Can Am Spyder F3T im Test: Mal was anderes

Ein Roadster für die Straße, das Freiluftgefühl intensiv erleben und die Natur wie auch den durchdringenden Akrapovic-Sound ungedämpft direkt im Mittelohr verspüren. Zugegeben, das ist nicht jedermanns Geschmack, doch dieser Roadster fällt auch nicht in die Vorstellung, welche ihr gerade im Kopf habt. Darf ich vorstellen, der Can-Am Spyder F3T.

Holy Shit! Was aussieht wie die Wiedergeburt eines mutierten Schneemobils, welches durch die Evolution zufällig an die Straße angepasst wurde, gehört keinem existierenden Marktsegment an, weshalb der Hersteller BRP (Bombardier Recreational Produkts – u. a. der führende Produzent von Schneemobilen (Ski-Doo)) das brutal wirkende Trike als Anlass nimmt damit eine ganz neue Kategorie zu eröffnen. Diese richtet sich einfach gesagt an alle Menschen, die ein ähnliches Freiheitsgefühl wie auf dem Motorrad verspüren wollen, aber ein Gefühl von mehr Sicherheit und höheren Komfort erwerben möchten.

Mehr Räder, mehr Komfort, mehr Watt, mehr Platz, mehr Spaß! Was bei Architekten und Designstudios als schwedischer Minimalismus bezeichnet wird will nicht bei BRP den Einzug feiern – dieses Feld wird schließlich den selbstgebauten Café Racern überlassen. Bei der Modelpalette von Can-Am geht es hauptsächlich um den perfekten Mix aus Fun und Komfort, weshalb ich den Spyder F3T als Gott gezeugten Bastard aus Honda Goldwing und Ski-Doo bezeichne, denn was ist „more Badass“ als so eine breite Maschine zwischen den Beinen zu haben? Nicht verwunderlich, dass der Sitzhöcker entsprechend passgenau die dicken Eier bei der Fahrt warm hält.

Mehr Räder

Kein klassisches Trike sondern ein Y-Aufbau, der es sogar entsprechend kinderleicht erlaubt im gewissen Rahmen zu driften. Dabei greift das ABS und ESP niemals zu sehr ein: Hell Yeah! Die Brembo-Bremsanlage bringt euch im wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, solltet ihr doch einmal drohen über das Ziel hinaus zu stoßen, wobei das meistens gar nicht so schlimm ist, immerhin dreht sich ja alles um den Funfaktor!

Mehr Komfort

Flexible, passgenaue Form für den Fahrer dank des ausgeklügelten U-Fit-Systems. Menschen zwischen 160 cm und 190 cm werden keinerlei Probleme mit ihrer Sitzposition bekommen, können Lenker und auch Fußrasten verstellt bzw. ausgetauscht werden. Insgesamt stehen xx L Stauvolumen zu Verfügung, mehr als genug für eine mehrtägige Tour. Aus dem Auto sind das beheizbare Lenkrad und Schaltwippen bekannt – die sind auch beim Spyder verfügbar.

Mehr Watt

80 Watt-Soundsystem mit an Board, welches gerade die Mitteltöne und Tiefen bei offener Fahrt wiedergibt. Multimediasystem aus der Gegenwart mit AUX und USB-Schnittstellen. Highway to Hell oder eben einen der tausend anderen Tracks vom Phone!

Mehr Spaß

Warum nicht den einfachsten Weg zum Glück wählen und mit dem was man hat am meisten machen. Denn das beste am Spyder ist: Ihr könnt den Spaßbringer auch mit einem stinknormalen Autoführerschein fahren! Stellt euch vor, Q hätte 007 das ultimative Funtoy für die Straße gebaut obwohl der Superagent durch sein exzessives Workout nur noch wie ein Äffchen an der Bar hängt, als würde er unaufhaltsam Pulldowns praktizieren: ganz klar, musste eine aufrechte Sitzposition her, von der die gesamte Straße eingesehen werden kann. Der Tank so breit wie der Rücken eines Stiers und das Design so auffällig, als wäre es ein Anabolika-getränkter Entwurf aus dem Future Lab von automobil Herstellern, die sich den zukünftigen urbanen Herausforderungen annehmen. Heckantrieb, Luftfahrwerk, idiotensicher und süchtig machend, wer hier nicht aufsattelt oder Angst hat, nicht einer Norm zu entsprechen, hat mein Beileid. Es ist ein Segen, in keine Kategorie zu passen, die ganze Welt aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen und einfach einen Scheiß zu geben! Helm auf und Spaß haben, denkt was ihr wollt. Die anderen Biker, die Enthusiasten, die für den Moment und das Gefühl leben grüßen uns nicht aus Anstand, sondern aus Akzeptanz unser Ding durchzuziehen. Ob nun mit drei oder zwei Rädern.

Text: Stefan Maas