Knapp sechs Jahre ist es her, dass Porsche den 935 in einer Kleinserie von 77 Stück zu einem Preis von rund 835.000 Euro unters Volk (bzw. wohlhabende Sammler) brachte. Schon damals war klar, dass es sich bei diesem Tracktool um eine gute Geldanlage handeln dürfte. Am 01. November wird eines der 77 Modelle bei einer Broad Arrow Auktion in Zürich angeboten – der zu erwartende Erlös liegt laut Auktionshaus zwischen 1,3 – 1,6 Millionen Euro. Im besten Falle erwartet den Verkäufer also eine Wertsteigerung von 100% in sechs Jahren. Not bad!
Und hier nun die Infos zum zu ersteigernden im Speziellen und dem Porsche 935 im Allgemeinen:
Ende der 1970er Jahre entstand mit dem Porsche 935 eines der ikonischsten Fahrzeuge der legendären FIA-Gruppe 5. Die sogenannten „Silhouette“-Regeln ließen den Konstrukteuren damals ungeahnte Freiheiten – lediglich Dach, Türen, Motorhaube und Fahrgestellschienen mussten seriennah bleiben. Der Rest war kreative Spielwiese. Während andere Hersteller noch experimentierten, erkannte Porsche sofort das Potenzial dieser lockeren Vorschriften. Als die Ingenieure bemerkten, dass die Regeltexte keine Angaben zu Scheinwerferhöhe oder -gehäusen enthielten, nutzten sie die Lücke konsequent aus: Die markante, aerodynamische „Flachnase“ war geboren – und wurde zum Erkennungszeichen des 935.
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In seiner ultimativen Evolutionsstufe, dem 935/78, wuchs der doppelt aufgeladene Sechszylinder-Boxermotor 1978 auf 3,2 Liter Hubraum und leistete bis zu 862 PS. Damit erreichte der Wagen auf der Hunaudières-Geraden in Le Mans sagenhafte 366 km/h. Die Kombination aus den weißen Martini-Farben, der verlängerten Karosserie und den brutalen Leistungswerten brachte ihm schnell den Spitznamen „Moby Dick“ ein. Kaum ein anderes Fahrzeug dominierte die Langstreckenrennen dieser Ära so konsequent: Der 935 gewann mehrfach in Daytona, Sebring und am Nürburgring – und selbst private Teams wie Kremer Racing feierten mit dem 935 K3 triumphale Erfolge, darunter den Gesamtsieg in Le Mans 1979, ein Triumph, der keinem serienbasierten Auto seit dem Ford GT40 gelungen war.
Vier Jahrzehnte später griff Porsche Motorsport diesen Mythos wieder auf. Unter dem geheimen Codenamen „Projekt Flachnase“ entstand ein modernes, reinrassiges Clubsport-Fahrzeug, das 2018 bei der Rennsport Reunion VI in Laguna Seca enthüllt wurde – genau 40 Jahre nach dem Debüt des Originals und pünktlich zum 70-jährigen Jubiläum der Marke Porsche. Der neue Porsche 935 (Modelljahr 2019) war eine Hommage in Reinkultur: Mit 4,87 Metern Länge, dramatisch verbreiterten Kotflügeln, dem typischen Langheck und der ikonischen Martini-Lackierung zitierte er unverkennbar die Silhouette des „Moby Dick“.
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Chefdesigner Grant Larsen beschrieb das Projekt mit einem Augenzwinkern:
„Wir hatten eine seltene Freiheit – keine Homologation, keine Kompromisse. Wir konnten das Auto so gestalten, wie wir es wollten.“
Und das taten sie. Jedes Detail trug Motorsport-DNA: Die vertikalen LED-Rückleuchten stammen vom Porsche 919 Hybrid, die Spiegel vom 911 RSR GTE, der markante Doppelauspuff erinnert an die Langstrecken-Helden der 1960er Jahre. Fächerförmige Radkappen, sichtbare Nieten und der riesige Heckflügel – alles verneigt sich vor den brachialen Porsche-Rennwagen vergangener Jahrzehnte.
Auch im Innenraum wurde bewusst auf Nostalgie gesetzt: Ein Holz-Schaltknauf erinnert an den legendären Porsche 917, während das Carbon-Lenkrad und das digitale Cosworth-Instrument modernste Technik einbringen. Hinzu kommen ein FIA-zertifizierter Überrollkäfig, ein Recaro-Rennsitz, eine 115-Liter-Sicherheitszelle für den Kraftstoff und ein automatisches Feuerlöschsystem – und als luxuriöses Zugeständnis: eine serienmäßige Klimaanlage.

Unter der Kohlefaserhülle steckt das bewährte Herz des 911 GT2 RS Clubsport (991.2): ein 3,8-Liter-Biturbo-Boxer mit 700 PS und 750 Nm, gekoppelt an ein Siebengang-PDK-Getriebe. Der Hecktriebler sprintet in 2,7 Sekunden auf 100 km/h und erreicht etwa 330 km/h Spitze. Für die notwendige Kontrolle sorgen riesige Brembo-Bremsen, voll einstellbare Rennaufhängungen und Michelin-Slicks – ein Setup, das Tester als „so brutal haftend, dass man die Kurven in den Sitz gefräst bekommt“ beschrieben.
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Lediglich 77 Exemplare wurden gebaut – ein exklusives Geschenk an die treuesten Motorsportkunden der Marke. Einige dieser Fahrzeuge nahmen tatsächlich an Rennen teil, etwa beim GT2-Supersportscar-Weekend 2019 in Spa, wo Egidio Perfetti beide Läufe gewann, oder beim legendären Pikes Peak Hill Climb 2020, wo Jeff Zwart in einem 935 der Ingram Collection eine beeindruckende Performance ablieferte.
Das hier beschriebene Fahrzeug ist die Nummer 75 von 77, Fahrgestell WP0ZZZ99ZKS199175, in nahezu neuwertigem Zustand. Es wurde ab Werk in Achatgrau ausgeliefert und erhielt später eine maßgeschneiderte Sonderlackierung in „Piper Green“ – ein lebhaftes Hellgrün mit weißen Akzenten, inspiriert vom britischen Privatfahrer David Piper und dessen legendärem Porsche 917 K.

Diese Farbwahl verbindet moderne Ingenieurskunst mit der romantischen Geschichte des historischen Motorsports – eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen 917 und 935, zwischen Mythos und Mechanik. Ob auf Rennstrecken-Events oder als Kronjuwel einer Sammlung: Dieser Porsche 935 (Nr. 75 von 77) ist nicht nur eine Hommage, sondern ein rollendes Denkmal an eine Ära, in der Leistung, Mut und Design noch ungezähmt waren.













