Driven: Techart GrandGT

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Der Porsche Panamera gilt seit 2009 uneingeschränkt als die sportlichste Art sich in der Oberklasse von A nach B zu bewegen. Doch selbst das seit diesem Jahr erhältliche Topmodell Panamera Turbo S und die werkseigenen Individualisierungsprogramme Exclusive und Tequipment erreichen bei der äußerst anspruchsvollen Kundschaft nicht immer den gewünschten Grad der Selbstdarstellung, der speziell im asiatischen, arabischen und russischen Markt nachgefragt wird. Für diese Porsche Enthusiasten hat jedoch ein bodenständiger schwäbischer Betrieb die richtigen Antworten parat. Der Name: Techart. Das Auto: GrandGT. Eine gewichtige Annäherung an einen äußerst exklusiven Luxus Express Dampfer.

Zugegeben, die Eleganz einer grazilen Rennyacht wird der aktuelle Panamera nie erreichen, vielmehr versprüht der erste Serien-Porsche mit vier Türen (SUV ausgenommen) den Charme einer Queen Elizabeth II für die Straße. Groß, schwer, schnell aber doch ein wenig behäbig. Das weiß auch Techart und haucht dem turbogeladenen Triebwerk aus diesem Grund über eine neue Motorsteuerungselektronik 80 zusätzliche Pferdestärken ein. Der Trick bei dieser Leistungskur auf 580 PS und 830 Newtonmeter: Sie kann, muss aber nicht genutzt werden, denn erst über den Druck auf die Sport-Taste wird die zusätzliche Leistung aktiviert. Die Folgen sind verblüffend. 130 zusätzliche Newtonmeter schieben die zwei Tonnen-Wuchtbrumme nochmals zwei Zehntel schneller auf 100km/h, als den Serienbruder. Sollte die Tunigbasis, der Panamera Turbo, mit Sportchrono Paket samt Launch Contol ausgestattet sein, geht’s also in 3,7 Sekunden auf Landstraßentempo. Doch auch beim Topspeed legt der GrandGT noch einmal zu: Erst bei 315 Stundenkilometern verhindert die Aerodynamik ein noch schnelleres Vorankommen (Serie: 303 km/h). Das sollte für die breiten Autobahnen dieser Welt ausreichen, denn hier fühlen sich der Techart-Porsche und seine Insassen eh am wohlsten.

Denn speziell im Innenraum beweist das in Leonberg bei Stuttgart ansässige Unternehmen was schwäbische Präzision und Liebe zum Detail bedeutet. Feinste Materialien, wie Leder, Carbon und Edelhölzer dominieren den Innenraum ganz nach den Wünschen des Kunden. Das 80-köpfige Team beweist mit seiner Arbeit, dass die Werkhallen zu Recht den Namen Manufaktur tragen. Hier wird penible Handarbeit gepflegt. Jedes Teil wird einzeln bearbeitet, jeder Umbau unterliegt einer strengen Qualitätssicherung. Das Ergebnis ist beeindruckend. Präzise farblich abgesetzte Nähte im Leder, sauber verlaufende Strukturen im Sichtcarbon und elegant zusammenlaufende Maserungen im Holz, wie es selbst der Zuffenhausener Nachbar nicht besser realisieren könnte.

Das Wissen um diese Qualität merkt man den Techart Mitarbeitern an und daher wundert es kaum, dass sie mit Stolz und Selbstbewusstsein den durchaus extrovertierten Auftritt des GrandGT präsentieren. Die Konsequenz des Exterieurdesigns ist dabei durchaus einen zweiten Blick Wert. Denn Techart hat es über die fast 25jährige Firmenhistorie geschafft, ein Markengesicht zu schaffen, das über alle Porsche Modellreihen einen hohen Wiedererkennungswert hat. Geprägt wird dieser Effekt speziell durch eine Frontschürze mit integriertem Frontsplitter und riesigen Kühlluftöffnungen, die nur durch eine LED-Systemeinheit für Blinker und Tagfahrlicht unterbrochen wird. Dieser aggressive Auftritt im Frontbereich wird dabei konsequent bis zum wuchtigen, feststehenden Heckspoiler durchgezogen. Das wirkt sich auch in der Fahrzeugbreite aus. Um 8,4 Zentimeter wächst der Panamera in die Breite, was eins schonmal klar ausschließt: Mit 2,15 Meter Gesamtbreite möchte der GrandGT nicht unbedingt über enge Alpenpässe getrieben werden. Wobei er das durchaus könnte, wie der Fahrdynamik Test auf einem Handlingkurs nachhaltig bewies. Einzig die verbauten 22 Zoll Formula III Felgen lassen den ansonsten im Fahrwerksbereich unveränderten Porsche etwas hart über Querfugen holpern, hier wäre aus fahrdynamischer Sicht weniger mehr. Doch Techart hat eine breite Auswahl an 20 und 21 Zoll Felgen als Alternativen zur Auswahl.

Ein anderes Detail fiel im Gegensatz zu der gewählten Räder Konfiguration äußerst positiv auf und ist ein Beleg für den Tüftlergeist von Techart, der das Tuningunternehmen von den Mitbewerbern abhebt: Das Lenkrad. Porschefahrer mit PDK Getrieben kennen das Dilemma: Entweder man bestellt das Multifunktionslenkrad mit den etwas umständlich zu bedienenden Schalttasten am oberen Rand der Lenkradspeichen oder man wählt das sehr viel angenehmer zu bedienenden Lenkrad mit dahinter liegenden Schaltwippen aus Aluminium, muss dann aber auf die Bedieneinheit für Radio und Telefon im Lenkrad verzichten. Techart vereint beide Ansätze ergonomisch elegant mit der Entwicklung eigener Schaltpaddles. Speziell für den ambitionierten Langstreckenfahrer ein äußerst angenehmes Detail. Genauso wie die Techart Klappenauspuffanlage, die den 4,8-Liter-V8 sportlicher, aber nicht aufdringlicher wirken lässt.

Viel Lob also für ein ein Fahrzeug, was auch viel kostet: Über 250.000 Euro veranschlagt Techart für den getesteten GrandGT. Doch dieser Preis scheint für die Zielgruppe nicht wirklich abschreckend zu sein. Die Warteliste ist lang und wer heute bestellt, muss zwei Monate warten, eh Techart mit dem Bau eines neuen Modells beginnen kann. Dafür sind den Kundenwünschen dann aber auch so gut wie keine Grenzen gesetzt – fast so wie bei einer Kreuzfahrt auf der Queen Elizabeth 2. Freundlicher Kundenberatung inklusive.