Volkswagen

Schnell und praktisch: Golf R Variant im Test

Allradantrieb, 300 PS und kurvige Bergstrassen. Was sich nach reinrassigem Rallysport anhört, ist mittlerweile rein leistungsmäßig in Form des Golf R in der Kompaktklasse angekommen und sorgt dort trotz anfänglicher Skepsis für einheitliche Begeisterung. Grund genug für VW die feinen R-Zutaten auch in den neuen Golf Variant zu verpflanzen. Als Sport-Kombi mit Transport-Ambitionen soll der R Variant somit auch die eher praktisch veranlagte Kundschaft von seinen Talenten überzeugen.

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Von vorne unterscheidet den Golf R Variant (natürlich) nichts von seinen drei- und fünftürigen Brüdern. Doch er packt 33 Zentimeter hinten dran und wächst so auf knapp 4.60, bietet damit bis zu maximal 1620 Liter Kofferraumvolumen. Fahrer und Beifahrer nehmen vorne auf gut ausgeformten und bequemen Sportsitzen Platz, auf der Rückbank sind selbige zumindest angedeutet. Blau illuminierte Zeiger und diverse R-Schriftzüge sind diesem Topmodell vorbehalten, ansonsten bleibt es aber beim üblichen, teilweise auch biederem Serien-Interieur.

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Nach dem ersten Schlüsseldreh huschen die Zeiger einmal von links nach rechts, danach erwacht der Turbo-Vierzylinder mit einem kurzen Bellen zum Leben, verfällt bei deaktiviertem Race-Modus aber fast sofort wieder in eine ruhigere Gangart. Ein wenig Enttäuschung macht sich breit, denn unterhalb von 2.500 U/min meint man, eine beliebige 1.4 TFSI-Variante bewegen, erst danach geht es ordentlich vorwärts. Ist der Sport-Modus aber aktiviert, dreht das als Standard verbaute DSG die Gänge viel weiter aus, der Soundsimulator im Innenraum wird deutlich lauter und bei jedem Gangwechsel rotzt der R unter Last herrlich aus seinen vier Endrohren. Trotzdem hat die Soundkulisse einen leicht faden Beigeschmack, hier hätte VW sicherlich das Fahrerlebnis noch ein wenig emotionaler gestalten können. Auf den zugegebenermaßen nicht wirklich ebenen spanischen Straßenoberflächen in Malaga reicht das Fahrwerk im Sport-Modus den Zustand der Fahrbahnoberfläche recht ungefiltert an die Insassen weiter, sodass man zumindest innerorts recht bald wieder in den normal Modus wechselt. Die optional aufgezogenen 19 Zöller hatten zudem sicherlich ihren Anteil daran.

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Verlässt man die Stadt dann Richtung Berge, merkt man schnell, wo der R eigentlich hin gehört. Gibt er im normalen Modus den unaufregenden Kleinfamilien-Kombi, kommen seine wahren Talente erst bei kurvigen Strassen zum Tragen. Dank 4Motion-Allradsystem und sich dezent im Hintergrund haltender Regelsysteme (ESP ist vollständig deaktivierbar) durchfährt der Variant Kurven wie auf Schienen, glänzt bei schnell gefahrenen Überholmanövern mit bulligem Antrieb und hält die Gänge für einen Turbo-Motor überraschend lange. Dabei bleibt er stets sicher beherrschbar, lenkt willig ein und bremst stark. Der angegebene Durchschnittsverbrauch von sieben Litern lässt sich so allerdings natürlich nicht mehr halten, maximal 12 Liter auf 100 km zeigte uns der Bordcomputer an. Im Anbetracht der Fahrweise ein noch vertretbarer Wert.

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Zum Tagesabschluss durfte der R Variant seine sportlichen Qualitäten dann auch noch einmal auf der Rennstrecke des Ascari Race Resort unter Beweis stellen. Hier blieb der Kombi lange gutmütig, lässt sich präzise platzieren, leidet aber nach wenigen schnell gefahrenen Runden unter stark nachlassenden Straßenreifen und infolgedessen Untersteuerung. Da aber sicherlich die wenigsten Besitzer eines R Variant ihren Wagen regelmäßig auf der Rennstrecke bewegen werden, ist diese Tatsache sicherlich zu verschmerzen.

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In der Summe liefert der praktische Golf schließlich eine starke Vorstellung ab. Das Auto lässt sich  sehr einfach sehr schnell bewegen und macht mit den passenden Einstellungen richtig Spaß, zeigt auf der Gegenseite aber auch, dass er ein ganz normaler Variant sein kann, mit all den damit einhergehenden praktischen Vorzügen. Wenn er muss, transportiert er eine Familie entspannt in den Urlaub und wieder zurück, sprintet dank LaunchControl aber auch in 5,1 Sekunden auf Tempo 100 km/h und soll unlimitiert (Serie ab 250 km/h abgeriegelt) sogar 270 km/h erreicht haben. All das kostet minimum 42.925 Euro.

Konkurrenz: Die wohl schärfste Konkurrenz kommt mit dem ebenfalls noch sehr neuen Seat Leon ST Cupra aus dem eigenen Haus. Der Spanier leistet 280 PS, kostet nur 33.860 Euro und kommt serienmäßig als Handschalter daher (DSG +1700 Euro). Etwas abgeschlagen folgen Ford Focus Turnier ST (250 PS, ab 29.800 Euro) und Oktavia Kombi RS (220 PS, 30.040 Euro).

Technische Daten*:
Modell: Golf R Variant 2.0 TSI BMT 4MOTION
Motor: 4-Zyl.- Ottomotor TSI BMT, 1.984 ccm
Leistung: 300 PS (221 kW) zwischen 5.500 und 6.200 U/min
Drehmoment: 380 Nm zwischen 1.800 bis 5.500 U/min
Antrieb: 4Motion Allradantrieb, 6-Gang-DSG
Verbrauch (ECE): 7,0 l/100 Km/h
Beschleunigung (0-100 Km/h): 5,1 Sek.
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeriegelt)
Abmessung (L/B/H) : 4.596m / 1.799m / 1.467m
Gewicht: 1.574 kg
Grundpreis: 42.925 Euro

*Herstellerangaben

 

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