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Durch die Stadt und in die Berge: KIA Niro EV im Test

Nachdem ich über 16 Jahre lang ausschließlich Autos mit Diesel- und Benzin-Motor gefahren bin, war es langsam mal an der Zeit, Zukunftsluft zu schnuppern. Ohne bisherige Erfahrung im Bereich E-Mobilität war ich gespannt, was mich bei meinem Zwei-Wochen-Test mit dem KIA Niro EV erwartet. Sind E-Autos wirklich nur etwas für die Kurzstrecke in der Stadt oder taugen sie tatsächlich auch für einen Wochenendausflug in die Berge? Gibt’s mehr oder weniger Fahrspaß als in meinem BMW Dreier? Und: Könnte mich ein E-Auto von meinem heißgeliebten Turbo-Diesel abbringen? Diesen Fragen bin ich auf den Grund gegangen. 

Aber erstmal zum Offensichtlichen…

Das Design des KIA Nirvo EV Modell 2022

Vergleicht man den neuen Niro EV mit seinem Vorgänger, dem e-Niro, hat sich vor allem Optisch eine Menge getan. An der Front schaut der Neue nicht mehr ganz so freundlich drein, er bevorzugt klare Linien, er ist kantiger und insgesamt deutlich moderner. Das gefällt!

Und auch dem Heck hat KIA ein neues Design verpasst: Die Rückleuchten sitzen weiter oben und spiegeln somit das futuristische Design der Front wider. Hierzu passt ebenfalls der Heckspoiler, der optisch den Gegenpart zur Heckschürze darstellt.

Sofort ins Auge sticht der graue Akzent an der C-Säule, der dem Design einen gewissen Extra-Charme verleiht. Meine Frau sagt, „der Wagen sieht damit ein bisschen aus wie ein Handballschuh“. Und seiner Frau soll man nicht widersprechen. 

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Der Innenraum

Was mich besonders freut: Auch mit einer Körpergröße von 1,95 m ist reichlich Beinfreiheit vorhanden. Besonders auf dem Fahrer- und Beifahrersitz. Aber auch auf der Rückbank findet man als größere Person ausreichend Platznatürlich nur, sofern die Vordersitze nicht komplett nach hinten gestellt sind.

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Das Cockpit macht einen hochwertigen und gut verarbeiteten Eindruck. Es wirkt durch die beiden großen Displays insgesamt sehr aufgeräumt und gut durchdacht. Was mir besonders gefällt: Das Innendesign passt zum Äußeren und spiegelt ein klares Designkonzept wider.

Das Lenkrad wirkt am Anfang überwältigend: Viele Regler und viele Tasten, was mir auf den ersten Blick zu überladen erschien. Welche Bedienelemente für welche Funktionen zuständig sind, lässt sich aber schnell herausfinden zur Not hilft aber auch die gute alte Bedienungsanleitung. Auch die Gesten auf dem Touchdisplay in der Mittelkonsole werden direkt erkannt und die Menüführung läuft flüssig. Meiner Meinung nach macht KIA es einem hier recht einfach, sich schnell zurechtzufinden. 

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Im Eifer des Gefechts etwas tückisch: Klimaanlage und Radio werden über dasselbe Touchelement gesteuert. Der Wechsel erfolgt per Tastendruck. Somit kann es schnell passieren, zumindest ging es mir erst einmal so, dass anstatt der Lautstärke die Lüftung hochgedreht wird. Hier wäre aus meiner Sicht eine andere Lösung eleganter gewesen.

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Die erste Ratlosigkeit trat bei dem Versuch auf, den Niro EV am kalten Wintermorgen zu beheizen. Nur über das Bedienelement der Klimaanlage funktioniert dies nämlich nicht die Lösung ist am Ende aber recht einfach: Über den Home Button das Menü der Klimaanlage auswählen und den „Heat-Modus“ aktivieren. Schon wird es warm.

Etwas ungewohnt ist die relativ große Rückspiegelabdeckung, die (zumindest bei mir mit meinen fast zwei Metern) das Sichtfeld leicht einschränkt. Da hier aber Sensoren verbaut sind, lässt sich dies vermutlich kaum vermeiden. Und kleinere Menschen dürfte das sowieso nicht auffallen.

Mit einem Ladevolumen von bis zu 475 Litern ist der Kofferraum ausreichend, um mit Partner oder Partnerin, Hund oder der ganzen Familie über das Wochenende zu verreisen. Hundebox, zwei große Rucksäcke sowie zwei Getränkekisten sind kein Problem. Sollte es sich beim Hund aber um eine L- oder XL-Version handeln, sieht das natürlich schon anders aus. 

