Wolke Sieben: Citroën C5 Aircross im Test

Es ist ja so eine Sache mit den sogenannten SUV. Der Leser wird unsere allgemeine Abneigung gegen diese Brummer schon kennen. Sie liegt insbesondere darin begründet, dass SUV durch ihre erhöhte Bodenfreiheit abseits der Straße Geländegängigkeit und durch ihre langen Federwege mehr Komfort versprechen. Und in der Regel nichts von diesen Versprechen einlösen können.

Auf den ersten Blick gibt der Citroën C5 Aircross kein unbedingt besseres Bild ab. Der Blick in die technischen Daten macht ihn – Vorderradantrieb sei Dank – nicht zum geländetauglichen Allradmonster. Doch man muss ihn fahren, um zu erkennen, dass Citroën das Plus an Federweg so nutzt, wie wir es von einem höhergelegten Fahrzeug dieser Klasse erwarten. Selten fuhren wir in selbiger ein weicher gedämpftes Auto.


Der C5 Aircross ist so weich, dass er beim scharfen Abbremsen im Stillstand nachwippt. So fühlt man sich unweigerlich an die luftgefederten französischen Sänften aus dem Hause Citroën erinnert. Einzig kurze Querfugen verdaut das Fahrwerk nicht ganz so ordentlich. Doch auch im Übrigen ist der C5 Aircross ganz auf Komfort ausgelegt, auch wenn rote Akzente an der Außenhülle eine gewisse Sportlichkeit suggerieren mögen. Man sitzt auf sehr breiten, wenig Seitenhalt bietenden aber dafür weichen Ledersitzen samt Massagefunktion. Die allerdings für unser Empfinden etwas schwächer ausfällt als die des Peugeot 508 (hier bei uns im Test). Der Innenraum ist vor allem dank der flach stehenden großen Frontscheibe samt weit zu öffnendem Panoramadach überaus luftig gestaltet. Erdige Farben und im Blickfeld platzierte Ziernähte machen einen hochwertigen und modernen Eindruck.


Lediglich die Oberseite des Armaturenbretts ist kein Musterbeispiel an Materialauswahl und zeigt, dass wir uns mit dem C5 Aircross auch preislich immer noch Mittelfeld bewegen. Doch ansonsten ist das Meiste, was wir sehen, wirklich fein: Das schön animierte Cockpit samt dem schicken Navigationsbildschirm ist aus den Konzernbrüdern und -schwestern bekannt und bewährt. Die Bedienung desselben ist bisweilen etwas kompliziert, aber der Gewöhnung zugetan. Sehr praktisch: Die induktive Ladefunktion fürs Smartphone in der Mittelkonsole. Für den versierten Franzosenfahrer dürfte auch der Rest des Interieurs wenig Anlass zum Grübeln geben. Also den futuristisch anmutenden Wählhebel der Achtgangautomatik auf D geschnippt und los fährt er, der C5 Aircross.

K-CD 2100 war mit dem 177 PS starken Zweiliter-Dieselmotor ausgestattet, der gemeinsam mit besagtem Wandlerautomaten im 1,7 Tonnen schweren Franzosen einen mehr als souveränen Job macht. Nach Überwindung des durchaus vorhandenen Turbolochs stürmt der C5 Aircross in 8,6 Sekunden auf Tempo 100. Und zumindest bis 160 km/h geht es bei Bedarf flott voran. Darüber macht sich der höhere Luftwiderstand des SUV bemerkbar. Bis zur angegebenen Höchstgeschwindigkeit von 211 Stundenkilometern wird es daher vergleichsweise zäh.

Dabei genießen Fahrer und Insassen die erhöhte Sitzposition, fühlen sich trotz des weichen Fahrwerks niemals unsicher sondern vielmehr kommod transportiert. Es ist tatsächlich eine Bereicherung, der C5 schwebt über die meisten Unebenheiten förmlich hinweg. Und das, was das Fahrwerk nicht mehr abmildern kann, schlucken die weichen Sitze vorzüglich weg. Dabei bleibt das Geräuschniveau von Motor und Wind überaus ruhig, selbst mit geöffnetem Panoramadach bleibt es gänzlich zugfrei im Innenraum des C5 Aircross.


Weniger angenehm und insbesondere im häufigen städtischen Betrieb fiel die mehr als ambitioniert agierende Start-Stopp-Automatik auf, die – anders als im Peugeot 508 – bereits bei Schrittgeschwindigkeit den Motor abschaltet. Was alleine noch nicht problematisch wäre, entpuppt sich im Zusammenspiel mit der schlecht dosierbaren Bremse als Ärgernis. Denn entweder bleibt der Fahrer hart auf der Bremse, was zum unweigerlichen Kopfnicken aller Passagiere bis zum Stillstand führt. Oder aber er löst die Bremse leicht, was jedoch unweigerlich den Neustart des Motors auslöst. Ein Dilemma, das nur umgehen kann, wer irgendwann entnervt die Automatik abschaltet.

Große Auswirkungen auf den ohnehin nicht vollkommen niedrigen Dieselverbrauch des C5 Aircross hat dies glücklicherweise nicht, lag dieser mit 7,2 Litern deutlich über dem angegebenen Wert von 4,7 Litern pro 100 Kilometern. Er ist aber immer noch akzeptabel, waren wir doch seltenst langsam und nie im leistungsabregelnden Eco-Modus unterwegs.


Und sonst? „Sonst nix!“ sind wir versucht zu sagen. Abgesehen von Kleinigkeiten wie dem erst auf mehrmaliges Drücken reagierenden Startknopf und die vergleichsweise gefühllose Lenkung, die definitiv nicht zum Kurvenräubern animiert. „Sonst“ leistete sich der Citroën C5 Aircross während unserer zweiwöchigen Testphase keine nennenswerten Schwächen. Er ist ein praktischer Alltagsbegleiter mit charmant-weichem Fahrwerk, schicken Details und einem individuellen Auftritt. Preislich bewegte sich unser Testwagen mit der höchsten Ausstattungslinie „Shine“ inklusive sämtlicher konfigurierbarer Ausstattungspakete bei rund 44.000 Euro, was wir in Anbetracht des Gebotenen für durchaus fair erachten – und es geht natürlich auch günstiger. Auch bei der Konkurrenz. Doch die bietet eben in aller Regel nur die ganz üblichen, hart gefederten und meist unkomfortablen SUV. Und so einer ist der Citroën C5 Aircross eben nicht.

Technische Daten*

Modell: Citroën C5 Aircross Shine BlueHDI 180 S&S EAT8
Motor: Vierzylinder-Reihe, 1.997 ccm
Leistung: 177 PS (130 kW) bei 3.750 U/min
Drehmoment: 400 Nm bei 2.750 U/min
Antrieb: Vorderradantrieb, Achtgang-Automatikgetriebe
Verbrauch (WLTP): 4,8 l D /100 Km
Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 8,6 s
Höchstgeschwindigkeit: 211 Km/h
Abmessungen (L/B/H): 4,50 m/1,86 m/1,69 m
Gewicht: 1.615 Kg
Grundpreis: 39.990 Euro
Typklassen (HP/VK/TK): 18/25/23

*Herstellerangaben