evocars

BMW M135i im Test: Unterwegs im Bayern Hot-Hatch mit 320 PS

Wer hätte das gedacht: ein Sonderangebot aus München. Ein BMW, der günstiger ist als die Konkurrenz? Gut, vielleicht nicht in absoluten Zahlen, aber in Sachen Preis-Leistung auf jeden Fall.

BMW 1M Coupé: Untwergs im starken Bruder

So kostete der jüngst ausgelaufene Golf R (272 PS) immerhin 37.375 Euro und der neue Audi S3 (300 PS) bringt es auf 38.900 Euro – direkte Konkurrenz zu den 39.850 Euro die BMW für den dreitürigen M135i aufruft. Und hier hat man es nicht etwa mit einem heftig aufgepumptem Vierzylinder zu tun, sondern mit einem Dreiliter-Sechszylinder. Noch dazu mit dem sagenumwobenen M in der Typenbezeichnung. Doch bevor die ganz Genauen jetzt „halt“ rufen: Wir wissen sehr wohl, dass es sich hier nur um ein M Performance Car und keinen echten M handelt. Aber sei es drum, die Konkurrenz kann dem schnellen Münchner erst in der nächsthöheren Kategorie das Wasser reichen.

Galerie (42 Bilder)

Bei Mercedes muss man schon zum A 45 AMG schielen, damit man leistungstechnisch auf der gleichen Stufe steht. Doch der 360 PS-Kompate kostet beinahe 10.000 Euro mehr als der BMW. Bei Audi ist es ähnlich, auch der RS3 kratzt(e) scharf an der 50.000 Euro-Marke. Was bekommt man also bei BMW für sein Geld. Eine Mogelpackung? Nein, weiß Gott nicht. Eher schon eines der besten Autos, das wir seit langer Zeit im Redaktionsfuhrpark hatten.

„Driven: Die evocars-Fahrberichte

Kompakt, bissig, schnell, praktisch und sparsam

Fangen wir beim Motor an. Turbogeladen, ja – und dann auch nur einfach. Doch das Ergebnis ist ein Traum. Beim Kaltstart am Morgen brodelt es böse aus den zwei schwarzen Endrohren der Abgasanlage, hier haben die Akustikingenieure ganze Arbeit geleistet. Der TwinPower-Technik ist es dann auch zu verdanken, dass der Dreiliter ohne turbotypische Gedenkzeit an die Arbeit geht. Die 450 Nm liegen tief im Drehzahlkeller bei 1300 Umdrehungen an und so marschiert der M135i direkt und ansatzlos nach vorne. Klar auch, dass die Mitte schön mächtig und druckvoll ist, doch es ist vor allem das Ausdrehen, das am schnellen Münchener begeistert.

„Schwäbische Alternative: Der Mercedes A 45 AMG

7.000 Touren sind kein Problem, der Reihensechser will quasi ständig mit Dir in Richtung Begrenzer und dabei entweicht ihm dieser unnachahmliche Ton, der nicht nur alle Nackenhaare aufstellt, sondern sämtliche Vierzylinder-Konkurrenz vor Neid erblassen lässt. Vor allem, wenn man den kleinen M in Kombination mit der Achtgang-Automatik bestellt hat. Das ZF-Getriebe wechselt die Gänge in einem Tempo und mit einer akustischen Maskierung, dass Du das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommst.

„Hauptsache aus München: Alle BMW-Artikel

Ans Handschalten denkst Du kaum noch, so treffsicher werden die Zahnradpaare gewechselt. Auch die Spreizung des Getriebes begeistert: Die kurzen Gänge lassen den BMW in unter fünf Sekunden auf Tempo 100 schießen, jeden Zwischensprint auf Wimpernschlaglänge schrumpfen und auf der Autobahn bei Tempo 200+ bleibt die Drehzahl verbrauchsschonend im Rahmen. Und der Kraftstoffkonsum ist wirklich eine Überraschung. Über 13 Liter sind es nur sehr selten, zurückhaltende Naturen schaffen sogar eine sechs vor dem Komma auf der Autobahn. Im Schnitt hatten wir 9,6 Liter im Notizbuch stehen. Für 320 PS mehr als beachtlich.

Doch es ist nicht nur der superbe Antrieb, es ist auch das Chassis des M135i, das begeistert.  Das Fahrwerk – vor allem wenn man die adaptive Option gewählt hat – schafft einen gelungenen Spagat zwischen Komfort und Sportlichkeit. Und das ist hier keine billige Floskel, sondern unser voller Ernst. Selten konnte man auf der langen Reise so bequem lümmeln und im nächsten Moment, nachdem man den Fahrerlebnisschalter in die Position Sport gestellt hat, die Kiste so richtig fliegen lassen.

Klar, „so richtig fliegen lassen“ ist natürlich relativ. Ohne Sperrdifferenzial und vor allem mit den auf dem Testwagen montierten 17-Zoll-Winterreifen sind dem Spaß natürlich Grenzen gesetzt, doch die guten Gene lassen sich sofort herauslesen. Der M-Performance 1er bleibt immer gutmütig, verschreckt nicht mit Lastwechselreaktionen und nervt nicht mit bravem Untersteuern. Er liegt einfach immer gut. Punkt.

Dabei ist sogar die elektrische Servolenkung ein guter Partner. Auch wenn ihr vielleicht im Vergleich zur hydraulischen Lösung des 1M Coupés ein wenig das Gefühl verloren gegangen ist, sie bettet Dich immer noch direkt ins Geschehen ein und hilft Dir, das Auto genau dort zu positionieren, wo Du es haben möchtest. Im Sport-Modus meint sie es sogar zu gut, denn die hier doch sehr stark eingeschränkte Unterstützung finden wir eher pseudo-sportlich, als wirklich hilfreich. Wer sich im iDrive-Menü aber gut auskennt, der kann das natürlich alles auf seinen Geschmack anpassen…

Denn im Innenraum ist der M135i voll und ganz BMW: hochmodern und auf Wunsch mit allem austattbar, was das Herz begehrt und das Portemonnaie bezahlen kann. Unsere Empfehlung liegt – trotz des horrenden Preises – auf dem großen Professional-Navigationssystem. Die Darstellungsgüte, die Optionsvielfalt, die Bedienung – überhaupt alles, spielt in einer Liga mit den Systemen der Luxusklasse (klar, kommt ja auch direkt aus dem 7er!). Wer dazu noch das HiFi-System und die Bluetooth-Anbindung ordert, der ist mit seinem 320 PS-1er nicht nur schnell, sondern auch immer bestens unterhalten unterwegs.

Fazit von evocars-Redakteur Fabian Mechtel: Warum wir gerade das Navi, HiFi-System und Bluetooth als Option enpfehlen? Nun, weil der M135i einfach ein Auto ist, mit dem man verdammt viel untwerwegs sein wird, da man kaum mehr aussteigen möchte.

Technische Daten*
Modell: BMW M135i
Motor: Reihensechszylinder, TwinPower-Turbolader, 2979 ccm
Leistung: 235 kW / 320 PS bei 5800 U/min
Drehmoment: 450 Nm bei 1300-4500 U/min
Antrieb: Hinterrad, Achtgang-Automatik
Gewicht: 1515 Kg
Abmessungen (LxBxH): 4,34 x 1,77 x 1,41
Verbrauch: 7,5 Liter/100 Km Super Benzin
0-100km/h: 4,9 Sek.
Vmax: 250 km/h abg.
Preis: ab 39.850 Euro (Dreitürer)