Komfortgleiter im Test: VW Passat Alltrack 2.0 TDI SCR 4Motion

Es ist ein neuer Rekord. 6.300.000 Fahrzeuge hat Volkswagen im vergangenen Jahr verkauft. Entgegen dem allgemeinen Branchentrend wurde ein Zuwachs von einem halben Prozent erkämpft. Wenn das doch auch für den VW Passat Alltrack 2.0 TDI SCR 4Motion gelten würde.

Denn gegen all die Tiguan, Touareg, T-Roc und T-Cross kämpft der altehrwürdige Passat ein bisschen auf verlorenem Posten. Hat er früher noch für ein gutes Viertel aller Verkäufe gesorgt, schwindet seine Bedeutung immer mehr – zuletzt waren es gerade noch 10 Prozent Anteil an den Verkäufen.

Dabei fragt man sich: Was soll ein Auto noch mehr können als ein Passat Variant? Um diese Frage für den Kunden leichter zu beantworten hat VW schon in der letzten Baureihe den Alltrack an den Start geschoben. Eine Art Hochbein-Kombi, der die Vorteile des Obensitzens mit einer Prise Offroad-Look und besserem Komfort kombinieren soll. Mit dem Facelift der aktuellen Baureihe geht der Alltrack nun in die dritte Generation – Zeit für evocars der aufgebockten Version des alten Bestsellers auf den Zahn zu fühlen.

Komfortabler als Comfort

Das Beste am Mode-Taster neben dem DSG-Hebel sind nicht etwa die voreingestellten Varianten Comfort, Normal, Sport oder Offroad, nein, es ist die Individual-Einstellung, die es in sich hat. Denn für die adaptive Fahrwerksregelung DCC reicht der Einstellschieber noch über die Comfort-Stellung hinaus. Also: weicher als weich. Und damit ist es genau das richtige Setup für den grünen Großkombi.

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Im lang übersetzten siebten Gang flüstert sogar der Zweiliter-TDI nur noch wenig hörbar durch die doppelt verglasten Seitenscheiben, die Musik spielt wunderbar kräftig aus dem Dynaudio-Aufpreissoundsystem und der ErgoComfort-Sitz massiert dem Fahrer die Verspannung aus dem Kreuz. So kann man das Reisen im VW Passat Alltrack 2.0 TDI SCR 4Motion gut beschreiben.

Sein Name ist dabei ebenso sperrig wie das Gepäck, dass der Alltrack bei Bedarf geduldig zulädt. 1769 Liter sind es bei Bedarf mit umgeklappter Rückbank, bei fünf Personen im Auto sind es immernoch mächtige 639 Liter, die der hochgelegte Alltrack genau wie sein Bruder, der Passat Variant, hinter die Heckklappe bringt.

Doch das alles war auch schon vor dem Facelift so. Was hat sich also wirklich getan abseits der dezenten Änderungen an Front und Heck?

Direkt ins Auge fällt das Licht. Am Heck sind die LED-Rückleuchten straffer gezeichnet und mit einer feineren Leuchtengrafik versehen. An der Front gab es sogar gleich einen neuen Namen: IQ.Light – als zarte Anlehnung an den neuen cleveren Vollelektrischen aus Wolfsburg. Das Matrix-LED-Scheinwerfersystem ist ebenfalls ein bisschen neu gestylt, die 44 Einzel-LEDs pro Scheinwerfer wurden zudem noch einmal mit einer besseren Software und einer neuen Anordnung versehen.

Das IQ.Light kann als Referenz gelten

Und so lässt der Alltrack in der Nacht dann auch nichts anbrennen. Der Lichtteppich vor dem Auto ist wirklich beeindruckend und das Ausblenden von Vorausfahrenden wie auch Entgegenkommenden funktioniert hervorragend und über den gesamten Testzeitraum ohne eine einzige Lichthupe anderer Verkehrsteilnehmer. Besonders begeisternd immer wieder: wenn der Passat auf der Autobahn noch vor das vorausfahrende Fahrzeug leuchtet.

Zwar ist der Aufpreis im Fahrerassistenz-Paket mit 2750 EUR happig, aber hier ist nun auch der Travel Assist mit der vollen Assistenzsensorik inkludiert und der eine Erweiterung des bisherigen Stauassistent darstellt. Unterstützte letzterer gerade einmal bis 60 km/h sind es mit dem Travel Assist im VW Passat Alltrack 2.0 TDI SCR 4Motion nun maximal 210 Stundenkilometer, die er „autonom“ fahren kann. Offiziell gilt der Assistent als Autonomiestufe 2 von 5. Doch insgesamt funktioniert er sehr gut, die Konkurrenz aus München, Stuttgart und Ingolstadt kann das im jeweiligen Preissegment nicht besser.

Auch im Preisniveau höhergelegt

Wo wir auch schon beim größten Kritikpunkt des VW Passat Alltrack 2.0 TDI SCR 4Motion wären: das liebe Geld. 71.645 EUR kostet der zugegebenermaßen vollausgestattete Testwagen. Doch auch die 47.800 EUR Grundpreis sind nicht gerade ein Sonderangebot. Am Ende des Tages ist es ein vierzylindriger Diesel-Passat – sagen die Einen.

Die Anderen jedoch, die sagen, dass es mehr nicht braucht. Die 190PS schieben den großen Kombi souverän durch den Alltag und bei Bedarf sind auch Zwischensprints auf der Autobahn oder hohe Reisegeschwindigkeiten locker machbar. Man muss also nicht wirklich verstehen, warum jeder gleich zum SUV greift. Die Eleganz und die Souveränität des großen Kombis können die Pseudogeländewagen nicht im Ansatz mitgehen, gerade in Sachen Abrollkomfort und generellem Fahrverhalten zeigt der VW Passat Alltrack 2.0 TDI SCR 4Motion in jeder Situation, dass ein tieferer Schwerpunkt und eine clevere Kombination aus weicher Dämpfung und großer Reifenflanke für einen beinahe vergessen geglaubten Fahrkomfort sorgen kann.

Deshalb ist der Alltrack ein echter Geheimtipp. Er kann alles und das auch noch sehr gut. Man sollte ihn deshalb immer auf dem Zettel haben.

Technische Daten:

Modell: VW Passat Alltrack 2.0 TDI SCR 4Motion
Motor: Vierzylinder-Reihe Diesel, 1.968 ccm
Leistung: 190PS (140kW)
Drehmoment: 400 Nm bei 1.900-3.300U/min
Antrieb: Allradantrieb, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe
Verbrauch (NEFZ): 5,1 l Diesel/100km
Testverbrauch: 7,1 l Diesel/100km
Beschleunigung (0 – 100km/h): 7,7s
Höchstgeschwindigkeit: 223km/h
Abmessungen (L/B/H): 4,88m/1,85m/1,53m
Gewicht: 1.725kg
Grundpreis: 47.800 Euro

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