Überraschend agil: Ford Kuga 2.0 EcoBlue Hybrid Vignale im Test

Bei Vignale müssen wir immer an wunderschöne italienische Alu-Karosserien denken. An verschwenderisch verarbeitetes Leder, unendlich viel Chrom und Speichenfelgen. Nicht direkt an den Ford Kuga 2.0 EcoBlue Hybrid. Aber so langsam ist es auch bei uns angekommen, dass Ford nun eben den Namen für seine Topmodelle nutzt.

Immerhin: viel Chrom und viel Leder bieten sie auch. Das mit der Alukarosse müssen sie noch üben. Generell scheint aber auch der Hang zu italienischer Dramatik abgefärbt zu haben, anders ist die knackige Fahrwerksabstimmung selbst im Diesel-Hybrid wohl kaum zu erklären. Doch der Reihe nach.

Wie alles begann mit dem Ford Kuga 2.0 EcoBlue Hybrid

Vor dreizehn Jahren schon kam die erste Version des Ford Kuga auf den Markt. Er war ein Weltauto, das sämtliche Bedürfnisse aller Kunden und Märkte bedienen konnte. Überraschenderweise hat das funktioniert. So mauserte sich der kompakte SUV über die Jahre zum meistverkauften Ford hinter dem Focus.

Mit der nun dritten Generation, die auf der C2-Plattform des neuen Focus steht, will Ford noch stärker angreifen. Denn in Europa hat man den Kuga gerade wegen seines Weltcharakters oft ein wenig belächelt. Zu nachlässig die Verarbeitung, zu grob das Design, zu wenig wertig der Innenraum. Das alles soll nun anders werden.

Design, Platz & Komfort

Die zum Test angetretene Version macht bereits optisch einiges her. Ford Kuga 2.0 EcoBlue Hybrid Vignale notiert der beigelegte Datenzettel. Es ist also klar, warum der Chrom so reichlich am Äusseren blitzt. Schliesslich kommen die Vignale-Modelle immer mit besonders edlen Zierelementen.

Auch sonst wirkt das neue Design opulent. Eine lange Motorhaube, gestreckter Radstand und eine in der Seitenansicht überraschend flache Dachlinie. Dazu mächtige 20-Zoll Felgen. Der Welt-Ford macht wirklich etwas her.

Die Grosszügigkeit im Exterieur setzt der Ford Kuga auch im Innenraum fort. Dank deutlich gewachsener Dimensionen, plus 9cm in der Länge und 4,5cm in der Breite, gewinnt er an Innenraum. Gerade die Fondpassagiere freuen sich über beinahe oberklassige Bewegungsfreiheit.

Auch die Ziernaht an der Armaturentafel und das Holzimitat in der ersten Reihe lassen einen Luxushauch durch die Kabine wehen. Das generelle Arrangement der Bedienelemente ist allerdings vom Focus übernommen und entsprechend bekannt. Allerdings wurde das digitale Instrumentendisplay ein wenig erweitert um die Hybrid-Anzeigen beherbergen zu können.

Technische Highlights

Denn der Ford Kuga 2.0 EcoBlue ist ein Hybrid. Wenn auch nur ein milder in Form eines riemengetriebenen integrierten Starter-Generators. Er unterstützt den Zweiliter-Vierzylinder-Diesel aus einer 10Ah fassenden Lithium-Ionen-Batterie beim Anlassen, Losfahren und Segeln. Immerhin 16PS und 50Nm sind es, die dem Selbstzünder aus dem Turboloch helfen können.

Was nach nicht viel klingt, ist im Alltag doch recht gut spürbar. Der Vergleich mit einem Pedelec ist dabei vielleicht gar nicht verkehrt. Rein elektrisch kann das Rad auch nicht fahren, wohl aber den Fahrer beim Treten entlasten. So muss man sich die modernen Mild-Hybride auch vorstellen.

Das Ergebnis sind nach Norm nur 5,1 Liter Diesel auf 100 Kilometer, was 135g CO2 entspricht.

Wie fährt der Ford Kuga 2.0 EcoBlue Hybrid Vignale?

Überrasched straff. Bei der Luxusvariante Vignale hätte man durchaus mehr Nachgiebigkeit erwartet. Dabei ist der Ford Kuga nicht direkt unkomfortabel, aber der Entwicklerwunsch nach Fahrdynamik bleibt nicht unentdeckt.

Denn gerade in Kombination mit den optionalen 20-Zoll-Felgen geht der Kuga erfreulich agil durch die Kurve. Bei dieser Gangart kommt auch das manuelle Getriebe gut zur Geltung, wenn es auch besser schaltbar sein dürfte.

Dennoch überrascht die Auslegung im Gesamten. Man hätte beim Ford Kuga 2.0 EcoBlue Hybrid Vignale nicht nur eine Automatik, sondern auch Komfort erwartet. Erstere gibt es in der Preisliste überhaupt nicht, was unverständlich ist. Und ein kommodere Feder-/Dämpferabstimmung hätte besser zum Charakter gepasst.

Fazit

Weil der Ford Kuga in seiner Aufgabe als Familien- und Alltagsauto eben eher gemütlich unterwegs sein wird. Für alle Zeitenfeiler hätte man in der ST-Variante mit dem dynamischen Fahrwerk punkten können. Immerhin: wer die grossen Räder meidet, der gewinnt schon ein deutliches Stück Komfort zurück.

Technische Daten:

Modell: Ford Kuga 2.0 EcoBlue Hybrid Vignale
Motor: Vierzylinder-Reihe, 1‘997ccm
Leistung: 150PS (110kW)
Drehmoment: 370Nm bei 2’000-2’500U/min
Elektromotor: 16PS (11,5kW)
Drehmoment: 50Nm
Batterie: Lithium-Ionen
Kapazität: 10Ah (48V, brutto)
Antrieb: Frontantrieb, Sechsgang-Schaltgetriebe
Verbrauch (WLTP): 5,1 l Diesel/100km
Testverbrauch: 5,8 l Diesel/100km
Beschleunigung (0 – 100km/h): 9,6s
Höchstgeschwindigkeit: 175km/h
Abmessungen (L/B/H): 4,63m/1,88m/1,68m
Gewicht: 1’680kg
Grundpreis: 40.900 EUR (Kuga MHEV Basispreis: 32.600 EUR)

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