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Elektro-Supersportler: Serie und Rennsport im Gleichschritt?

Ein Paradigmenwechsel steht an, die Elektromobilität zieht immer weitere Bahnen. Das betrifft nicht zuletzt auch das oberste Segment, wo PS, Drehmoment und Geschwindigkeit höchste Priorität haben.

Geschichte wiederholt sich: Premium-Segment als Zugpferd

KFZ-Zulassung und Rennsport liegen nicht so weit auseinander, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. Schon immer wurden Technologien aus dem Rennsport von Straßenfahrzeugen adaptiert, manchmal auch umgekehrt, und das beste Aushängeschild dafür ist die Formel 1 in ihrer Rolle als Königsklasse des Rennsports.

Dort nähert sich die laufende Saison dem Endspurt und spätestens nach dem Singapur-Rennen darf sich Lewis Hamilton als Favorit auf die WM-Krone wähnen. Die Quoten bei den Buchmachern unterstreichen das: Laut dem deutschen Sportwetten-Portal interwetten.com gibt es für einen WM-Sieg von Lewis Hamilton das 1,20-fache des Einsatzes zurück, einziger ernsthafter Verfolger ist Sebastian Vettel mit einer Quote von 4,00.

Doch ganz unabhängig vom Ausgang dieser Saison geht es hinter den Kulissen um etwas deutlich Größeres. Hersteller wie Ferrari oder McLaren setzen Formel-1-Innovationen schon immer in ihren Straßenfahrzeugen ein, da die Preisklasse es zulässt. Auch Porsche ist für die kurzen Wege zwischen Serie und Kundensport seit Jahrzehnten bekannt. Und Audis Vorreiterrolle bei Diesel-Motoren wurde erfolgreich im Rennsport umgesetzt: Im legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans fuhren die Ingolstädter jahrelang Sieg um Sieg ein, und das als einziger Diesel-Vertreter im Feld.

Doch inzwischen bahnt sich eine neue Ära an. Die Elektromobilität hat die gesamte Branche erfasst und parallel dazu befreit sich auch die Formel E aus ihrer Exoten-Nische. Für Fans schneller Autos bedeutet das eine höchst interessante Zukunft, denn elektrisches Fahren steht nicht nur für Ökologie und Vernunft, sondern gleichzeitig für neue Dimensionen in Sachen Fahrdynamik und Beschleunigung.

Hersteller setzen geschlossen auf E-Power

Gegen Ende August 2018 lud Audi zu einer Präsentation in Pebble Beach (Kalifornien) ein. Vorgestellt wurde der PB18 e-tron, ein rein elektrischer Mittelmotor-Sportler mit 680 PS, der innerlich wie äußerlich starke Anleihen aus Le Mans vorweist. Mit einer Reichweite von bis zu 450 Kilometern und mehr als 400 Liter Kofferraumvolumen werden auch praktische Aspekte bedacht.

Doch die Konkurrenz schläft nicht und die Liste ist äußerst prominent:

  • Porsche bringt schon 2019 sein erstes E-Zugpferd auf den Markt: Zunächst als Mission E vorgestellt, soll der Taycan mit seinen zwei Elektromotoren (insgesamt 600 PS) und Allradantrieb neue Maßstäbe setzen.
  • Teslas Neuauflage des Roadsters soll 2020 erscheinen und den Sprint auf 100 km/h in unglaublichen 1,9 Sekunden absolvieren.

Alleine diese Beispiele zeigen, dass die E-Technologie bereit ist, den Markt zu übernehmen. Inzwischen findet sich kein bekannter Hersteller mehr, der diesem Trend nicht folgt. Die deutschen Premium-Riesen BMW und Mercedes bereiten ihre Palette ebenso auf die Revolution vor wie die Japaner, die Amerikaner, die Koreaner, die Franzosen und die Skandinavier. Die Devise ist klar: Als vorderstes Marketing-Argument wird die seltene Kombination aus Vernunft und Performance dienen. Sehr anschaulich wird das von Teslas Model X demonstriert: Das Raumangebot eines Familienautos mit den Verbrauchskosten eines Kleinwagens und der Leistung eines Lamborghinis, nämlich satte 772 PS verteilt auf alle vier Räder – als Wermutstropfen bleibt da einzig der hohe Kaufpreis, der die SUV-Rennwagen-Kreuzung zu einem exklusiven Vergnügen macht. Dass dieses im Alltag bestens zurechtkommt, beweist das folgende Video:

Mit der Zeit werden die Preise weiter sinken, während die Modellauswahl wächst. Auch hier der Blick auf Tesla: Mit dem Model 3 drang der kalifornische Autobauer in ein neues Segment vor und wies die Wettbewerber dort in ihre Schranken. Langfristig soll jedoch auch das Model 3 noch deutlich unterboten werden; wirklich günstige E-Vehikel für unter 20.000 Euro sind laut Experten nur eine Frage der Zeit. Parallel dazu werden E-Supersportler für Glanz und Emotionen sorgen: Auch in der Elektroära leben Autos schließlich nicht alleine von pragmatischen Aspekten. Angesichts der natürlichen Vorteile der Technologie scheint der Weg geebnet zu sein; futuristische Looks außen und bahnbrechende Leistungsentfaltung innen sind die Rezeptur, mit der die Autoindustrie die größte Revolution seit ihrer Geburtsstunde erleben wird.

Bis dahin wird eine wachsende Flotte von Hybrid-Sportlern die Transformation unterstützen; die Infrastruktur ist noch nicht weit genug, um die Elektromobilität flächendeckend zu gewährleisten, doch mit jedem verkauften Exemplar nähert sich die Branche dem endgültigen Wandel, von dem sportliche Fahrer vielleicht sogar am meisten profitieren werden.

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