weiteren Kupplungen. Sie treten anstelle eines herkömmlichen Sperrdifferenzials und können die beiden Hinterräder völlig unabhängig voneinander mit Drehmoment versorgen. Im Extremfall bekommt ein Hinterrad 100% der Kraft übertragen. Das Ganze aber natürlich ohne die Nachteile, die eine Sperre mit starrem Durchtrieb produzieren würde. Denn ein Drehzahlausgleich ist immer möglich, da es sich im Prinzip um ein offenes Differenzial handelt.

Untersteuern sollte der neue Focus RS demnach nicht kennen, so behauptet man auch vollmundig in Köln und spricht von „Klassenbestwerten in puncto Kurvengeschwindigkeit und Handling“. Über 1g Querbeschleunigung soll mit serienmäßiger Bereifung möglich sein. Wem das nicht reicht, der kann gegen Aufpreis speziell für den Mk3 produzierte Semislicks aus der Michelin Pilot Sport Cup 2-Reihe montieren lassen.

Beim Fahrwerk hat sich im Vergleich zum Focus ST auch einiges getan. Die adaptiven Stoßdämpfer verfügen über eine straffere Kennung, die Federraten sind härter als beim kleinen Bruder, dazu kommen steifere Fahrwerkslager und verstärkte Anlenkpunkte an der Karosserie. Die Stabilisatoren wurden ebenfalls großzügiger dimensioniert. Überhaupt, sogar die Lenkgeometrie wurde geändert. Angepasst auf das 19-Zoll-Fahrwerk kommen verwindungssteifere Achsschenkel zum Einsatz, sowie kürzere Lenkerarme um die Störkräfte in der Lenkung zu reduzieren. Präzise, direkt und vor allem ausgewogen soll das elektrisch unterstützte Servosystem deshalb sein – eben noch besser als im Focus ST, der bereits über ein recht gutes Setup verfügt.

Den Motor haben wir schon erwähnt, er ist bekannt und geschätzt aus dem aktuellen Mustang. Dessen 305 PS werden locker überboten, nur um wie viel, darum macht man in Köln noch ein Geheimnis. Verraten hat man immerhin, dass der TwinScroll-Lader über größeres Laufzeug verfügt und dementsprechend deutliche Ladedruckreserven gegenüber dem US-Musclecar bieten sollte. Der Ladeluftkühler ist ebenfalls deutlich vergrößert, Ford spricht vom größten, den sie je in Serie verbaut haben und dass der Kühler durchaus auch im harten Motorsportalltag unverändert übernommen werden könnte.

Soundseitig müssen sich die Fans allerdings nicht nur auf den Verlust des charakterstarken Fünfzylindertons einstellen, sondern auch auf den Einsatz einer synthetischen Komposition aus den Lautsprechern. Immerhin: die Abgasanlage ist serienmäßig als Klappensystem konzipiert, damit ein guter Kompromiss zwischen Staudruck und Klang gefunden werden kann.

Ansonsten: typisches RS-Styling mit mächtigen Lufteinlässen an der Front, Luftauslässen an Haube und Kotflügel, sowie ein WRC-Spoiler am Heck und ein großer Diffusor darunter. Innen gibt es drei aus dem ST bekannte Zusatzinstrumente für Ladedruck, Öltemperatur und Öldruck. Ebenfalls serienmäßig sind Recaro-Sportsitze, gegen Aufpreis liefert man auch Schalensitze selben Herstellers. Das SYNC2-Infotainment findet sich ebenso im neuen RS, wie die aus dem Focus bekannten Fahrerassistenzsysteme.

Für Farbfans gibt es auch wieder ein Highlight, wenn auch nicht so spektakulär wie das „ultimategreen“ des Vorgängers: „Nitrousblue“ nennt sich die diesmalige Sonderfarbe des RS – ein spezieller vierschichtiger Metallic-Ton. Daneben gibt es weiß, schwarz und grau.

Den Preis des neuen RS hat man uns heute im Übrigen auch noch nicht verraten. Aber: Genf ist ja nicht mehr lange hin. Und das wichtigste ist eh gesagt.

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