Motoren-News: Turbo ja, Twincharger nein

VWs 1.4 Twincharger steht vor dem Aus, BMW bringt neuen Zweiliter-Turbo und bei Porsche sieht’s so aus, als wenn ein Vierzylinder in den Cayman wandert.
Alle waren begeistert, als VW zum Ende des Jahres 2005 den 1.4 Liter TSI-Motor mit 125 kW auf den Markt brachte. Ökonomisch war er, dennoch elastisch und sportlich – downsizing at it’s best. Doch scheinbar ist die Kombination aus 1390 Kubikzentimetern Hubraum, Kompressor- und Turboaufladung, sowie Direkteinspritzung doch nicht des Rätsels Lösung. Zwar konnte die Maschine den begehrten „engine of the year“-Award gleich zweimal hintereinander gewinnen, doch in der Serie hatte man mit massiven Problemen zu kämpfen. Es gab viele Motorschäden gab es zu beklagen, wie etwa anhaltende Probleme mit der Magnetkupplung des Kompressor und der Lebensdauer der Wasserpumpe.

Aus gut unterrichteten Konzernkreisen war diese Woche zu erfahren, dass man in Wolfsburg über das Ende der Twincharger-Motorenfamilie nachdenkt und stattdessen auf eine herkömmliche Turboaufladung umschwenkt. Mit neuen Technologien wie TwinScroll will man einen ähnlich frühen Ladedruckaufbau erreichen, wie mit der Zuhilfenahme des mechanischen Laders beim alten Aggregat. Die Probleme der neuen Konzernmutter hat Porsche bisher nicht und wagt sich daher trotzdem optimistisch in die verbrennungsmotorische Zukunft des Unternehmens. So ließ sich Noch-Entwicklungschef Wolfgang Dürheimer auf der Detroit Motor Show entlocken, dass man in Zuffenhausen unter Hochdruck an einem vierzylindrigen Boxer-Aggregat arbeite. Einsetzbar soll dieses Triebwerk nicht nur im kommenden Mittelmotor-Roadster sein, der gemeinsam mit den Konzernschwestern entwickelt wird, sondern auch in der kommenden Boxster/Cayman-Generation.

Ob die Ikone 911 ebenfalls auf den Vierzylindermotor zurückgreifen wird, denkbar als 912 wie in früheren Tagen, ließ Dürheimer unbeantwortet, schob aber ein „im 911 konzentrieren wir uns fürs Erste wie gehabt auf den Sechszylinder“ nach. Das neu entwickelte Vierzylinder-Triebwerk soll mit einem Hubraum von 2,5 Litern ausgestattet sein und könnte damit auf der aktuellen Sechszylinder-Generation aufbauen. Leistungsmäßig sollten die neuen Boxer dann entsprechend bei 230 PS für die kleinste Version, 260 PS für die S-Variante, bis hinauf zu 360 PS für einen „kleinen“ turbo liegen.

Aber nicht nur bei Porsche bricht man mit langen Traditionen um der strengen CO2-Gesetzgebung der EU gerecht zu werden. Auch bei BMW in München gibt es Neuigkeiten in der Motorenentwicklung. Lange Zeit wurde versucht unterhalb der legendären Reihensechszylinder, die frei saugenden Vierzylinder zu vermarkten. Aber selbst Tricks wie die vollvariable Ventilsteuerung Valvetronic brachten nicht den gewünschten Erfolg gegen die meist aufgeladene Konkurrenz.

Auf den Namen N20B20 hört deshalb nun der erste turbogeladene Vierzylinder aus München seit langem. Mit zwei Litern Hubraum, 245 PS und 350 Nm präsentiert er sich auf dem Papier von seiner besten Seite. Auch die restlichen technischen Daten versprechen ein feines Stück Motorenbau: TwinScroll-Lader, High-Precision Direkteinspritzung, Valvetronic-Ventilsteuerung und ein Motorblock aus Aluminium verheißen viel. BMW hat angekündigt, die neue Motorengeneration nicht nur in verschiedenen Leistungsstufen auf den Markt zu bringen, sondern auch in fast allen Konzernmodellen einzusetzen.

Das erste Modell, das in den Genuss des Vierzylinders kommt, ist der X1 xdrive 28i, in dem der neue Motor den bekannten Dreiliter-Reihensechser mit 258 PS ablöst. Viele Fans mag das traurig stimmen, doch ein gemittelter Verbrauch von 7,9 Litern pro 100 Kilometer in Kombination mit der famosen Achtgang-Automatik entsprechen eher dem Zeitgeist, als ein großvolumiger R6.

Dass man mit dem neuen, komplexen Triebwerk allerdings ähnliche Probleme wie VW bekommt, glaubt man in München nicht. Schließlich läuft parallel zum neuen Zweiliter Motor die Entwicklung eines noch kleineren 1,6-Liter-Aggregats, wie die eines Dreizylinders mit 1,4 Litern Hubraum auf Hochtouren.

Und obwohl wir treue Anhänger der technischen Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors sind, so sei an dieser Stelle gesagt, dass wir mehr als froh sind, noch einen echten BMW Reihensechser in der Garage stehen zu haben. Denn wenn man sich mit dem Gaspedal ein wenig vorsieht, dann schafft auch er die 7,9 Liter auf 100 Kilometer. Den seidigen Lauf und den rauchigen Sound der Legende aber wird der schmale Vierzylinder nie erreichen!