Netflix

Rust Valley Restorers: Wundervolle Doku auf Netflix

Jeder Mensch braucht ein Hobby. Für den einen ist es Golfspielen, ein anderer widmet sich vielleicht eher Casinospielen. Letzteres war gerade im Jahr 2020 corona-bedingt eine verlockende Option, da man im Online Spielsalon den klassischen Nervenkitzel auch in den eigenen vier Wänden erleben kann. Zusätzlich schenken einem Casinos als Neukunde sogar ohne Einzahlung 50 Freispiele für einen idealen Start.

Ob auch der Kanadier Mike Hall dem Online-Zocken frönt, wissen wir zwar nicht, sein deutlich größtes Hobby allerdings ist das Sammeln von Autos. Geparkt hat Mike die mehr als 400 Autos auf einem Feld in der kanadischen Einöde. Allerdings stellt sich die Frage, was man mit diesen Schätzen anstellt, die so friedlich vor sich hin gammeln.

Als Mike, ein an einen Hippie erinnernder Schlacks mit Rastazöpfen, das stolze Alter von 60 Jahren überschritt, wollte er endlich „das Richtige“ tun und diese Schmuckstücke zurück ins Leben holen. Daher machte er sich zusammen mit seinem besten Kumpel Avery, Sohn Connor und einem kleinen Team daran, ein Restaurations-Business – die Rust Bros – aufzuziehen. Dabei liegt der Fokus klar auf Autos der 50er, 60er und 70er Jahre. Besonders Muscle Cars und Trucks werden hier zu neuem Leben erweckt – und es ist eine wahre Freude, diesen heiteren Originalen bei ihrer Arbeit zuzusehen.

Made in Kanada, das macht diese Dokumentation aus

Nun mag man denken, Schrauber-Dokus gibt es doch zuhauf. Aber diese hier ist etwas ganz Besonderes. Allein das Setting haut einen um. Mikes Shop befindet sich in Tappen, British Columbia, dem sogenannten Rust Valley. Sein riesiges “Feld der Träume” mit hunderten Autoschätzen liegt am Fuße der kanadischen Rocky Mountains. Drohnenaufnahmen zeigen malerische Seen, Wälder und Bergpanoramen, die eine ideale Kulisse abgeben, wenn ein frisch restauriertes Muscle Car aus der Werkstatt rollt und auf eine erste Testfahrt geht.

Der kanadische Akzent und die sprichwörtliche freundliche Art der Bewohner des Nachbarn der USA sind das i-Tüpfelchen und man schließt die Protagonisten schon nach wenigen Folgen ins Herz. Zudem ist das Rust Valley eine Art Auto-Mekka. Jeder zweite hat hier ein ähnliches Geschäft wie der gute Mike und einige der Besitzer sind genauso herrliche Kauze wie der Kopf der Rust Bros. Man besucht sich, tauscht Teile, feilscht und feixt ein wenig von Autonarr zu Autonarr.

Den meisten Protagonisten dieser Doku traut man es schlicht nicht zu, sich für die Kamera zu verstellen und so erhält man hier einen Einblick in eine Community, in der die Autobesessenheit gelebt wird. Das Fernweh bekommt beim Schauen dieser Doku ordentlich Zucker und eine Reise in diese Region würde sich wirklich lohnen. Auf der einen Seite bekommt man die unglaubliche Natur Kanadas zu sehen und auf der anderen Seite ist es sehr verlockend, die vielen Shops und auch Museen mit historischen Gefährten im Rust Valley einmal mit eigenen Augen zu bestaunen.

Einige Projekte, die Mike und seine Crew angehen

Gleich in der ersten Folge der Show wird ein 70er Dodge Swinger aus dem Feld der Träume gezogen und restauriert. Auftragsarbeiten erledigen die Rust Bros ebenfalls, und so verpassen sie zusätzlich einem 66er Lincoln Continental ein neues Make-up.

Manche Projekte liegen schon eine Weile brach. Das hat unter anderem den Grund, dass es immer wieder zu unerwarteten Problemen kommt, Schäden schwerer sind, als zuerst angenommen, oder Teile fehlen.

So dauerte es ein Jahrzehnt, bis Mike mit seinem Sohn endlich den 66er Mustang fertigstellt, der zuvor immer wieder angefasst und dann liegengelassen wurde. Doch auch für bullige Gefährte haben die Rust Valley Restorers ein Herz und daher bekommt zum Beispiel auch ein 68er Chevy Chevelle eine Generalüberholung.

Das schöne an der Show ist, dass die ausgewählten Autos in einem kurzen Clip vorgestellt werden, bevor es mit der Restauration losgeht. Dabei wird jedes Mal auf Originalkataloge der damaligen Zeit zurückgegriffen, in denen die Schlitten als Neuwagen angepriesen wurden. Die alten Werbeaufnahmen und oft auch gemalten Illustrationen der Prospekte sorgen für ein zusätzliches Retro-Feeling. Darüber hinaus erfährt man die Umstände oder Stückzahlen, unter und in denen manche Wagen produziert wurden und was man damals dafür springen lassen musste.

Zuweilen wird eine besondere Rarität zutage gefördert, wenn etwa in einem Schuppen ein altes Modell T von Ford auftaucht. Natürlich ist hier die Herausforderung, an Teile für den Neuaufbau zu kommen, besonders hoch.

Wir begleiten die Crew in der Region auf SWAPP Meetings, bei denen Autos vorgeführt und gehandelt werden und auch Teile getauscht werden können. Ein großes Hallo mit Volksfeststimmung. Die Rost Bros haben sich auf die Fahne geschrieben, Autos zu restaurieren, die sich im Anschluss auch normale Kunden leisten können. Doch ab und an dürfen wir in der Show dem Kollegen-Konkurrenten-Freund von Mike über die Schulter schauen, der sich im hochklassigen Segment angesiedelt hat und bei dem ein Kunde schon einmal im Helikopter eingeflogen wird, um sein neues und hochpreisiges Schmuckstück abzuholen.

Aber auch die Leidenschaft und das mechanische Können der Teilnehmer eines Demolition Derbys wird den Zuschauern der Serie vor Augen geführt. Wie auch im Restaurations-Alltag haben die Mechaniker hier immer wieder mit unvorhergesehenen Problemen zu kämpfen, für die bis zur Deadline eine Lösung gefunden werden muss. Es macht Spaß, dabei zuzusehen, wie dann alle an einem Strang ziehen und sogar vermeintliche Konkurrenten in der Region einander aushelfen, da die gemeinsame Leidenschaft und das Wissen darum, selbst gelegentlich Hilfe zu brauchen, schwerer wiegt als Konkurrenzgehabe.

Prädikat: Absolut sehenswert

Man sieht einmal mehr, die besten Geschichten schreibt das Leben und so hat Netflix mit seinen Rust Valley Restorers einen echten Treffer gelandet, der nicht unbedingt nur für Autofans sehenswert sein dürfte. Die Show ist ausgesprochen unterhaltsam, lustig, etwas fürs Auge und die ein oder andere rührende Geschichte wir natürlich auch erzählt.

Die hochsympatischen Protagonisten der Doku wachsen einem schnell an Herz und das Ganze versprüht eine dermaßen positive Energie, die der ein oder andere in Zeiten von Lockdowns mit vielen Einschränkungen sicher gut gebrauchen kann. Immer wieder gibt es hier Abwechslung, denn die Projekte bieten in den drei Staffeln stetig etwas Neues. Allen Autos ist eines gemeinsam: Sie sind klassisch und echte Schmuckstücke.