Überraschend sportlich: Mercedes-Benz GLA 250 4matic im Test

Eigentlich wollen wir es nicht spoilern, die ganze Schreibarbeit wäre umsonst. Aber wir müssen es vorwegnehmen: der neue GLA ist echt sportlich. Und das im positiven Sinne. Zwar nicht immer, aber in weiten Teilen. Und das auch noch überraschend gut. Auch optisch ist er gelungen, zumal in vollem AMG-Trim mit zweifarbiger Lederausstattung und fetten Optionsreifen. Also: Lesen!

Es sind grosse Fusstapfen, die der Mercedes-Benz GLA ausfüllen muss. Mit deutlich über einer Million verkauften Einheiten war die erste GLA-Generation ein voller Erfolg. Die Mischung aus erhöhtem Sitzen und gewohnter Mercedes-Qualität war für viele Kunden Argument genug. Der neue Mercedes-Benz GLA legt in beinahe allen Dimensionen drauf. Ob er damit automatisch ein Hit wird?

Design, Platz & Komfort des neuen Mercedes-Benz GLA

Das Design ist gelungen, man darf Gorden Wagener da gerne ein Kompliment machen. Hatte die erste Generation des Mercedes-Benz GLA aus mancher Perspektive teils ungünstige Proportionen, stört beim Neuen nichts. Er wirkt deutlich kompakter und schon im Stand agiler und dynamischer.

Dabei ist es vor allem bemerkenswert, dass er seinen großen Höhenzuwachs gut kaschiert. Erst im direkten Vergleich fällt auf, dass der Neue mehr als zehn Zentimeter höher baut. Doch die fließenden Übergänge, vor allem aber die kurzen Überhänge lassen den GLA wie aus einem Guss wirken. Das neue Gestaltungskonzept und die geänderten Proportionen bieten aber nicht nur im Design, sondern auch im Raum Vorteile.

So ist nicht nur das Raumgefühl in der ersten Reihe durch die vergrößerte Kopffreiheit deutlich besser, besonders der Fond gewinnt. Der Knieraum legt um gut 11 Zentimeter zu, das entspricht sonst etwa der nächsthöheren Fahrzeugklasse. Auch das Ambiente ist oberklassig dank des von der A-Klasse bekannten Armaturenbretts mit großen Displays und edlem Styling.

Technisch bietet der Neue ein paar Highlights

Bleiben wir beim Interieur, denn das MBUX-Bediensystem ist immer noch bemerkenswert. Tolle Grafik, edle Erscheinung und eine gigantische Optionsvielfalt, die sich überraschend einfach bedienen lässt. Allerdings gilt das nur unter Vorbehalt. Denn wer die zwei 10,25 Zoll messenden Bildschirme möchte, muss mercedes-typisch tief in die Tasche greifen.

Gleiches gilt für die volle Suite der Assistenzsysteme. Mit Abbiegefunktion, Rettungsgassenfunktion und Ausstiegwarnfunktion kann der neue Mercedes-Benz GLA viel, meist aber wieder nur gegen Aufpreis. So sind beim sowieso nicht günstigen Einstiegspreis gerne noch einmal 50% mehr in Optionen anlegbar.

Ein weitere, bemerkenswerte Neuentwicklung ist der nun elektromechanisch gesteuerte 4matic-Allradantrieb. Wo früher eine Hydraulik für die Betätigung des Kraftschlusses zwischen Vorder- und Hinterachse aktiv wurde, arbeitet nun ein Elektromotor. Er sperrt je nach Bedarf ein Kupplungspaket – mal mehr, mal weniger. Das bringt nicht nur Vorteile in der Regelgeschwindigkeit, sondern vor allem in der Auslegung der verschiedenen Fahrmodi.

Wie fährt der Mercedes-Benz GLA 250 4matic?

Sportlich. Was vor allem an der AMG-Line und der 19-Zoll Optionsbereifung des Testwagens lag. Derart ausgerüstet rollt der Mercedes-Benz GLA 250 4matic ein bisschen hölzern über Unebenheiten. Er ist dabei nicht unkomfortabel, man ist aber im ersten Moment doch überrascht.

Was auch ein bisschen an der Geräuschkulisse liegt. Die 224PS und 350Nm des 250er-Benziners sind im Innenraum akustisch stets präsent. Denn mit der Topmotorisierung diesseits der AMG-Antriebe, zischelt und schnauft der Turbolader des Zweiliter-Vierzylinders bei jedem Gasgeben deutlich wahrnehmbar. Leider kann der Auspuff in diesem Umfeld nicht ganz mithalten.

Zwar müht er sich mit einer sonor dumpfen Abstimmung im Leerlauf und Drehzahlkeller, kann obenrum sein Versprechen aber nicht halten. Das Fahrwerk hingegen überzeugt in Sachen Freude. Dank der erhöhten Spurweite, des aufwändigen Leichtbau-Fahrwerks und der neuen 4matic ist der Mercedes-Benz GLA 250 erfreulich dynamisch unterwegs.

Die Lenkung ist fein abgestimmt und kann durch den Dynamic-Wählschalter dem eigenen Geschmack zusätzlich angepasst werden. So macht es durchaus Freude den kleinen SUV aus Stuttgart ums Eck zu treiben. Bleibt allerdings die Frage, ob die Dynamiker unter den Kunden nicht eher zu A- oder CLA-Klasse greifen?

Fazit:

Mercedes-Benz bietet mit dem neuen GLA einen deutlich verbesserten Kompakt-SUV. Mehr Raum, gefälligeres Design und topmoderne Ausstattung machen es der Konkurrenz schwer. Doch das alles hat seinen Preis. Und: intern gibt es mit den Plattform-Brüdern eine große Auswahl. Hoffentlich verzettelt sich Stuttgart hier nicht.

Technische Daten:

Modell: Mercedes-Benz GLA 250 4matic
Motor: Vierzylinder-Reihe, 1.991 ccm
Leistung: 224 PS (165 kW)
Drehmoment: 350 Nm bei 1.800-4.000U/min
Antrieb: Allradantrieb, Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe
Verbrauch (NEFZ): 7,1 l Benzin/100km
Testverbrauch: 8,3 l Benzin/100km
Beschleunigung (0 – 100km/h): 6,7 s
Höchstgeschwindigkeit: 240 km/h
Abmessungen (L/B/H): 4,41 m/1,83 m/1,61 m
Gewicht: 1.600 kg
Grundpreis: 44.381 EUR
Testwagenpreis: 66.813 EUR

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