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Ab auf die Straße

Obwohl KIA dem neuen Niro EV deutlich weniger Drehmoment als seinem Vorgänger gönnt, ist er mit seinen 204 PS (150kW) und 255 Nm sehr spritzig unterwegs und das sogar im Eco-Modus. Wer es allerdings etwas sportlicher mag, der kann über ein Bedienelement direkt am Lenkrad den Fahrmodus zu Standard und Sport wechseln. 

Im Eco-Modus lag mein Durchschnittsverbrauch bei 15 kWh pro 100 km und einer durchschnittlichen Reichweite von 280km bei 80% Ladekapazität. Somit ist auch Gelassenheit garantiert, wenn mal keine Ladestation in direkter Nähe ist. Hat man Glück und ein Großteil des Weges führt bergab, sind aber auch sensationelle 8,6 kWh pro 100 km über eine längere Strecke möglich. 

Geht die Ladung des Akkus doch mal zur Neige, zeigt das Navi recht zuverlässig die nächste Ladestation an. 

Die Assistenzsysteme wie Abstandshalter, Tempomat und Spurhalteassistent arbeiten aus meiner Sicht sehr zuverlässig. Den Spurhalteassistent empfinde ich tatsächlich etwas übermotiviert bzw. zu präzise. Hier hatte ich auf der Autobahn die ein oder andere „Diskussion“ mit dem Niro. Gerade bei Spurwechseln oder unvorhergesehenen, kleineren Ausweichmanövern muss man relativ stark gegenlenken, um den Kia davon zu überzeugen, dass man weiß, was man als Fahrer macht. Diese Funktion kann aber über einen der Lenkradschalter per längerem Tastendruck deaktiviert werden.

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Insgesamt liegt der KIA Niro EV gut auf der Straße und verhält sich in Kurven wie man es von einem Kompakt-SUV erwartet. Für mich persönlich könnte die Federung allerdings etwas straffer ausfallen.

Das Lenkrad ist leichtgängig und sorgt somit auch beim Einparken in engen Parklücken für wenig Kraftanstrengung. Hierbei sind auch der kleine Wendekreis, die Rückfahrkamera sowie die akustische Einparkhilfe sehr von Nutzen.

Was in den meisten Situationen sehr hilfreich ist, kann zu Beginn und auf Dauer überfordern: Überschreitung der Fahrlinien, ein heranfahrendes Auto beim Rückwärtseinparken oder bei der Öffnung des Kofferraumes in solchen Situationen gibt der KIA lautstark akustische Signale von sich. Das ist zu Beginn erstmal gewöhnungsbedürftig und könnte Autofahrer, die Autos mit weit weniger Technik gewohnt sind, überfordern oder verunsichern, bzw. nerven.

Je nach Belieben kann im laufenden Betrieb zwischen vier Rekuperationsstufen gewählt werden, sodass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Hier wären wir dann auch bei meinem persönlichen Highlight: der i-Pedal Funktion.

Fahren mit dem „I-Pedal“

Der Niro EV bietet – anders als der Vorgänger – die Möglichkeit, über die linke Schaltwippe am Lenkrad die Funktion „i-Pedal“ als Rekuperationsstufe auszuwählen. Mit diesem Feature ist nahezu ein „Ein-Pedal-Betrieb“ möglich. Geht man vom Gas, bremst der Niro EV ganz entspannt ab – und zwar bis zum völligen Stillstand. Besonders Spaß macht das i-Pedal natürlich im Stadtverkehr, da bei vorausschauendem Fahren das Bremspedal fast gar nicht mehr benötigt wird. 

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Fazit zum KIA Niro EV

Kurz und knapp gesagt, konnte der KIA Niro EV alle Bedenken, die ich vorher im Bezug auf E-Autos und E-Mobilität hatte, ausradieren. Entspanntes Fahren – auch in den Bergen, ausreichend Stauraum und ein insgesamt tolles Fahrgefühl haben mich im Grunde schon nach der ersten Fahrt überzeugt. Somit kann ich gut und gerne behaupten, dass die E-Auto-Fangemeinde ein neues Mitglied hat. Einzig der im Vergleich zu Modellen mit Verbrenner doch recht knackige Preis könnte am Ende entscheidend sein. 

Technische Daten

Modell: Kia Niro EV
Motor: Permanentmagnet-Synchronmotor
Leistung: 204 PS (150 kW)
Drehmoment: 255 Nm
Batterie: 64,8-kWh
Antrieb: Frontantrieb, Eingang-Reduktionsgetriebe
Verbrauch (WLTP): 16,2 kWh / 100 km
Reichweite (WLTP): 460 km
Abmessungen (L/B/H): 4,42 m/1,825 m/1,585 m
Gewicht: 1.757 Kg
Grundpreis: 47.590 EUR

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