Braucht man einen Jaguar Kombi mit 300 Diesel-PS, der im Grundpreis rund 73.000 und im Falle unseres Testwagens gar heftige 85.000 Euro kostet? Das liegt wohl im Auge des Betrachters; aber was braucht man schon wirklich im Leben? Wir meinen, der neue Jaguar XF Sportbrake 300 Sport 30d ist gerade ordentlich motorisiert und weckt selbst im bodenständigsten Familienvater ein gewisses „Haben-Will-Gefühl“. Es ist einfach beeindruckend, wie die 300 PS in Verbindung mit den 700 Nm Drehmoment nach vorne schießen, beinahe keine Grenzen kennen und am Ende dennoch mit einem annehmbaren Verbrauch zwischen 8-10 Liter Diesel überzeugen.
Selbst im bayerischen Wintergetöse bleibt der XF Sportbrake stets in der Spur, was maßgeblich an den fein abgestimmten Helferlein liegt. Wer auf Eis- und Schnee hingegen gerne den Kombi-Rucksack raushängen lassen will, der lockert die Fangleinen des Stabilitätsprogramms in zwei Stufen bzw. nach persönlichem Können. Fahrwerk, Lenkung und Gaspedalkennlinie lassen sich zwischen den Fahrmodi Dynamik, Normal, Eco und Regen/Schnee durchaus spürbar verstellen, wobei der Normalmodus selbst auf verwinkelten Bergpassagen meist die beste Abstimmung lieferte. Interessant: Trotz der sehr sportlichen Gesamtabstimmung des Jaguar XF Sportbrake hatten wir nie das Gefühl, der Wagen könnte unkomfortabel sein. Ein Fakt, den das wunderbar abgestimmte 8-Gang-ZF-Getriebe nur noch weiter verstärkt.
Doch ist der AdBlue-Tank nicht die einzige Kuriosität des Jaguar XF Sportbrake. Unser Testwagen glänzte bei Minustemperaturen immerwährend durch ein nicht funktionierendes Radio, die Spracheingabe arbeitete dann ebenso wenig wie auch die Warntöne der PDC-Sensoren. Erst nach einem gut temperierten Neustart liefen alle Systeme wieder im Normalbetrieb. Komisch fanden wir zudem, dass bei einem Fahrzeug für 85.000 Euro die Türdichtung der Fahrerseite lose war und die Kanten der Sitzverkleidungen unter den Vordersitzen nicht abgegratet sind. Sorry Jaguar, hier erwarten wir mehr Hingebung, mehr Detailverliebtheit oder unterm Strich schlichtweg: mehr Qualität!
Wie auch bei den aktuellen Land Rover Modellen, befinden sich die Lenkstockhebel nicht in idealer Greifposition und die Bedienung des virtuellen Cockpits ist nicht immer logisch. Blickt man jedoch über solche Dinge hinweg, glänzt der Innenraum des Jaguar XF Sportbrake mit hervorragend konturierten Sitzen, einer ordentlichen Geräuschdämmung und einem stilvollen Design. Das Navigationssystem arbeitet angenehm flott im Hintergrund, ist überwiegend gut zu bedienen und ziemlich lässig finden wir auch den Stealth-Modus, der den Navi-Bildschirm deaktiviert und die Kombiinstrumente gleichzeitig auf ein Minium herunterdimmt.
Fazit
Der neue Jaguar XF Sportbrake ist ohne Zweifel einer der schönsten Kombinationskraftwagen unserer Zeit. Die langgestreckte und beinahe coupéhafte Seitenlinie verkörpert wie kaum ein anderer Jaguar das jagende Raubkatzenlogo und wer an dem tollen Heckdesign mit den F-Type-Leuchten keinen Gefallen findet ist selber Schuld. Doch sieht der XF Sportbrake 300 Sport nicht nur erstklassig aus – er fährt sich auch so! Trotz seiner Größe und dem deutlichen Gewicht meint man einen viel kompakteren Wagen zu befehligen. Abzüge gibt es dagegen klar in Sachen Verarbeitungsqualität, die uns bei manchen Details nicht überzeugen konnte.
Modell: Jaguar XF Sportbrake 300 Sport 30d
Motor: Sechszylinder-V-Motor, Biturbo, 2.993 ccm
Leistung: 300 PS (221 kW) bei 4.000 U/min
Drehmoment: 700 Nm bei 2.000 U/min
Antrieb: Heckantrieb, Achtgang-Automatikgetriebe
Verbrauch: 6,2 – 6,1 l S /100 Km
Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 6,6 s
Höchstgeschwindigkeit: 250 Km/h
Abmessungen (L/B/H): 4,95 m/1,88 m/1,45 m
Gewicht: ca. 1.855 Kg
Abgasnorm: Euro 6 d-TEMP
Grundpreis: 73.030 Euro
*Herstellerangaben
Bilder: Thomas Vogelhuber