Erinnert ihr euch noch an das Jahr 2019? Klar! Denn das war das letzte Jahr, in dem es eine Corvette mit Frontmotor gab. Es folgte die Corvette C8 mit Mittelmotor. Das veränderte alles. Auch wenn zumindest der hinterm Fahrer verbaute V8 ein alter Bekannter war. Noch einen drauf legte die Corvette E-Ray in 2023, die als Hybridsportwagen mit Allradantrieb endgültig mit der Tradition brach. Es folgte die Corvette C8 Z06 mit ihrem doppelt aufgeladenen 5,5-Liter-V8, die die Basis für die sagenhafte Corvette ZR1 mit ihren 1.079 PS bildete. Doch das alles waren nur Vorstufen zum nun vorgestellten Meisterstück: Der Corvette ZR1X.
Wie vermutet, kombiniert die neue ZR1X den LT7-V8-Motor der ZR1 mit einer überarbeiteten Version des Elektromotors aus der Corvette E-Ray. Das Resultat ist eine Hybrid-Allrad-Corvette mit gewaltigen 1.267 PS. Der Hauptanteil dieser Kraft – satte 1.079 PS – stammt aus dem 5,5-Liter-V8-Biturbo, der seine Power über ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe an die Hinterräder weiterleitet. An der Vorderachse sitzt ein weiterentwickelter E-Ray-Elektromotor. Auch hier hat Chevy nachgebessert: Die Bruttokapazität der Batterie bleibt mit 1,9 kWh identisch zur E-Ray, doch die nutzbare Energiemenge wurde um 29 % gesteigert. Dadurch konnte die Betriebsspannung erhöht und die elektrische Leistung verbessert werden. Der Frontmotor dreht nun bis zu 17.000 U/min (statt 16.000) und liefert 189 PS. Zudem hält die Leistung länger an, und die Entkopplung der Vorderräder erfolgt jetzt erst bei 257 km/h – beim E-Ray war bei 240 km/h Schluss.
Schon die heckgetriebene ZR1 beeindruckt mit massiver Beschleunigung: Mit Vollgas erzeugt sie bis 137 km/h eine Querbeschleunigung von über 1,0 g. Doch mit Allradantrieb wird die ZR1X zur echten Rakete. Chevy spricht von einem Sprint auf 100 km/h in unter zwei Sekunden und einer Viertelmeile unter neun Sekunden – mit einer Geschwindigkeit von über 240 km/h. Diese Daten sollen auch auf normalem Asphalt erreichbar sein – vorausgesetzt, die Reifen sind sauber. Wie es in Sachen Topspeed aussieht, verrät Chevrolet leider noch nicht.
Aber die ZR1X ist nicht bloß für Geradeausrennen gebaut. Die Ingenieure haben das eAWD-Fahrwerkssystem der E-Ray komplett überarbeitet. Chevy verspricht, dass der ZR1X in Längs- und Querrichtung gleichzeitig 1,0 g erreichen kann.
Der Charge+-Knopf, bisher an der Mittelkonsole, wurde ans Lenkrad verlegt, um ihn schneller nutzen zu können. Zusätzlich wurde eine neue Push-to-Pass-Funktion integriert, die die gesamte Kraft der 1.267 PS freigibt. Aktiviert wird sie über den Tempomatschalter – allerdings nur in einem der Performance-Traction-Management-Modi, bei durchgetretenem Gaspedal und einer Portion Mut.
Damit die Schose auch wieder zum Stillstand kommt, kommen Alcon-Sättel mit 10 Kolben vorn und 6 Kolben hinten sowie gigantische 16,5-Zoll-Bremsscheiben rundum – die größten, die je in einer Corvette verbaut wurden – zum Einsatz. Die Karbon-Keramik-Scheiben bestehen aus durchgängig gewebten Kohlefasersträngen. Laut Chevy schafft das System eine Verzögerung von 1,9 g beim Bremsen von 300 auf 193 km/h. Das J59 genannte Bremsen-Kit ist in der ZR1X serienmäßig und wird ab Modelljahr 2026 auch für die normale ZR1 erhältlich sein.
Die Ausstattungsvarianten der ZR1X gleichen denen der heckgetriebenen ZR1: In der Basis fährt sie auf Michelin Pilot Sport 4S und bietet etwas mehr Komfort. Wer maximale Performance will, wählt das ZTK-Paket mit härteren Federn, strafferer Abstimmung und Michelin Pilot Sport Cup 2R-Reifen. Dazu gehören auch Teile aus dem Carbon-Aero-Kit, Unterbodenverkleidungen, eine Gurney-Kante auf der Haube und ein riesiger Heckflügel in Surfbrett-Größe.
Im Innenraum verliert der Begriff „Hypercar“ an Gewicht – denn trotz der Leistungsorgie bleibt der ZR1X-Innenraum identisch mit anderen Corvette-Modellen. Die vielen Knöpfe früherer C8-Modelle sind verschwunden. Klima- und Lüftungssteuerung sitzen jetzt unter dem zentralen Bildschirm. Neu ist auch das Display-Trio: ein 14,0-Zoll-Kombiinstrument, ein 12,7-Zoll-Touchscreen in der Mitte und ein zusätzliches 6,6-Zoll-Touchdisplay links, das den Zugriff auf Head-up-Display- und PTM-Einstellungen ermöglicht.
Ein Preis steht noch nicht fest, aber sicher ist: Die ZR1X wird die teuerste Corvette aller Zeiten. Für einige mag eine Corvette jenseits der 250.000-Euro-Marke zu viel des Guten sein – selbst bei unter neun Sekunden auf der Viertelmeile. Doch angesichts der gebotenen Leistung ist die ZR1X trotzdem noch ein Schnapper und wird bestimmt ihre Kunden finden.